iX 4/2018
S. 134
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Apps zum Lesen von RSS-Feeds

Einspeisung

Über Wichtiges und Unwichtiges informiert zu sein, ist heute beinahe ein Grundbedürfnis – das diverse Apps in unterschiedlichem Umfang erfüllen.

Es gibt viele Wege, auf denen man sich Nachrichten oder technische Informationen präsentieren lassen kann. Neben unabhängigen Nachrichtenportalen von Tages- oder Wochenzeitungen haben TV-Sender Internetpräsenzen. Wer an bestimmten fachlichen Themen interessiert ist, findet auf Portalen wie heise.de technische Neuigkeiten oder kann sich auf ign.com mit Spielen beschäftigen. Dazu gibt es viele Blogs und andere Publishing-Plattformen wie Medium.com.

Die meisten dieser Dienste stellen einen oder mehrere RSS- oder Atom-Feeds bereit, XML-Formate, die Informationen zu publizierten Inhalten enthalten. Je nach Art des Feeds findet man hier neben Titel, Autor, Datum und URL zum Artikel oft auch eine Kurzversion des Inhalts, manchmal sogar den kompletten Inhalt.

Alle unter einem Dach

Content-Aggregatoren nutzen die Feeds oft, um verschiedene Inhalte unter ein Dach zu bringen. Der wohl bekannteste dieser Aggregatoren war das webbasierte Produkt „Google Reader“, das nun seit fast fünf Jahren vom Markt verschwunden ist, laut Google aufgrund der stark rückläufigen Nutzung. Man kann hier nur vermuten, dass mit dem Aufkommen von Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter sowie dem verstärkten Engagement vieler Produzenten von Inhalten auf diesen Plattformen RSS- und Atom-Feeds an Zuspruch verloren haben. Im Zuge der gegenwärtigen Diskussion um die Newsfeed-Algorithmen von Twitter und Facebook scheint sich ein gegenläufiger Trend anzubahnen und Nutzer zeigen verstärkt Interesse an einem Newsfeed, den sie selbst zusammenstellen. Im Folgenden geht es daher um Apps zum Verwalten und Lesen von Informationen mit RSS- und Atom-Feeds.

Die Anwendungen hierzu lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen. In der ersten finden sich Apps, die Feeds oder Feed-Gruppen direkt von den Quellen auf das Gerät laden und dort darstellen. Hier importiert der Nutzer seine Feeds in die App und kann danach loslegen. Vertreter der anderen Kategorie integrieren kostenlose oder kostenpflichtige Dienste eines Aggregator-Drittanbieters. Der Anwender benötigt einen Account für den Dienst und verwaltet seine Feeds dort. Die App kommuniziert häufig mit dem Aggregator-Dienst und nicht direkt mit individuellen Feed-Quellen.

Eine der bekanntesten Apps zum Verwalten von RSS- und Atom-Feeds ist „Feedly“. Nach der Schließung von Google Reader zog eine Vielzahl ehemaliger Reader-Nutzer zu diesem Aggregator-Dienst um. Für die Nutzung der iOS- und Android-Apps verlangt er einen Account, den man kostenlos erstellen und entweder direkt auf feedly.com im Webbrowser oder beim Starten einer der Apps erzeugen kann. Alternativ ist eine Registrierung über die gängigen sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter oder das Nutzen eines Google-Kontos möglich.

Feedlys Benutzeroberfläche ähnelt eher dem Layout eines Online-Magazins als der schlichten Listendarstellung von Feed-Elementen in Google Reader und wirkt daher deutlich moderner. Puristen stört das, und Feedly hat es nach vielen Beschwerden ermöglicht, die Oberfläche schlichter anzeigen zu lassen. Die Inhalte der RSS-Feeds präsentiert die App flüssig, auch mit statischen und interaktiven Medien kann sie gut umgehen.

Die Apps für iOS und Android sind hinsichtlich ihres Funktionsspektrums im Wesentlichen identisch. Dazu kommt eine Chrome-Extension namens Feedly Mini, mit der der Nutzer aus dem Browser heraus seinem Feedly-Konto Inhalte und RSS-/Atom-Feeds hinzufügen kann. Durch die Positionierung als Aggregator unterstützen auch eine Vielzahl anderer Feedreader-Apps Feedly, was insofern von Vorteil ist, als Feedlys eigene Apps kein Offline-Caching erlauben.

Das Geschäftsmodell basiert auf einem typischen Freemium-System. Feedly-Konto und Apps sind kostenlos, erlauben jedoch nur drei Feeds und 100 Quellen. Unter Feeds sind in diesem Fall allerdings keine RSS- und Atom-Feeds zu verstehen, sondern vom Nutzer angelegte Gruppen von Quellen. Eine Quelle besteht dann aus einem technischen Feed, sodass man mit den 100 Quellen als Beschränkung im kostenlosen Account viele Informationsquellen integrieren kann.

Viele Quellen integrieren

Feedly Pro kostet sieben US-Dollar pro Monat oder circa 65 US-Dollar im Jahr und hebt alle Limitierungen des freien Accounts auf. Darüber hinaus kann der Nutzer die Pro-Version mit IFTTT (If This Then That) und anderen Webdiensten integrieren und somit die Nachrichten mit seiner sonstigen interaktiven Lebens- und Arbeitsumgebung besser verzahnen.

Alternativen, die einem ähnlichen Aggregator-Modell folgen, sind „Newsblur“ und „Netvibes“. Erstere erlangte im Zuge des Abschaltens von Google Reader ebenfalls eine gewisse Popularität und ist heute hinsichtlich gefühlter Verbreitung die Nummer zwei hinter Feedly.

Newsblur hat Apps für iOS und Android und erinnert in seiner Oberfläche und der täglichen Handhabung stark an Google Reader. Die iOS-App macht einen leicht besseren Eindruck als die Android-Version und fühlt sich auf Geräten vergleichbaren Alters flüssiger an. Die Newsblur-Apps können Daten offline speichern und erlauben daher zumindest eine begrenzte Nutzung auf dem täglichen Weg zur Arbeit via U-Bahn oder im Flieger. Je nach Struktur des Feeds speichert der Reader nicht den vollen Artikel, sondern nur die im Feed zur Verfügung gestellten Informationen.

Wie Feedly bietet Newsblur kuratierte Feed-Angebote, etwa Global News. Natürlich lassen sich über RSS- oder Atom-URL auch eigene Quellen hinzufügen. Ein Newsblur-eigenes Feature ist der Trainingsmodus, in dem man dem Reader beibringen kann, welche Inhalte man ansprechend oder nützlich findet. In der Basisversion ist Newsblur ebenfalls kostenlos. Die Premium-Version kostet als In-App-Kauf drei Euro pro Monat.

Netvibes, der dritte große Anbieter im Bunde, bietet ein eher enttäuschendes Bild. Die Webversion des Aggregator-Produkts funktioniert zufriedenstellend, legt den Fokus allerdings auf die sogenannte Dashboard-Ansicht. Man sieht hier ganz klar, dass sich das Produkt als News- und Social-Dashboard nicht in erster Linie an die Zielgruppe der RSS-/Atom-Reader-Nutzer richtet.

Die iOS-App ist im Wesentlichen nur ein Webview, der die komplette Webseite beinhaltet. Eine Android-Version gibt es nicht. Beim Ausprobieren war die App leider nicht in der Lage, vom Dashboard zur Reader-/Listenansicht zu wechseln. Auch ist aufgrund der Architektur das Speichern von Inhalten offline nicht möglich. Der Dienst startet mit einem kostenlosen Angebot und ist im Rahmen von Team-Paketen preislich nach oben offen.

Wer sich nicht an einen Aggregator-Dienst binden möchte, sondern einfach nur eine Handvoll Feeds lokal auf einem Gerät lesen will, sollte sich „iOS Reeder 3“ anschauen. Die App kostet einmalig 5,49 Euro, bietet aber ein rundes Paket. Für lokale Nutzung legt man im ersten Schritt einen lokalen RSS-Account an, dem man nach Belieben Feed-URLs hinzufügen kann. Die App kann aber auch mit vielen Aggregatoren umgehen, unter anderem unterstützt Reeder 3 auch Feedly und Newsblur. Das erlaubt das bunte Kombinieren von Inhalten verschiedener Quellen.

Von einfach bis professionell

Das Leseerlebnis ist gut, die App erlaubt die Auswahl verschiedener Schrifttypen und Größen und bietet einen Nachtmodus. Ein Offline-Caching ist ebenfalls möglich. Die App unterstützt zudem das Teilen von Inhalten in verschiedenen Social-Media-Diensten oder mit anderen Apps wie Evernote oder Pocket. Wer Reeder 3 lieber auf einem Desktop- oder Laptop-Computer nutzen möchte, kann das mit der macOS-App tun, die Apples App Store zum Preis von 10,99 Euro anbietet.

Perfekte Stand-alone-Reader auf Android sind schwieriger zu finden. Wer mit einer einfachen App zufrieden ist, der sollte sich die kostenlose „Flym“ anschauen. Zum Ausprobieren kann man die App einfach einen News-Feed von Google einbinden lassen oder direkt eigene URLs einrichten. Flym versucht, die kompletten Artikel und Inhalte eines jeden Feeds herunterzuladen, was man einschränken kann. Die App hat keinerlei Anbindung an Aggregatoren und arbeitet komplett mit lokalen Feeds.

Weitere empfehlenswerte Kandidaten auf Android sind „gReader“ und „gReader Pro“. Beide arbeiten mit lokalen Feeds oder nutzen Feedly und andere Aggregator-Dienste. gReader bietet verschiedene UI-Stile und einen Offline-Modus. Die App ist kostenlos, zeigt aber Werbung an, die in der Pro-Version zum Preis von 3,99 Euro entfernt ist. (ka@ix.de)