Volkswagen: Spitze der Softwaresparte Cariad wird ausgetauscht

Volkswagen reagiert auf die Pannen seiner Softwaresparte Cariad und wechselt die Führung aus. Das mindert eventuell den Druck, löst aber noch kein Problem.

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Skoda Navigationssystem

Es ist nur eine sichtbare Spitze eines ganzen Gebirges an Problemen: Das Auto wird auf der Straße korrekt erfasst, die empfohlene Fahrspur aber ins Nirgendwo verlegt. Gesehen in einem Skoda Octavia (Test).

(Bild: Franz)

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Volkswagen hat sich mit seiner Fahrzeug-Software in den vergangenen Jahren einen Ruf erarbeitet, den kein Unternehmen dauerhaft hinnehmen kann. Vielfach waren Kunden unfreiwillige Tester unausgereifter Programmierungen, was den Konzern markenübergreifend Sympathien gekostet hat. Nun reagiert Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume und tauscht die Führungsriege bei der Softwaresparte Cariad aus. Unter anderem soll der Bentley-Manager Peter Bosch den bisherigen Chef Dirk Hilgenberg ablösen, teilten die Wolfsburger mit. Bosch soll Anfang Juni die Cariad-Spitze übernehmen und dann auch die Finanzen, den Einkauf sowie die interne Informationstechnologie steuern.

Sein Nachfolger Bosch ist bei der britischen Oberklasse-Marke Bentley bislang für die Produktion verantwortlich. Außerdem sollen "zwei ausgewiesene Software-Experten" in den Cariad-Vorstand einziehen, wie Volkswagen ankündigte. Namen wurden hier noch nicht genannt. Derzeit gehören noch Thomas Sedran als Finanzchef und Lynn Longo als Entwicklungschefin zur Führungsriege. Personalvorstand Rainer Zugehör soll dortbleiben. Wie die Zukunft Hilgenbergs aussieht, ist nach Informationen aus Unternehmenskreisen noch nicht geklärt.

Oliver Blume übernahm im September 2022 die Konzernleitung von Herbert Diess. Schnell stellte er klar, dass es insbesondere bei Cariad keinesfalls so weitergehen würde wie zuvor geplant. Druck war vor allem von den Konzernmarken Audi und Porsche gekommen. Beide hatten die Vorgänge bei Cariad scharf kritisiert. Sie befürchten, dass es zu verspäteten Modellanläufen kommen könnte, wenn Cariad bei dem Plan bleiben sollte, eine skalierbare Software für alle Modelle des Konzerns zu entwickeln.

Die neue Führungsriege von Cariad wird nicht viel Zeit haben, in Ruhe ihren Arbeitsmodus zu finden. Sie muss die Probleme rasch angehen, andernfalls könnte Volkswagen auch treue Kunden verlieren. Auf Märkten wie China, auf denen eine moderne, umfangreiche Funktionsvielfalt von der jungen Käuferschaft vorausgesetzt wird, hat Volkswagen mit dem derzeitigen Stand der Software-Entwicklung einen schweren Stand.

(mfz)