MWC

Vay: E-Auto wird aus Barcelona durch Berlin ferngesteuert

Vay chauffiert Elektroautos ferngesteuert bis zur eigenen Haustür. Auf dem MWC zeigte das Start-up, dass es aus Barcelona ein Auto durch Berlin steuern kann.

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Der Vay-Telefahrer sitzt in den Messehallen des MWC, das ferngesteuerte E-Auto rollt derweil über ein Vay-Testgelände in Berlin.

(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der Fahrer sitzt in den Messehallen Barcelonas, das Auto fährt über ein Testgelände in Berlin-Tegel: Auf dem MWC hat das Start-up Vay seinen geplanten Telefahr-Service unter Extrembedingungen demonstriert. Üblicherweise sitzen die Telefahrer von Vay nämlich in Büros in Berlin und Hamburg.

Vay soll ein ferngesteuerter Shuttle-Service werden: Die Elektro-Mietautos werden per App bestellt und von einem Telefahrer zum gewünschten Standort, also etwa vor die Haustür, gefahren. User sitzen danach selbst am Steuer und fahren das Auto bis zum Zielort, bevor ein Telefahrer nach dem Aussteigen erneut die Kontrolle übernimmt. Die Autos muss man also nicht mal selbst parken, erklärt Unternehmenschef Thomas von der Ohe auf dem MWC im Gespräch mit heise online. Die Telefahrer werden per App über den Zielort informiert und stehen rechtzeitig bereit, das Steuer wieder zu übernehmen. Sie arbeiten acht Stunden am Tag und sollen nach jeder Stunde eine Pause nehmen.

Für Nutzer bedeutet das Vay-Konzept weniger Stress im Vergleich zu anderen Carsharing-Diensten, die mit Laufwegen und der Pflicht verbunden sind, das Auto am Ende auch wieder an einen geeigneten Standort zu bringen. Im Vergleich zu Taxis sollen die Leihautos aus der Vay-Flotte wesentlich günstiger sein, verspricht Thomas von der Ohe. Genaue Preise sind aber noch offen.

Das Signal zum Fernsteuern wird per 4G-Netz übertragen. Um größtmögliche Verbindungssicherheit zu gewährleisten, arbeitet Vay mit mehreren Mobilfunkbetreibern zusammen. Fällt ein Netz aus, wechselt das System zum nächsten. Im unwahrscheinlichen Fall, dass alle Netze ausfallen, soll das Auto sicher zum Stopp kommen, verspricht Vay.

Auf dem MWC demonstrierte das Berliner Start-Up mit der Deutschen Telekom und Ericsson außerdem L4S-Technik (Low Latency Low Loss Scalable) im 5G-Netz, die Latenzen auch bei Netzauslastung niedrig genug zum Fahren halten soll. L4S ist eine Technik zur Ratenanpassung in 5G-Netzen, die Datenstau von zeitkritischen Anwendungen mit hoher Datenrate ermöglichen soll. So sollen große Latenzschwankungen vermieden werden. Diese 5G-Technik könnte in Zukunft bei Vay zum Einsatz kommen, zum Marktstart will Vay aber noch auf redundante 4G-Netze setzen.

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Die Fernsteuerung erfolgt aus einer Kabine, die ein wenig an Sim-Racing-Kabinen für Rennspielfans erinnert: Der Telefahrer sitzt in einem Autositz, greift ein Lenkrad und drückt mit den Füßen auf Pedale – alle Komponenten sollen sich auf dem Niveau von Straßenwagen befinden. Im ferngesteuerten Auto sitzen Kameras, die ihr Bild live an drei nebeneinandergestellte Monitore übertragen, auf die der Telefahrer blickt. Elemente wie die Fahrtgeschwindigkeit und Linien, die die Fahrtrichtung anzeigen, werden digital ins Bild eingefügt.

Ton wird ebenfalls aufgenommen und an ein Headset übertragen, damit etwa Sirenen von Einsatzfahrzeugen wahrgenommen werden können. Die Bildschirme der Fernfahrer verdeutlichen außerdem mit Farbeinblendungen, welche G-Kräfte gerade auf das Auto einwirken.

Was der Telefahrer sieht: Kameras im ferngesteuerten Auto übertragen ein Live-Bild an drei Monitore der Telefahrer-Kabine.

(Bild: heise online)

Vay testet seine ferngesteuerten Elektroautos bereits auf den Straßen Hamburgs. Für die Zulassung müsse man mit den einzelnen Landesbehörden individuell zusammenarbeiten, sagt von der Ohe. In Hamburg gehe es aktuell am schnellsten voran, dort hat Vay seit Ende 2022 eine Ausnahmegenehmigung der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende. Schon bald sollen die Autos mit Kundschaft fahren: "Es geht nicht mehr um Jahre, sondern um Monate." Perspektivisch sollen die Telefahr-Autos von Vay nicht nur in Hamburg, sondern auch im Rest von Deutschland sowie in den USA vor die Haustür rollen.

Langfristig sollen die anfangs ferngesteuerten Vay-Autos mehr und mehr automatisiert werden. Doch die Entwicklung der Technik und die dafür nötigen Zulassungen bräuchten noch zu lange, sagt von der Ohe. Daher habe man sich für das Telefahr-Konzept entschieden: "Uns ist es wichtig, die Autos so schnell wie möglich auf die Straße zu bringen."

(dahe)