Trippelschrittchen Richtung IPv6

Der "Nationale IPv6-Aktionsplan für Deutschland" des IPv6-Rates bleibt hinter den Erwartungen zurück. Und die Bundesregierung schwenkt nur teilweise auf seine Linie ein.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
  • Johannes Endres

Der deutsche IPv6-Rat hat seinen "Nationalen IPv6-Aktionsplan für Deutschland" (PDF-Download) vorgelegt. Mit seinen Vorschlägen schließt er sich der europäischen IPv6-Roadmap an. Der bleibt allerdings in seinen Selbstverpflichtungen äußerst vorsichtig. So fordert er beispielsweise, dass bis 2010 "[...] mindestens 25 Prozent der deutschen Internetanwender in der Lage sein, sich mit dem IPv6-Internet zu verbinden und auf die wichtigsten Inhalte und Dienste zugreifen zu können [...]". Da alle verbreiteten Betriebssysteme IPv6 unterstützen, ist das mit Tunnel-Techniken wie Teredo schon heute möglich.

Als ersten konkreten Schritt für die IPv6-Einführung nennt der Nationale Aktionsplan die regelmäßige Ausrichtung des IPv6-Gipfels im Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Danach folgen unter anderem die "Entwicklung konkreter, mit der Bundesregierung abgestimmter Handlungsempfehlungen", die "Institutionalisierung eines direkten Dialogs zwischen öffentlicher Verwaltung und Forschungseinrichtungen" sowie "eine öffentlich verfügbare Informations- und Wissenssammlung zum Thema IPv6".

Für die Bundesregierung begrüßte deren IT-Beauftragter, Staatssekretär Hans Bernhard Beus, den Aktionsplan, der auch Thema des kommenden IT-Gipfelgesprächs sein soll, und versprach: "Die Infrastrukturentscheidungen, die wir zu treffen haben, werden wir auf der Basis der Roadmap fällen." Die Einführung von IPv6 sei eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sagte Beus.

Als konkreten Schritt nannte Beus die Aufrüstung der Netze der Bundesverwaltung, die seit dem Umzug von Bonn nach Berlin in die Jahre gekommen seien. "Ab 2010 werden das Verwaltungsnetz und das Netz des Bundes [...] IPv6 sprechen", sagte Constanze Bürger vom Bundesinnenministerium. Erste Dienste könnten schon 2009 per IPv6 angesprochen werden.

Weitere Vorgaben für die öffentliche Hand im Aktionsplan betreffen die Beschaffungspolitik und die IPv6-Fähigkeit von öffentlichen Angeboten. Neu aufgesetzte Angebote sollen von Anfang an, bestehende Dienste im Rahmen von Updates IPv6-fähig gemacht werden. Allerdings äußerten sich die politischen Vertreter recht zurückhaltend, was die Ausschreibungspolitik anbelangt.

Zwar sagte Beus, man befinde sich als Kunde mit einem 17 Milliarden Haushalt für IT-Hardware, Software und Dienste in einer komfortablen Position, Anreize für die Einführung zu schaffen. Ein konkretes Datum, ab wann keinerlei Produkte oder Dienste mehr eingekauft würden, die nicht auch IPv6 unterstützen, nannte Beus aber nicht.

Auch die Forderungen an die Privatwirtschaft formuliert der Aktionsplan vorsichtig und ohne genauen Zeitplan: "Von zentraler Bedeutung ist hier die Bereitschaft der Anbieter von Inhalten und Diensten [...], die notwendigen Anpassungen zum flächendeckenden Einsatz der IPv6-Technologie vorzunehmen." Der größte Teil von heise online ist bereits per IPv6 erreichbar. (Monika Ermert) (je)