Sun schildert Hintergründe des Übernahmepokers

Der Unix- und Serverspezialist, der demnächst von Oracle geschluckt wird, hat der US-Börsenaufsicht die Chronologie der Übernahme dargestellt. Demnach waren zwei weitere große Firmen interessiert - IBM und Hewlett-Packard.

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Der Unix- und Serverspezialist Sun Microsystems hat Details über die Vorgänge bekannt gegeben, die zur Übernahmevereinbarung mit Oracle führten. Laut einem Bericht an die US-amerikanische Börsenaufsicht waren außer Oracle noch zwei weitere große Unternehmen an einer Übernahme interessiert. Zudem hatte Oracle im März zunächst nur ein Angebot für Suns Software-Sparte unterbreitet.

Die Chronologie der Ereignisse geht zurück in den November 2008. Seinerzeit hatte der Chef eines "Party A" genanntes Unternehmens mit Sun-Chef Jonathan Schwartz Gespräche über eine mögliche Fusion aufgenommen. In US-Medienberichten wird angenommen, bei "Party A" handele es sich um IBM; zumindest stellt das Wall Street Journal, zu dem die Gespräche Mitte März durchsickerten diesen Zusammenhang her. In der Zeit bis Mitte Dezember 2008 sei auch eine "Party B" ins Spiel gekommen. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet unter Berufung auf eingeweihte Kreise, dabei habe es sich um Hewlett-Packard gehandelt.

Demnach unterbreitete "Party A", also höchstwahrscheinlich IBM, Ende Januar ein Übernahmeangebot von 8,40 bis 8,70 US-Dollar je Aktie und erhöhte dieses am 20. Februar auf 10 US-Dollar. Während dieser Zeit hatte Sun bereits Gespräche mit "Party B", also demnach Hewlett-Packard geführt. Drei Tage nach Eingang des nachgebesserten IBM-Angebots sprach der Sun-Vorsitzende Scott McNealy mit Oracle-Chef Larry Ellison über mögliche Kooperationen. Hewlett-Packard gab auch auf Drängen kein konkretes Angebot ab. Am 26. Februar schloss der Sun-Vorstand eine Exklusivvereinbarung mit IBM und brach Gespräche mit den anderen Interessierten ab.

Am 12. März ging bei Sun ein schriftliches Angebot von Oracle zur Übernahme der Softwaresparte ein, geht weiter aus dem Bericht an die Börsenaufsicht hervor. Der Sun-Vorstand wollte auf dieses Angebot nicht eingehen und verhandelte stattdessen weiter mit IBM, das am 29. März sein Angebot von 10 auf 9,40 US-Dollar beziehungsweise auf 9,10 US-Dollar in einem Alternativangebot senkte. Diese Angebote lehnte der Sun-Vorstand ab, der daraufhin wieder Oracle und Hewlett-Packard in Betracht zog und ihnen zum 17. April ein Ultimatum für die Abgabe eines Angebots stellte. Hewlett-Packard zog zurück, doch Oracle preschte mit einem Angebot von 9,50 US-Dollar je Aktie für das komplette Unternehmen Sun vor. Am 20. April haben die beiden Unternehmen schließlich ihre Übernahmevereinbarung bekannt gegeben.

Oracle hat inzwischen deutlich gemacht, Suns Hardwaregeschäft nicht aufgeben zu wollen. Firmenchef Ellison erläuterte in einem Interview, Unternehmen wie Apple und Cisco bewiesen, dass man als Komplettanbieter von Hard- und Software bessere Systeme bauen könne, mit denen sich gutes Geld verdienen lasse. Das gelte auch für fertige Datenbankmaschinen, die eine viel höhere Performance erzielen könnten als auf Standard-Hardware installierte Datenbanken. Dazu wolle Oracle die SPARC-Plattform weiterentwickeln. (anw)