iX 1/2019
S. 42
Titel
Systeme
Aufmacherbild

Zwölf Abteilungsserver und zwei NAS-Systeme mit acht Laufwerksschächten im Überblick

Leuchttürme

Server im Tower-Gehäuse stellen besonders in Gegenden ohne Breitbandinternet und in Firmen ohne eigenen klimatisierten Serverraum zuverlässig die ihnen anvertrauten Daten bereit. iX prüft 12 aktuelle Türme und zwei NAS-Systeme auf ihre Tauglichkeit als Abteilungsserver.

Cloud-Dienste lösen viele Probleme kleinerer und mittlerer Unternehmen im Kontext der Digitalisierung. Investitionen und IT-Personalkosten werden durch einen monatlichen Fixbetrag ersetzt und Skalierungsbedarfe erfordern keine europaweite Ausschreibung. Doch ein Problem, besonders des ländlichen Raums, lösen sie nicht, nämlich eine schlechte Internetanbindung. Daher gibt es sie immer noch, jene Geräte, die einst ganze Messehallen füllten: Abteilungsserver im Tower-Gehäuse. Doch nicht nur die Cloud knabbert an den Absatzzahlen, auch NAS-Systeme (Network Attached Storage) werden immer beliebter und bieten längst mehr als nur Massenspeicher.

Abteilungsserver stellen Netzwerklaufwerke auch in einer heterogenen Clientumgebung sowie genug Rechenleistung für Applikationen und Datenbanken zur Verfügung. War es früher eine Kunst, alle Dienste und das Betriebssystem auf einem abgestimmten Versionsstand zu halten, so löst heute die Virtualisierung dieses Problem. Passt die gewünschte Anwendung nicht zum Betriebssystem, so spielt man einfach ein weiteres auf. Am besten als Image, in dem OS und Anwendung perfekt aufeinander abgestimmt sind.

Klassische Server kommen als Blech und warten darauf, in Betrieb genommen zu werden: RAID konfigurieren, Basisbetriebssystem oder Hypervisor installieren und konfigurieren. Weitere Betriebssysteme einrichten, Dienste einrichten, für mehr Sicherheit sorgen, testen und freigeben. Sofern nicht ein Dienstleister die Arbeit übernimmt, bedarf es dazu Personal, und bis alles läuft, kann es dauern. Und kaum ist man fertig, geht es mit einer Änderung von vorne los.

NAS-Systeme hingegeben sind wenige Minuten nach dem Einschalten betriebsbereit. In der Regel reicht es, eine URL im Browser zu öffnen und mittels einer schicken Weboberfläche ein Laufwerk zu konfigurieren. Dank leistungsfähiger CPUs und eines auf das System zugeschnittenen Linux-Betriebssystems bieten NAS-Hersteller ihre Geräte inzwischen auch als Diensteplattform an. Ganz dem Vorbild iPhone folgend, kann der Anwender die Dienste aus einem Store laden. Glaubt man den Anbietern, so funktionieren sie sofort nach ein paar Klicks. Und schon kann das NAS alles, was ein klassischer Server bietet – oder?

Türme mit acht Schächten

Tabelle
Tabelle: Aktuelle Abteilungsserver im Vergleich (Teil 1)
Tabelle
Tabelle: Aktuelle Abteilungsserver im Vergleich (Teil 2)

Alle Systeme dieser Marktübersicht sind für eine Umgebung ohne dedizierten, klimatisierten Rechnerraum gedacht. Sie erfordern kein 19-Zoll-Rack, sondern finden ihren Platz in der Ecke im Großraumbüro, unterm Tisch oder in der Besenkammer, gleich neben dem Netzwerk-Switch. Ferner verfügen alle über RAID-Hardware mit mindestens acht Hot-Plug-fähigen Laufwerksschächten. Warum gerade acht? Zum einem unterstützen die in den Systemen verbauten RAID-Controller im optimalen Fall acht Disks. Zum anderen sollte man für mehr Platten sinnvollerweise doch ein Rack einsetzen. Mit weniger als acht Schächten hingegen ist man zu unflexibel, insbesondere wenn man auf großen günstigen SATA-Disks auch sichern möchte. Diese Übersicht stellt die Einstiegs- und Spitzenmodelle verschiedener Hersteller gegenüber und betrachtet zudem zwei NAS-Systeme, die sich zum Gruppenserver mausern können.

Wird die Leistung des Systems primär vom verwendeten Chipsatz (Systemplatine, CPU und RAID-Controller) sowie vom Speicherausbau (Größe und Art des RAM, mechanische Disk vs. SSD) bestimmt, so lässt sich dessen Geräuschentwicklung konstruktiv beeinflussen. In diesem Punkt unterscheiden sich die hier vorgestellten Systeme mehr oder weniger stark. So sind bei den Anbietern klassischer Tower-Server zwei Netzteilkonzepte vertreten. Für eine Einstiegskonfiguration reicht das fest verschraubte Netzteil mit einer Leistung von circa 350 Watt mit großem Lüfter. Für mehr Leistung und Ausfallsicherheit werden Einschubnetzteile verbaut, die im laufenden Betrieb getauscht werden können. Sie benötigen nur halb so viel Platz und nutzen daher einen sehr kleinen Lüfter, der heftig kreiseln muss, um ausreichend Wärme abzuführen. Ein derartiges Ding muss nicht lauter sein, aber: Auch die Drohne in Nachbars Garten ist leise, surrt aber in einem Frequenzbereich, der an Zahnarzt erinnert und nervt. Ein Deckenlüfter in südlichen Hotelzimmern hingegen dreht sich unhörbar, fächelt aber mit einem Durchmesser von einem Meter reichlich Luft durchs Zimmer. Weil sich so etwas schlecht in Zahlen ausdrücken lässt, fehlt eine Angabe der Geräuschentwicklung in der Übersichtstabelle und es wird nur die Kühlungsarchitektur beschrieben.

Einige Hersteller ermöglichen es, zwei Netzteile auch parallel zu schalten, was die Leistungsaufnahme halbiert und den Lärmpegel senkt. Die Anbieter der NAS-Systeme haben es da mit ihren proprietären Architekturen einfacher. Sie können ihre Systeme so gestalten, dass eine separate Netzteilkühlung überflüssig ist. Zwei große Lüfter arbeiten oft leiser, als dies bei universellen Tower-Servern der Fall ist. Grundsätzlich gilt: Lüfter arbeiten lastabhängig. Wer sein System mit Strom fressenden Leistungsträgern vollstopft, wird es jederzeit entweder akustisch oder am Luftzug bemerken können.