Trojaner spionierte israelische Unternehmen aus

Ein umfangreicher Fall von Industriespionage erschüttert momentan die israelische Wirtschaftswelt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 322 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Holger Bleich

Ein umfangreicher Fall von Industriespionage erschüttert momentan die israelische Wirtschaftswelt. Mit einem eigens entwickelten Trojaner wurden gleich mehrere große Unternehmen monatelang von Konkurrenten belauscht. Zu den Auftraggebern zählen nach Angaben israelischer Ermittlungsbehörden unter anderem die Mobilfunk-Provider Cellcom und Pelephone, der Satelliten-TV-Anbieter Yes sowie der Mineralwasserabfüller Tami-4.

In der vergangenen Woche wurden 18 Personen in Zusammenhang mit dem Fall verhaftet, darunter sieben Manager der verdächtigten Unternehmen. Es sei noch nicht absehbar, welcher Schaden entstanden ist, teilten die Behörden mit. Sicher sei, dass es "um sehr viel Geld geht". Als am gestrigen Sonntag bekannt wurde, welche Unternehmen von der Spionage betroffen waren, sanken deren Aktienkurse teilweise um mehrere Prozent.

Drei von den verdächtigten Unternehmen beauftragte Privatdetekteien sollen den Trojaner bestellt und in Umlauf gebracht haben. Verschickt wurde er getarnt auf unscheinbaren Werbe-CDs oder als Attachment von harmlos klingenden E-Mails. Einmal installiert, sei das Programm kaum noch aufzufinden gewesen. Mit dem Trojaner lässt sich laut Polizeiangaben ein PC komplett fernsteuern. Wichtige Dokumente lud er demnach von den Nutzern unbemerkt direkt auf ferne FTP-Server hoch. Bislang habe kein Antivirenprogramm den digitalen Spion erkannt.

Mutmaßliche Autoren des Trojaners sind der israelische Entwickler Michael Haephrati und seine Frau. Die beiden wurden bereits am vergangenen Mittwoch in London festgenommen. Beteiligt an der Ermittlung waren auch deutsche Behörden, weil das Paar bis vor kurzem in Deutschland lebte. Israelische Behörden verdächtigen es nun dringend der rechtswidrigen Datenveränderung. Zunächst bleiben die beiden zu einer gerichtlichen Anhörung am 3. Juni in Großbritannien in Haft.

Die Ermittlungen in dem Fall begannen bereits im November 2004: Der in Israel sehr bekannte Autor Amnon Jackont hatte Manuskripte von unveröffentlichten Arbeiten im Web entdeckt, später auch eigene E-Mails. Außerdem versuchte offenbar jemand, seinen Online-Banking-Account zu nutzen. Jackont meldete sich bei der Polizei, die den Trojaner auf seinem PC fand. Jackont mutmaßte, der Ex-Mann seiner Stieftochter, Michael Haephrati, könnte dahinterstecken. Als die Polizei den FTP-Server untersuchte, der als Datenlager für Trojaner-Uploads benutzt wurde, stieß sie auf vertrauliche Daten der ausspionierten Unternehmen. (hob)