ZDF-Thriller: "App" will auf iOS und Android

Die ARD hatte beim "Quizduell" anfangs eher Pech mit der App zur Sendung. Jetzt versucht auch das Zweite, Smartphone, Tablet und Fernsehen miteinander zu verbinden. Ob das klappt, kann am Montag bewundert werden.

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Von
  • dpa

Das Angebot ist verführerisch: "Iris" stellt sich vor und bietet Hilfe an und Antworten auf alle Fragen – ein bisschen wie Apples Sprachassistentin Siri. Doch nachdem Anna (Hannah Hoekstra) die App auf ihr Smartphone heruntergeladen hat, beginnt der Alptraum. Immer stärker wird "Iris" Teil von Annas Leben, ahnt die Wünsche der Studentin, sagt Entscheidungen voraus. "Iris", eine Applikation für alle Fälle: Die Realität lässt grüßen. Mit dem niederländischen Thriller "App" (Regie: Bobby Boermans) spürt das ZDF an diesem Montag (26. Mai, 22.15 Uhr) den Möglichkeiten der neuen Online-Welt nach. Die Zuschauer können am virtuellen Grusel aktiv teilnehmen.

Dass etwas nicht stimmt, dämmert Anna, als auf ihrem Handy ein Revolver aufblitzt. Bald wird sie die Waffe real erleben. Dann tauchen auf dem Display intime Videoclips ihrer Freundin Sophie (Isis Cabolet) auf, ein Professor wird geoutet, ein Mord vorausgesagt. Soll Anna den Warnungen von "Iris" folgen oder ihr Handy wegwerfen, um nicht weiter in den Strudel der Internet-Verschwörung zu geraten?

Während sich auf dem Bildschirm der Plot um "Iris" und ihre Hintermänner nach den Regeln des Fernsehens entwickelt, kann der Zuschauer über sein Smartphone oder Tablet die Geschichte hinter der Geschichte mitverfolgen. Zeitungsartikel, SMS-Dialoge, Filmsequenzen und alternative Kameraeinstellungen tauchen immer wieder auf und beleuchten das Geschehen aus einer weiteren Perspektive.

ZDF-Film "App": Die Premiere hatte der Streifen um eine Internet-Verschwörung in den Niederlanden.

(Bild: ZDF)

Mit dem "zweiten Bildschirm" greift das ZDF eine wachsende Gewohnheit unter Zuschauern auf. Ob bei der Werbung, einer langweiligen Casting-Show oder wenn es sonst öde wird im Fernsehen: Während das Gerät läuft, posten immer mehr Nutzer Kommentare auf Twitter, googeln nach Zusatzinformationen zu einer Sendung, schreiben Mails oder spielen sonst mit ihren Smartphones. In diesem Fall ist die Anwendung Teil des dramaturgischen Konzepts.

Wer die App zu "App" nutzen will, muss sich die Anwendung vorher aus Apples App Store oder Googles Play-Laden für Android herunterladen. Da die App sehr groß ist (78 bzw. 151 MByte), sollte man sie nur im heimischen WLAN herunterladen. Mit dem Beginn des Films muss die Anwendung gestartet werden. Über das Smartphone-Mikrofon entschlüsselt die Applikation dann den Filmton und synchronisiert sich dabei mit dem TV-Geschehen. Die App zu "App" funktioniert auf diese Weise also auch, wenn man sich den Film nachträglich vom Festplattenrekorder oder aus der Mediathek ansieht.

Damit auch alles reibungslos läuft, befinden sich alle Daten lokal auf dem Endgerät. Somit ist die Applikation unabhängig etwa vor einer langsamen Internetverbindung oder einem überlasteten Server – Pannen wie beim "Quizduell" sind damit vermutlich ausgeschlossen, wenn die Tonerkennung funktioniert. Bei der Pressevorführung ohne Hintergrundgeräusche funktionierte die App jedenfalls tadellos. Die App kann man laut ZDF-Angaben sogar im Flugzeugmodus nutzen. Sie überträgt keine Daten ins Netz. Der Film bietet aber auch ohne die App spannende Unterhaltung.

Mit dem Verfahren betritt das ZDF Neuland. Die von einer niederländischen Firma entwickelte App sei für den Zuschauer eine "elegante Lösung", TV-Bilder und Smartphone zu verbinden, sagt Frank Baloch, der verantwortliche Redakteur. Doch App und Film abzugleichen, sei heute noch zu arbeitsintensiv, um dauerhaft TV-Sendungen damit zu begleiten. Eine "smarte Koppelung", die ständig aktiv ist, wird also wohl noch eine ganze Zeit brauchen.

"App" ist Teil eines ZDF-Programmschwerpunkts, nach dem Thriller folgt um 23.45 Uhr der US-Spielfilm "Blindes Vertrauen" mit Clive Owen und Catherine Keener. Am Dienstag (20.15 Uhr) und Mittwoch (22.15 Uhr) vertieft das ZDF das Thema Überwachung mit der zweiteiligen Dokumentation "Verschwörung gegen die Freiheit" über die NSA-Aktivitäten, IT-Sicherheit und Spähprogramme, an der auch c't-Redakteur Ronald Eikenberg mitgewirkt hat. (bsc)