Unruhige Zeiten für Siebel

Unerwartete Anstiege im Börsenkurs des CRM-Spezialisten Siebel haben Gerüchte ausgelöst, das Unternehmen stehe zum Verkauf.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Unerwartete Anstiege im Börsenkurs von Siebel, Spezialist für Customer Relationship Management (CRM), haben Gerüchte ausgelöst, das Unternehmen stehe zum Verkauf. Nach einer Gewinnwarnung und anschließend zu verbuchenden roten Zahlen hatte die Siebel-Aktie im April dieses Jahres einen Jahres-Tiefstand von 8,26 US-Dollar erreicht. Inzwischen haben sich zwar die Gewinnaussichten des Softwarehauses nicht grundlegend verbessert, doch die Börsennotierung hat in den vergangenen sieben Wochen um 12 Prozent zugelegt. Seit Firmengründer Tom Siebel vor Jahresfrist die Führungsposition des Softwarehauses geräumt hat, gab es einige Umschichtungen unter dessen Großaktionären. Das Wall Street Journal zitiert in einem Bericht die Meinung eines Großinvestors "Ich habe den Eindruck, da bricht eine Revolution der Anteilseigner aus." Offenbar haben sich konservative Geldgeber wie Fidelity Investments zurückgezogen und Investoren wie dem "Corporate Raider" Carl Icahn sowie Tudor Investment Platz gemacht, dem ebenfalls ein vorrangiges Interesse an kurzfristigen Mitnahmegewinnen nachgesagt wird.

Die Strategie erinnert unvermittelt an die Situationsbeschreibung von SPD-Parteichef Franz Müntefering: Nach Analysteneinschätzung gründen sich 4 US-Dollar im Preis jeder Siebel-Aktie auf geparkte Kapitalbestände des Unternehmens. Offenbar gibt es Hoffnungen, der Aktienkurs werde ansteigen, wenn Siebel Teile dieses Kapitals auf den Rückkauf eigener Aktien verwendet. Bislang hat das Siebel-Management diesbezügliche Aktionärswünsche zwar abgeschmettert, doch wurden schon Stimmen laut, spätestens im kommenden Jahr werde es deshalb zum Showdown der Anteilseigner kommen. Die neuen Investoren hätten Siebel "an der kurzen Leine" und ließen dem Management gar keine andere Wahl, als entweder das Kapital an die Aktionäre zu verteilen oder gleich die ganze Firma zu verkaufen.

Kaum später als die Gerüchte vom Siebel-Verkauf erschienen auch Kommentare, das Unternehmen sei der ideale Übernahmekandidat für Microsoft. Demnach brächte ein solcher Zusammenschluss nicht nur Wachstumschancen für Siebels CRM-Geschäft und könnte der Siebel-Software zu einem ansehnlicheren Outfit verhelfen, sondern er brächte auch die Redmonder Versuche voran, sich im Markt für integrierte Unternehmenssoftware festzusetzen. Nach dem verworfenen Aufkauf von SAP dürfte eine Übernahme von Siebel jedenfalls nicht am Redmonder Geldmangel scheitern. (hps)