US-Botschafter gegen Veränderungen an US-Aufsicht über die DNS-Rootzone

Die USA hätten eine besondere historische Rolle, Stabilität und Verlässlichkeit des DNS zu garantieren, meinte David Gross vom US-Außenministerium. Auch sei anerkannt, dass von den Alternativen keine zufriedenstellend sei.

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Von
  • Monika Ermert

Keine Notwendigkeit zur Veränderung der Aufsicht der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) und der zentralen DNS-Rootzone sieht US-Botschafter David Gross, Koordinator des US-Außenministeriums für internationale Kommunikations- und Informationspolitik. Gross sagte am Rande des zweiten Internet Governance Forums (IGF) in Rio de Janeiro im Gespräch mit heise online: "Auf absehbare Zeit sehe ich keinen Bedarf für eine Änderung." Damit reagierte der US-Botschafter auch auf die kritischen Nachfragen und die zuletzt von Russland erhobene Forderung, der UN-Generalsekretär solle eine neue Arbeitsgruppe einsetzen, die an der Übergabe der Netzverwaltung in die Hände der internationalen Gemeinschaft arbeiten soll. Vom IGF-Prozess erhofft man sich keine Veränderungen in dieser Hinsicht; das gerade zu Ende gegangene IGF der UN war selbst aus einem heftigen Konflikt über die Internationalisierung der Internet-Verwaltung beim UN-Weltgipfel der Informationsgesellschaft entstanden.

Gross sagte, die USA und viele andere Länder seien sehr zufrieden mit der vom Privatsektor organisierten Netzwerwaltung, die Innovationen und Veränderungen am besten unterstützen könne. Gleichzeitig seien Stabilität und Verlässlichkeit der Systeme abzusichern. "Es ist anerkannt, dass es eine besondere historische Rolle der USA gibt, Stabilität und Verlässlichkeit des Systems zu garantieren, oder sagen wir, unser Möglichstes zu tun, um dies zu gewährleisten. Die meisten Beobachter haben auch anerkannt, dass von den Alternativen keine zufriedenstellend ist." Gross räumte ein, dass dabei durchaus ein Unterschied zu machen sei zwischen der Aufsicht über die DNS-Rootzone, die von der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) überwacht wird, und der Aufsicht über die ICANN selbst. Obwohl die IANA in der ICANN aufgegangen ist, hat die US-Regierung auch zwei verschieden lang laufende Verträge.

Während Gross mit Blick auf die ICANN-Aufsicht der nächsten Regierung nicht vorgreifen wolle, die noch vor dem Auslaufen des Joint Project Agreement (JPA) mit ICANN ins Amt komme, sieht Gross bei der IANA keinen Spielraum. Die Beendigung des ICANN-Vertrags bei gleichzeitiger Beibehaltung der IANA-Aufsicht ist mindestens nach Ansicht von Gross durchaus denkbar. Allerdings würde das auch bedeuten, dass ICANN immerhin noch durch die Vergabe des IANA-Vertrags an die US-Verwaltung gebunden wäre. Gelassen reagierte Gross auf Nachfragen zu den US-Reaktionen auf die Forderungen aus Brasilien, Russland und China, das ICANN-System durch eine internationale Aufsicht zu ersetzen. "Für uns ist das das, was das IGF leisten soll. Der Dialog hier soll uneingeschränkt sein und die Leute sollen sagen, was sie denken. Wir haben überhaupt kein Problem damit." Vorsicht gebot Gross lediglich bei Versuchen, das IGF zu etwas anderem als einem Dialogforum zu machen.

Er selbst sei von der Breite des Programmangebots und der großen Teilnehmerzahl des IGF beeindruckt gewesen, betonte der US-Diplomat. Verwundert habe ihn allerdings die starke Gewichtung des Themas "geistiges Eigentum". Zwar sei dies ein wichiges Thema, aber es gebe andere Foren wie die World Intellectual Property Organisation (WIPO) dafür. Ansichten, die rigide Rechtesysteme als ein Problem des Zugangs betrachten und kritisieren, stellte Gross die US-Position entgegen, dass Entwicklungsländer insbesondere für gute Wettbewerbsmöglichkeiten sorgen sollten.

Zum zweiten Treffen des Internet Governance Forum der UN siehe auch:

(Monika Ermert) / (jk)