Vor der Übernahme: Citrix ist Investoren 16,5 Milliarden US-Dollar wert

Vista Equity Partners und Evergreen Coast Capital/Elliot wollen Citrix für 16,5 Milliarden Dollar aufkaufen und mit dem Middleware-Spezialisten Tibco vereinen.

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(Bild: Virrage Images/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Achim Born

Erste Gerüchte kamen Ende vergangenen Jahres auf, nun ist die Übernahme von Citrix durch Vista Equity Partners sowie die zu Elliot Management zählende Evergreen Coast Capital Corporation offiziell. Genauer gesagt: Die Absicht, den Anbieter von Software für Arbeitsplatzumgebung und virtuelle Desktop-Dienste (DaaS – Desktop a Service) zu kaufen, wurde offiziell bekundet.

Die Investoren wollen sich das Ganze einschließlich Schuldenübernahme rund 16,5 Milliarden US-Dollar kosten lassen. Den Anteilseignern von Citrix werden konkret 104 US-Dollar in bar pro Aktie geboten. Das entspricht einem Aufschlag von 30 Prozent gegenüber der Kurshöhe vom 7. Dezember 2021, dem letzten Handelstag vor ersten Spekulationen über die nun anstehende Übernahme.

Falls der Kauf wie geplant bis Mitte des Jahres über die Bühne geht, beabsichtigen die künftigen Eigentümer, Citrix von der Börse zu nehmen und mit Tibco zusammenzulegen. Der Anbieter von Analyse- und Middleware/Integrationssoftware ist seit 2014 Teil des gut gefüllten Firmenportfolios der Investmentgesellschaft Vista. Vor rund einem Jahr hatte Tibco selbst erst den langjährigen Wettbewerber Information Builders gekauft. Der aktivistisch agierende Hedgefond Elliot stieg bereits Herbst zum zweiten Mal bei Citrix ein und soll einen zehnprozentigen Anteil in Händen halten.

In der offiziellen Mitteilung werden von den Beteiligten erwartungsgemäß die Vorteile des Kombipacks aus Desktop-Virtualiserungsservices von Citrix sowie der direkte Zugriff auf Daten- und Analysefunktionen von Tibco gefeiert. Das fusionierte Unternehmen würde rund 400.000 Kunden mit 100 Millionen Anwendern weltweit bedienen. Nahezu zu jedes Fortune-500-Unternehmen soll auf der Kundenliste stehen. Letztendlich handelt es sich hier um eine Milliarden-Dollar-Wette auf lukrative Zukunft von Unterstützungsleistungen einer hybriden Arbeits- und IT-Infrastruktur-Welt, die an jedem Arbeitsort einen schnellen Zugriff auf Informationen aus den Unternehmensanwendungen bedeuten.

An dieser von der allgegenwärtigen Digitalisierung und der COVID-Pandemie angeschobenen Entwicklung konnte der langjährige Microsoft-Technologiepartner Citrix trotz passender Produkte bislang nur bedingt partizipieren. Im Schlussquartal stieg der Umsatz jedenfalls lediglich um fünf Prozent auf 851 Millionen US-Dollar. Für das gesamte Jahr musste der in Fort Lauderdale (Florida) beheimatete Softwarehersteller sogar einen Einnahmerückgang von einem Prozent auf 3,22 Milliarden US-Dollar ausweisen. Die Gewinnpositionen verschlechterten sich gleichfalls.

Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass sich das Unternehmen derzeit im Übergang zum Cloud-Geschäftsmodell befindet und den traditionellen Lizenzverkauf durch kontinuierlich fließende Abo-Gebühren ersetzen will. Für den Umbau Richtung Cloud hofft das Citrix-Management als privat geführtes Unternehmen mit den neuen Eignern im Rücken auf eine höhere finanzielle und strategische Flexibilität – zumal der permanente Rechtfertigungsdruck gegenüber den Börsianern entfällt.

(fo)