iX 3/2018
S. 68
Review
Pen-Computing
Aufmacherbild

Mobilgeräte mit Stift im Vergleich

Federkiel

Immer mehr Smartphones, Tablets, Notebooks und selbst Desktops lassen sich mit Stiften bedienen. Ein Vergleichstest derzeit verfügbarer Geräte zeigt, was die Technik kann.

Über fünfzig unterschiedliche Mobilgeräte mit digitalen Stiften erblickten in den vergangenen zwölf Monaten das Licht der Welt. Nachdem die Technik lange Jahre ein Nischendasein fristete, findet sie nun weite Verbreitung – insbesondere bei Profi-Tablets und -Notebooks.

Aus gutem Grund: Digitale Stifte stellen eine ideale Ergänzung für Mobilgeräte dar, spielen insbesondere dort ihre Vorteile aus, wo eine Bildschirmtastatur unpraktisch und der Finger zu ungenau ist. Nicht verwechseln sollte man sie mit Eingabehilfen in Stiftform (oft Stylus genannt), die die Fingerkuppe ersetzen, aber ohne ausgeklügelte Technik nur wenig Genauigkeitsgewinn bringen.

Unterwegs spontan etwas zu notieren, gelingt mit einem Stift wesentlich schneller als mit einer Tastatur. Und dank der Handschrifterkennung kann man den erfassten Text direkt in einem normalen Dokument weiterverarbeiten. Aber auch für die kreative Arbeit rentiert sich der Stift: Mit Konzeptzeichnungen und Skizzen kann der Designer vom Rohentwurf bis zur abgabefertigen Fassung kontinuierlich arbeiten, denn er kann jeden Strich jederzeit korrigieren und neu arrangieren, bis alles passt.

Teure Technik, teure Geräte

Dass digitale Stifte eher im hochpreisigen Segment anzutreffen sind, liegt an der aufwendigen Technik. Sie ist komplizierter als die herkömmlicher Touchscreens, da die Geräte in der Regel einen zweiten Digitizer enthalten (siehe Kasten „Technik eines Digitizers“). So ausgerüstete Systeme nennen viele Hersteller daher auch Pen-Computer. Die Technik hat sich in den in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt: Ein Pen mit 4096 Druckstufen gilt fast schon als Standard und erste Modelle mit 8096 Stufen sind bereits erhältlich.

In der Praxis hängt der Nutzen digitaler Stifte vom Betriebssystem und der Anwendungssoftware ab. Es gibt viele Applikationen, die die Entwickler explizit auf einen Stift auslegen – vom einfachen Notizprogramm über diverse Spezialanwendungen bis hin zu professionellen Zeichenwerkzeugen. Hinzu kommen branchenspezifische Anwendungen, etwa im Bestell- und Formularwesen.

Wie ein Blick auf die derzeit verfügbaren Geräte zeigt, verfolgen die Hersteller selbst jedoch unterschiedliche Ansätze. Marktführer ist nach wie vor Samsung mit der Galaxy-Note-Serie, dank der immer mehr Android-Nutzer Stifte verwenden. Ein weiterer langjähriger Verfechter ist Microsoft. Mit Windows Ink veröffentlichte der Konzern erst 2016 eine weitere Iteration der 1992 mit dem Tablet-PC erstmals eingeführten Stifttechnik (siehe Kasten „Geschichte“). Viele Hersteller von Convertible-Notebooks springen seitdem auf den Windows-Ink-Zug auf und bringen eigene Geräte mit Stift heraus. Auch Apple mit dem iPad Pro und dem Apple Pencil sowie Google mit dem Pixelbook haben stiftbasierte Systeme im Programm.

Lenovo Yoga Book

Ein bemerkenswerter Pen-Computer ist Lenovos Yoga Book, das die Technik der Stifterkennung sehr greifbar umsetzt. Das etwas mehr als ein DIN-A5-Heft große, 1 cm dünne und 690 g leichte Gerät für 499 Euro verfügt über ein dreiteiliges, um 360 Grad drehbares Gelenk zwischen Tastatur und Bildschirm, mit dem man es in ein Tablet verwandeln kann.

Stiftbewegungen erfasst Lenovos Yoga Book auf einem Papierblock elektronisch (Abb. 2).

Wenn das Yoga Book flach auf dem Tisch liegt, kann man ein Blatt Papier auf den glatten Tastaturbereich legen, dessen Tasten das Gerät wie eine Bildschirmtastatur ausschließlich per Hintergrundbeleuchtung einblendet. Durch einen Druck auf eine Taste zwischen Tastatur und Gelenk überträgt das Yoga Book alles, was man mit dem beiliegenden Stift mit Kugelschreiberspitze auf dem Papier zeichnet oder schreibt, auf den Bildschirm (siehe Abbildung 1). Im Tastaturbereich befindet sich der Pen-Digitizer des Yoga, der nicht nur die Position des Stiftes, sondern auch den ausgeübten Druck in 2048 Stufen erkennt. Dem Gerät liegt auch ein Notizblock bei, mit dem der Nutzer Papier auf dem Gerät fixieren kann.

Das Display verfügt darüber hinaus über einen kapazitiven Digitizer, der auf Fingerberührungen reagiert. So lassen sich zum Beispiel fehlerhafte Stifteingaben leicht ausradieren. Etwas gewöhnungsbedürftig, denn auf dem Papier bleibt die Tinte natürlich erhalten. Durch andere Spitzen kann man den Stift für das Schreiben auf dem Bildschirm umrüsten, um das zusammengeklappte Yoga Book als Tablet zu verwenden. Dem kapazitiven Digitizer des Displays fehlen allerdings eine Druck- und eine Handballenerkennung. Dafür passt sich das Gerät automatisch Links- oder Rechtshändern an, auch der Notizblock lässt sich links oder rechts des Displays anordnen. Leider haftet der leicht magnetische Stift nicht am Gerät, aber am Deckel des Stiftes befindet sich ein Clip.

ArtRage auf Lenovos Yoga Book erkennt, wie viel Druck der Nutzer auf den Stift ausübt (Abb. 3). Quelle: Lenovo

Das Lenovo Yoga Book gibt es mit Android oder Windows 10. Unter Android setzt die App Note Saver die Stiftfunktion um. Sie lässt sich immer über ein Stiftsymbol neben der Tastatur oder durch einen Klick auf ein Icon in der Statuszeile aufrufen. Mit ihr verwaltet man die mit dem Stylus erstellten Notizseiten in Ordnern. Ferner hat Lenovo ArtRage vorinstalliert, ein pixelorientiertes Werkzeug für das Erstellen von Grafiken, das die Druckerkennung des Stiftes voll ausnutzt (siehe Abbildung 2). Hinzu kommen Googles und Microsofts Office-Anwendungen, letztere einschließlich OneNote.

Augenfälligstes Merkmal des Yoga Book ist das Fehlen einer Handschrifterkennung, die Eingaben in getippten Text umwandelt. Die Funktion kann der Nutzer über diverse Apps nachrüsten, allerdings ohne direkte Integration in Android.

Samsung Galaxy Note 8

Samsungs Galaxy Note 8, ein Smartphone für 750 Euro inklusive Stift, ist das jüngste Modell der Serie, deren Erfolg den derzeitigen Stylus-Boom mitausgelöst hat. Der S-Pen kommt ohne Batterie aus, hat eine Taste für Zusatzfunktionen und lässt sich in das Gehäuse einschieben. Er ist leicht und liegt trotz seiner filigranen Anmutung gut in der Hand. Dank Samsungs eigener TouchWiz-Oberfläche kann man den Stift für alle Apps verwenden. In jedem Feld, das eine Tastatureingabe erfordert, zeigt das System bei herausgezogenem S-Pen ein Stifteingabefeld alternativ zur Bildschirmtastatur an. Dessen Handschrifterkennung arbeitet zuverlässig, bloß bei Eigennamen muss man mitunter nachbessern.