VW Golf 8 Facelift: Fortschritt, zum Zweiten

VW überarbeitet den Golf. Unter anderem mit neuer Hard- und Software sowie gestärkten Plug-in-Hybriden soll der Bestseller auf Vordermann gebracht werden.

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Der Golf GTI befindet sich mit 195 kW nicht mehr an der Spitze, jedenfalls auf dem Papier. Dem nackten Wert nach hat ihn das Plug-in-Hybridmodell Golf GTE mit seinen (kurzfristig) 200 kW überholt.

(Bild: Volkswagen)

Lesezeit: 4 Min.

Selten in seiner Geschichte war der Golf innovativ, oft folgten seine Macher dem, was die Konkurrenz erfolgreich etabliert hatte. So umwehte ihn stets ein gewisser Konservativismus, und die Kunden honorierten das. Mit dem Modellwechsel zum Golf 8 wollte Volkswagen es anders machen. Ein besonders fortschrittliches Infotainmentsystem sollte es sein, doch statt Jubel flog Volkswagen die Idee um die Ohren. Immer wieder musste der Konzern in den vergangenen Jahren nachbessern.

Mit einer umfassenden Modellüberarbeitung sollen nun die letzten Baustellen beseitigt werden. Gleichzeitig greift Volkswagen bei den Motoren ein, was insbesondere den Plug-in-Hybriden zugutekommt.

Äußerlich verändert VW nur Nuancen. Eine veränderte Grafik in den Rückleuchten, eine minimal umgeformte Front – das war es dann im Prinzip auch schon. Größer fallen die Veränderungen im Innenraum aus, und das kann man wortwörtlich nehmen. Der Bildschirm in der Mitte schmiegte sich bislang rechts neben dem Kombiinstrument an. Ab sofort steht er frei und wirkt allein deshalb schon größer. Wichtiger als diese Umgestaltung ist natürlich, dass Volkswagen den mit einem Desaster gestarteten Weg in die Welt der modernen Unterhaltungselektronik endlich geglättet hat. Die Hardware ist leistungsstärker, die Software neu sortiert. Für den Kunden sichtbar wird das unter anderem mit einer frischen Oberfläche, die die Bedienung erleichtern soll.

Golf 8 Modellpflege (17 Bilder)

Äußerlich ändert Volkswagen wenig anlässlich der Modellpflege am VW Golf 8. Die auffälligste Retusche vorn findet unterhalb der Scheinwerfer statt. Der Golf 8 eHybrid im Bild zeigt dort zwei angedeutete Lamellen ...
(Bild: VW)

Der Startbildschirm erinnert ein wenig an Android Auto, was sicher kein Zufall ist. Der Fahrer kann ihn in gewissen Grenzen einrichten, also selbst bestimmen, welche Funktionalitäten direkt erreichbar sind. Zusätzlich gibt es eine Leiste am oberen Bildschirmrand, die sich ebenfalls mit Favoriten bestücken lässt. Dazu soll die Sprachsteuerung erheblich verbessert worden sein. Rechnen darf die Kundschaft wohl damit, dass die Software ungleich stabiler läuft als zum Start des Golf 8 – nun gut, dies dürfte auch nicht allzu schwer werden und sollte gewissermaßen selbstverständlich sein. Viele Kunden werden mutmaßlich damit leben können, wenn in einem Golf nicht jede neue Elektronik-Spielerei integriert ist. Was aber da ist, sollte funktionieren. Es dürfte Volkswagen einige Sympathien gekostet haben, von diesem Pfad abgewichen zu sein.

Neun Motoren sollen zum Start des überarbeiteten Golfs angeboten werden. Die Palette reicht vom Dreizylinder [Korrektur: 1.5 TSI Vierzylinder] mit 85 kW bis zum GTE mit 200 kW. Der reguläre GTI leistet nun 195 statt 180 kW und damit kaum weniger als der stärkere von zwei Plug-in-Hybriden. Die werden mit 150 und 200 kW Systemleistung angeboten. Das vorläufige Programm in der Übersicht:

Leistung in kW Getriebe Karosserie
PHEV
eHybrid 150 6-Gang-DSG Golf
GTE 200 6-Gang-DSG Golf
Benziner
1.5 TSI 85 6-Gang-Schaltgetriebe Golf / Golf Variant
1.5 TSI 110 6-Gang-Schaltgetriebe Golf / Golf Variant
GTI 195 7-Gang-DSG Golf
Mildhybrid
1.5 eTSI 85 7-Gang-DSG Golf / Golf Variant
1.5 eTSI 110 7-Gang-DSG Golf / Golf Variant
Diesel
2.0 TDI 85 6-Gang-Schaltgetriebe Golf / Golf Variant
2.0 TDI 110 7-Gang-DSG Golf / Golf Variant

Vermutlich wird den meisten PHEV-Interessenten wichtig sein, dass Volkswagen wie schon bei Passat und Tiguan an zwei anderen Stellen kräftig nachlegt. Bislang hatten die Plug-in-Hybride einen Netto-Energiegehalt von 10,4 kWh und ein einphasiges Ladegerät mit 3,7 kW eingebaut. Der Energiegehalt steigt auf 19,7 kWh, was rund 100 km rein elektrische Fahrt am Stück unter den Bedingungen des WLTP ermöglichen soll.

In der Praxis sollten es zwischen 70 und 80 km sein, was einen deutlichen Fortschritt gegenüber den bisherigen Golf PHEV bedeuten würde. Zugleich steigt die Ladeleistung. Serienmäßig kann nun über drei Phasen an Wechselstrom mit bis zu 11 kW geladen werden. Optional gibt es die Möglichkeit, an Gleichstrom mit bis zu 50 kW laden zu können. Unter den Plug-in-Hybriden katapultiert sich Volkswagen damit in dieser Hinsicht aus der letzten in die erste Reihe.

Sechs Ausstattungslinien will Volkswagen im Golf künftig anbieten. Vorab hat Volkswagen noch nichts zu veränderten Preisen verraten. Das Basismodell war zuletzt offiziell ab 29.275 Euro zu haben. Wir rechnen mit einem leichten Anstieg der Preise, doch zumindest das Basismodell dürfte knapp unter 30.000 Euro bleiben. Denn der Golf muss sich nicht nur der SUV-Konkurrenz erwehren, sondern zunehmend auch Elektroautos. Einen batterieelektrischen Antrieb aber, den es in der vorherigen Golf-Generation schon einmal gab, wird es erst im Nachfolger der achten Auflage geben. Bis dahin dürften noch mindestens zwei Jahre ins Land gehen und der renovierte Golf Umsatz machen. Ab wann er genau beim Händler stehen wird, verrät Volkswagen noch nicht. Wir rechnen spätestens im März mit der lokalen Premiere.

(mfz)