Zukunft vieler Domains ungewiss: Was der Ausstieg von Freenom zur Folge hat

Freenom zieht sich zurück. Der Schritt ist Folge eines Rechtsstreits mit Meta, in dem es um Cybergaunereien ging. Die Zukunft vieler Domains ist ungewiss.

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(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Monika Ermert
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Seit Monaten gab es Ärger mit Domains, die über Freenom bzw. Open TLD registriert wurden. Nach dem Verlust der Akkreditierung als Registrar kündigte das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden gestern an, sich komplett aus dem Domaingeschäft zurückzuziehen. Wer die von Freenom bislang gemanagten Länderadresszonen .tk .ml, .ga, .cf, und .gq übernimmt, ist aktuell noch offen. Der Abschied von den Top-Level-Domains ist Ergebnis eines Rechtsstreits mit Meta.

Freenom erkennt in der Ankündigung das Anliegen Metas an, seine Nutzer vor betrügerischen Aktivitäten zu schützen. Nutzer der Meta-Dienste Facebook, Instagram und WhatsApp waren dutzendfach von Betrugsversuchen betroffen, die über Freenom-Domains begangen wurden, wie Meta Freenom vorwarf. Vor einem Jahr hatte der Plattformriese den Amsterdamer Registrar wegen der Verletzung von Namensrechten verklagt. Freenom bietet kostenlose Domains an, die jedoch laut Klage von Betrügern genutzt werden können. Ferner hieß es in der Klageschrift, dass Freenom Aufforderungen zur Abhilfe nicht nachgekommen sei.

Jetzt streicht Freenom die Segel. Der ausgehandelte Vergleich enthält wohl eine finanzielle Kompensation in nicht genannter Höhe und besiegelt zugleich Freenoms Aufgabe des gesamten Domaingeschäfts.

Während des Rückzugs wolle man sich vollkommen kooperativ zeigen, kündigte das Unternehmen an. "Freenom wird Meta und seine Tochterunternehmen als vertrauenswürdigen Notifier behandeln und eine Sperrliste für mögliche künftige Phishing-Domains, missbräuchliche Domainverwendungen und Domain Squatting implementieren", heißt es in der Mitteilung.

Zugleich wolle man dem Abschied noch etwas Positives abgewinnen und sich auf seine Kernkompetenzen besinnen. Mittlerweile wurde diese ausführliche Version des Pressestatements allerdings ersetzt durch eine Kurzversion.

Auf Anfrage von heise online, was das Unternehmen konkret plant, war zunächst keine Antwort aus Amsterdam zu erhalten.

Betroffen von dem plötzlichen Rückzug sind sowohl Nutzer der Länderadresszonen von Freenom als auch Domaininhaber, die via Open TLD Domains mit der Endung .com oder anderen Endungen registriert haben. Bereits im vergangenen November hatte die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) Open TLD die Akkreditierung als Registrar entzogen. Eine solche Terminierung zieht zugleich einen von der ICANN vorgesehenen Übergabeprozess vor, in dem bestehende Registrierungen an ein Nachfolgeunternehmen übertragen werden.

Den Bestand von Open TLD übernimmt der Registrar Gandi. Gandi teilt auf der eigenen Webseite heute mit, dass man Domaininhaber von Open-TLD-Domainregistrierungen demnächst kontaktieren werde. Kosten für die Übertragungen würden für die Kunden nicht entstehen, die Laufzeiten übernommen.

Für Registrierungen in den Länderadresszonen von Tokelau (.tk), Mali (.ml), Gabon (.ga), der Zentralafrikanischen Republik (.cf) und Äquatorialguinea (.gq) ist die ICANN hingegen nicht verantwortlich. Die sogenannten Country-Code Top Level Domains (ccTLDs) liegen in der Verantwortung der jeweiligen nationalen Stellen, beziehungsweise "Communities".

Mindestens Tokelaus und Äquatorialguineas Zonen sind derzeit noch unter Freenom-Registrierseiten zu finden. Neue .tk-Domains können aber schon seit Anfang 2023 nicht mehr registriert werden. Malis und Gabons bei der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) angegebene cc-Registrierstellen sind aktuell nicht zu erreichen. Die Zentralafrikanische Republik ist wohl schon "umgezogen".

.tk-Nutzern, die sich wegen des "Pending"-Eintrags ihrer Domains beschwerten, bekamen dieser Tage noch eine Nachricht und konnten ihr Domains anschließend wieder nutzen. Möglich sei, so ein Domainexperte, dass man bei Freenom auf diese Art prüft, welche der Millionen Domains tatsächlich noch aktiv genutzt werden.

Das MIT Technology Journal berichtete im vergangenen Jahr ausführlich darüber, wie der enorme Ansturm auf die von Freenom seit vielen Jahren kostenlos angebotenen .tk-Domains – zeitweise wurden über 25 Millionen Registrierungen verzeichnet – letztendlich Phisher und Grabber angezogen und zum Untergang von Freenom geführt hat.

Autor Jacob Jubah rekapituliert darin die ganze Saga von Freenom-Gründer Joost Zuurbiers Einsatz für den besseren Internetanschluss von Tokelau 2003 bis zu einem Gerichtsurteil in den Niederlanden, das bereits 2022 die Geschäfte unter Aufsicht stellte.

Was nun nach der Ankündigung von Freenom mit den unter .tk eingetragenen Domains passiert, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen und hängt von künftigen Betreibern der Zonen ab. Der auf Reddit von einem Nutzer gemachte Ratschlag, etwaige Inhalte zu sichern und auch über einen Umzug nachzudenken, ist sicher nicht verkehrt.

(mki)