iX 12/2018
S. 66
Review
Softwareentwicklung
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Geräte- und plattformübergreifend entwickeln mit RAD Studio

Aus einer Quelle schöpfen

Native Anwendungen für mehr als eine Plattform zu erstellen, verlangt vom Entwickler zusätzlichen Aufwand. Mit der IDE RAD Studio soll hingegen eine einzige Quellcodebasis genügen, um Code für unterschiedliche Systeme zu kompilieren.

Die heutige IT-Landschaft ist gekennzeichnet durch eine Vielfalt von Geräten und Plattformen, von PCs mit Windows oder Linux über Mac-PCs bis zu mobilen Geräten mit Android und iOS. Typische Geräteklassen sind der Desktop-PC, das Notebook, das Tablet und das Smartphone. Webapplikationen können prinzipiell auf all diesen Geräten laufen, erlauben es aber nur mit Einschränkungen, auf die Hardware des jeweiligen Gerätes zuzugreifen.

Wer native Applikationen entwickeln will, muss sich intensiv mit einzelnen Systemumgebungen auseinandersetzen. Programmiersprachen, Entwicklungsumgebungen und Bibliotheken unterscheiden sich erheblich von System zu System. Dementsprechend hoch ist der Codierungsaufwand bei mehrfacher Implementierung. Einen Ausweg bietet die geräte- beziehungsweise plattformübergreifende Programmierung.

Auf diesen Markt zielt das Unternehmen Embarcadero mit seiner integrierten Entwicklungsumgebung RAD Studio, die zum Test für diesen Artikel in der Version 10.2.3 (Tokyo) zur Verfügung stand. Noch vor Ende 2018 soll die Version 10.3. (Rio) erscheinen. Der Kasten „RAD Studio 10.3“ gibt einen Ausblick darauf, welche Neuerungen diese Release enthalten soll.

Alte Bekannte mit neuem Namen

Besser bekannt ist die IDE unter den Namen Delphi und C++-Builder. Für diese beiden Entwicklungsumgebungen hat Embarcadero Technologies ein plattformübergreifendes GUI-Framework namens FireMonkey entwickelt, das dem Entwickler die Wahl zwischen den Programmiersprachen Delphi und C++ lässt. Der Begriff „RAD“ im Namen von RAD Studio steht dabei als Abkürzung für Rapid Application Development. Das Konzept basiert darauf, dass man einen großen Teil der Applikation aus visuellen und nicht visuellen Komponenten in einem grafischen Designer zusammensetzt. Visuelle Komponenten sind die typischen Elemente der Oberfläche wie Buttons, Labels oder Textfelder, nicht visuelle Komponenten erleichtern dem Entwickler wiederkehrende Programmieraufgaben, zum Beispiel bei Datei- oder Datenbankzugriffen.

RAD Studio unterstützt nahezu alle relevanten Systeme und Gerätetypen, möglich sind Applikationen für die folgenden Plattformen:

 Microsoft Windows: Die nativen 32- oder 64-Bit-Anwendungen für den Desktop oder den Server haben keine Abhängigkeiten zu weiteren Bibliotheken. RAD Studio bietet die Option, das Ergebnis als APPX-Package über den Microsoft Store zu verteilen.

 macOS: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt erzeugt der Compiler nur 32-Bit-Anwendungen, unterstützt werden die macOS-Versionen ab OS X 10.10 Yosemite.

 Linux: Für diese Plattform erstellt die IDE Serverapplikationen (Konsole). Wer zusätzlich die FmxLinux-Bibliothek der Firma KSDev einbindet, kann die auf FireMonkey basierenden Anwendungen auch für Linux mit einer grafischen Benutzeroberfläche versehen.

 iOS: Möglich sind Apps für iPhone und iPad ab iOS 9.

 Android: Die Smartphones und Tablets, auf denen die erstellten Apps laufen sollen, müssen bestimmte Hardwarevoraussetzungen erfüllen: eine CPU der ARM-Cortex-A-Serie, ARMv7-Anweisungen, NEON-Technik und GPU. Die NEON-Technik dient zum Beschleunigen von Multimediaanwendungen, insbesondere von Grafik.

Installation und Systemkonfiguration

Embarcadero bietet RAD Studio in drei kommerziellen Versionen an: als Professional, Enterprise und Architect Edition. (Zu den Preisen siehe den Kasten „Daten und Preise.) Als Grundlage für diesen Artikel diente eine zeitlich limitierte Testversion der Architect Edition, die den kompletten Funktionsumfang bietet. Wer sich auf eine der beiden unterstützten Programmiersprachen beschränkt, kann alternativ auch die Community-Editionen von Delphi oder C++-Builder nutzen. Für Lehr- und Lernzwecke, für die private oder die eingeschränkte kommerzielle Nutzung (Jahresumsatz unter 5000 US-Dollar) sind diese Versionen dauerhaft kostenfrei.