US-Handelsministerium schreibt IANA neu aus

IANA-Bewerber müssen bis zum 17. Juni darlegen, dass sie die drei zentralen Aufgaben des Herzstücks der Internetverwaltung technisch und organisatorisch bewältigen können.

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Von
  • Monika Ermert

Das US-Handelsministerium hat die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) neu ausgeschrieben und dazu einen kurzen Ausschreibungstext veröffentlicht. IANA-Bewerber müssen bis zum 17. Juni darlegen, dass sie die drei zentralen IANA-Aufgaben technisch und organisatorisch bewältigen können: erstens die Koordination von Protokollnummern, also etwa Portnummern, zweitens administrative Aufgaben beim Rootmanagement – hier geht es um Änderungen in der Rootzone im Bereich der Länderdomains –, und drittens die Vergabe von IPv4- und IPv6-Adressblöcken an die Regionalen Internet Registries (RIRs), etwa das RIPE.

Die IANA ist das Herzstück der Internetverwaltung. Sie kümmert sich unter anderem um die Eintragung von Protokollnummern, die zentrale Rootzone und die Vergabe von IP-Adressen. Ende der 90er-Jahre hat das US-Handelsministerium die Aufsicht über die ursprünglich vom DNS-Übervater Jon Postel fast im Alleingang betriebene IANA vom US-Verteidigungsministerium übernommen. Mit Gründung der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) und der Entscheidung, die DNS-Verwaltung nach und nach an die Privatwirtschaft zu geben, wurden die IANA-Aufgaben an die ICANN gegeben. Ein Übergangsvertrag von 1998 wurde dreimal verlängert, zuletzt am 13. Mai 2003. Eine weitere Verlängerung sprach die US-Regierung im vergangenen April aus, allerdings nur bis zum 30. September. Dann läuft auch ICANNs Hauptvertrag mit dem US-Handelsministerium aus.

Seit der ersten, ohne Ausschreibung erfolgten Vergabe an IANA hat sich die (Netz-)Welt beträchtlich verändert. Die einseitige US-Aufsicht besonders über das Root-Management der Länderdomains ist vielen internationalen Regierungen ein Dorn im Auge. Management-Fehler bei ICANN hatten in den vergangenen Jahren darüber hinaus zudem mehrfach zu Vorstößen aus der Branche geführt, sich selbst als mögliche Verwalter der Ressourcen ins Spiel zu bringen. 2003 kündigten die RIRs an, sie könnten die Vergabe der IP-Adressblöcke untereinander organisieren, etwa über ihre kurz darauf gegründeten Number Resource Organisation (NRO). Auch die Länderdomain-Verwalter spielten mit dem Gedanken, ins Rennen zu gehen, vor allem weil man mit Update-Zeiten für die DNS-Server in der Rootzone überhaupt nicht zufrieden war. Die Internet Engineering Task Force, die für die Protokollnummern und Portadressen verantwortlich ist, mahnte nach einer Vorausschreibung im Frühjahr, man dürfe ihre Rolle nicht vergessen.

Bret Fausett, US-Anwalt und ICANN-Kenner, schreibt in seinem Blog, die Liste möglicher Bewerber sei nicht lang. Aus Sicht der heute und morgen in Genf tagenden Beratergruppe für das UN Internet Governance Forum dürfte die Frage von Interesse sein, ob ausländische Bewerber überhaupt berücksichtigt werden. Beobachter kritisieren unter anderem die kurze Frist von nur einem Monat für die Abgabe einer Bewerbung. (Monika Ermert) / (anw)