Wirtschaftsspionage: Huawei soll Roboter von T-Mobile geklaut haben

Mitarbeiter des chinesischen Smartphone-Herstellers Huawei sollen Teile eines Mobiltelefon-Testroboters aus einem Labor des Unternehmens entwendet und Design- und Software-Details kopiert haben.

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Von
  • Julia Schmidt

Zankapfel "Tappy": T-Mobiles Testroboter ist heiß begehrt.

(Bild: T-Mobiles (YouTube-Video))

T-Mobile hat Klage gegen den chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei wegen Diebstahl von Betriebsgeheimnissen und Verstoß gegen Geheimhaltungsvereinbarung eingereicht. Huawei-Mitarbeiter sollen unter anderem einen Teil eines Roboterarms zum Testen von Mobiltelefonen entwendet und Teile der Spezifikation kopiert haben. Es sei zudem nicht das erste Mal, dass sich Huawei bei anderen Unternehmen bediene.

Auf 22 Seiten legt T-Mobile dar, wie sich Huawei-Mitarbeiter in den Jahren 2012 und 2013 entgegen aller Vereinbarungen unerlaubten Zutritt zu einem US-amerikanischen Labor des Unternehmens verschafft hatten, nachdem man sich geweigert hatte, ihnen detaillierte Auskünfte zu geben. Unter anderem sollen die Huawei-Mitarbeiter den Tappy genannten Roboter fotografiert haben, vertrauliche Informationen per E-Mail nach außen weitergeleitet sowie Teile heimlich eingesteckt. Die Mitarbeiter wurden dabei laut Anklageschrift von Überwachungskameras gefilmt, stritten allerdings alles ab.

Nach diesen Vorkommnissen sah sich T-Mobile gezwungen, die Zusammenarbeit mit Huawei zu beenden, wodurch sich wohl zusätzliche Kosten von mehreren Zehnmillionen US-Dollars ergaben, da man sich einen neuen Smartphone-Zulieferer suchen und geplante Käufe streichen musste.

Mittlerweile habe sich Huawei einen eigenen Testroboter gebaut, der offenbar die selben Fähigkeiten wie der von T-Mobile hat. Das Unternehmen hat laut Klageschrift bereits zugegeben, T-Mobiles Informationen zur Diagnose und Behandlungen ihres Roboters verwendet und Mitarbeiter gezielt zum Beschaffen der nötigen Details abgestellt zu haben. Da sich Tappy leicht für alle möglichen Geräte anpassen soll, kann Huawei ihn auch für seine weltweit vertriebenen anderen Geräte verwenden und sich so einen Vorteil gegenüber seiner Mitbewerber verschaffen.

T-Mobile bietet Nutzern seiner Dienste unter anderem Mobiltelefone an, die das Unternehmen von unterschiedlichen Zulieferern einkauft. Da für T-Mobile Kosten entstehen, wenn Kunden ihre Telefone aufgrund von Fehlfunktionen frühzeitig einschicken, werden die Geräte ausführlich geteset. Allerdings benötigt man hierfür Zeit, weshalb man 2006 mit der Entwicklung des Testrobotors "Tappy" begann, der zur Zeit seiner Einführung 2007 einzigartig war. Er bedient das zu überprüfende Gerät wie ein menschlicher Nutzer (Knöpfe drücken, auf Touchscreens navigieren, tippen, Musik abspielen, Anrufe tätigen, Anwendungen herunterladen, spielen etc.) – allerdings deutlich häufiger in einer viel kürzeren Zeit. (jul)