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ZEW sieht schlechte Stimmung in der ITK-Branche

Die Stimmung in der ITK-Branche trübte sich im zweiten Quartal laut Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) weiter ein. Der Stimmungsindikator verlor im Vergleich zum ersten Quartal 2020 3,5 Punkte und pendelte sich auf dem historischen Tiefstand von 47,6 Punkten ein. Mehr als die Hälfte der Firmen blickt folglich besorgt auf Konjunktur und Erwartungen. Eine differenziertere Betrachtung belegt indes, dass die schlechten Aussichten sich vornehmlich aus dem Verlauf des zweiten Quartals speisen. Bei knapp 42 Prozent der Unternehmen fiel der Umsatz geringer aus als im Vorquartal, während lediglich 19 Prozent ein Einnahmenplus erzielen konnten. Besonders schlecht schnitt das Hardwaresegment ab. 87,7 Prozent der Anbieter mussten Umsatzeinbußen verkraften. Unter den ITK-Dienstleistern waren davon etwa 36 Prozent betroffen. Infolge der negativen Entwicklung stürzte der Teilindikator für die Geschäftslage der ITK-Branche insgesamt von 51,7 Punkten zum Jahresauftakt auf 36,7 Punkte im zweiten Quartal ab.

Trotzdem hat sich die Geschäftserwartung der Branche für das laufende Quartal ein wenig aufgehellt. Rund 41 Prozent der Unternehmen glauben an eine allgemein steigende Nachfrage und 37 Prozent hoffen auf ein Umsatzplus im dritten Quartal 2020. Deutlich weniger befürchten weitere Nachfragerückgänge (14%) oder Umsatzeinbußen (18%). Erwartungsgemäß sind auch hier die Hardwarehersteller weniger optimistisch als ihre Dienstleistungskollegen. Sie rechnen häufiger mit Einbußen (40%) als mit Steigerungen (20%). Unter den Dienstleistern erwarten dagegen nur 15 Prozent einen Einnahmerückgang, 40 Prozent ein Plus. Als Resultat legt der Teilindikator im Vergleich zum Vorquartal um 11,2 Punkte zu und erreicht 61,7 Punkte. (jd@ix.de)

ZEW

Cloud-Services: Boom mit Verzögerung

Die Umsätze mit öffentlich zugänglichen Cloud-Services (Public Cloud) legen laut Gartner in diesem Jahr um 6,3 Prozent auf fast 258 Mrd. zu. Den höchsten Zuwachs dürfen Anbieter verbuchen, die sich im Markt von Desktop as a Services (DaaS) tummeln. Das in absoluten Zahlen kleinste Segment soll sich 2020 auf 1,2 Mrd. Dollar verdoppeln. Der Grund hierfür hat einen Namen: COVID 19. Denn DaaS bietet eine vergleichsweise kostengünstige Option für Unternehmen, ihren Mitarbeitern einen sicheren Remote-Zugriff auf Unternehmensanwendungen einzurichten.

Größtes Marktsegment bleibt das Geschäft mit Software as a Service (SaaS), das um überschaubare 2,6 Prozent auf 104,7 Mrd. Dollar wachsen soll. Knapp halb so groß ist das Umsatzvolumen im zweitgrößten Bereich, den Infrastrukturdiensten (IaaS). Sie sollen 2020 um 13,4 Prozent auf 50,4 Mrd. Dollar wachsen. Auch das Geschäft für Anwendungen und Entwicklung (PaaS – Platform as a Service) legt überdurchschnittlich mit 16 Prozent auf 43,5 Mrd. Dollar zu. Damit liegt es knapp vor dem vormaligen zweitgrößten Servicesegment, der Abwicklung kompletter Geschäftsprozesse in der Cloud.

Entwicklung der weltweiten Cloud-Umsätze
	2019	2020	2021	2022
Cloud Business Process Services (BPaaS)	45,212	43,438	46,287	49,509
Cloud Application Infrastructure Services (PaaS)	37,512	43,498	57,337	72,022
Cloud Application Services (SaaS)	102,065	104,672	120,990	140,629
Cloud Management and Security Services	12,836	14,663	16,089	18,387
Cloud System Infrastructure Services (IaaS)	44,457	50,393	64,294	80,980
Desktop as a Service (DaaS)	0,616	1,203	1,951	2,535
Gesamtmarkt	242,697	257,867	306,948	364,062
alle Angaben in Mrd. Dollar

Gartner 07/ 2020

Dass sich dieses von Gartner als BPaaS (Business Process as a Service) bezeichnete Geschäft im laufenden Jahr als einziges Segment leicht verschlechtern dürfte, ist vermutlich gleichfalls Corona-bedingt. In konjunkturellen Schwächephasen schrumpft die Nachfrage nach Personalabrechnungsdiensten und Ähnlichem. Für die beiden kommenden Jahre stellen die Marktforscher hier wieder solides Wachstum in Aussicht. Überhaupt sollen sich Cloud-Services erfreulich entwickeln: Die prognostizierten Steigerungsraten liegen bei 19 Prozent (2021) und18,6 Prozent (2022). Im November vergangenen Jahres hatte Gartner für 2020 noch einen vergleichbaren Wert vorhergesagt, der inzwischen auf ein Drittel zurechtgestutzt wurde. (jd@ix.de)

Huawei übertrumpft Samsung

Der weltweite Smartphone-Absatz brach im zweiten Jahresquartal um satte 16 Prozent auf 278,4 Mio. Geräte ein. Das meldete IDC nach Sichtung der Auslieferungsstatistiken. Der starke Rückgang ist nach Ansicht der Analysten eine direkte Folge des veränderten Kaufverhaltens. Die Kunden geben aufgrund der Pandemie erstens weniger aus und erwerben zweitens derzeit lieber PCs, Monitore und Tablets.

Top-Verkäufer war erstmals Huawei mit 55,8 Mio. ausgelieferten Smartphones im zweiten Quartal 2020. Zudem wurde die Wirkung des US-amerikanischen Kaufbanns von einem zehnprozentigen Zuwachs im Heimatmarkt wettgemacht. Samsung musste hingegen einen Einbruch von fast 29 Prozent auf 54,2 Mio. Geräte hinnehmen. Apple profitierte mit dem preiswerten iPhone SE 2020 von der Krise. (jd@ix.de)

Nutzung von Daten ist ausbaufähig

Dass Daten für alle Branchen immer wichtiger werden, ist ein Allgemeinplatz. Trotzdem ließ sich der Bitkom diese Binsenwahrheit in einer Umfrage bestätigen. Für 85 Prozent der Unternehmen in Deutschland mit 50 oder mehr Beschäftigten hat demnach die Datennutzung bereits heute eine sehr große oder eher große Bedeutung. 91 Prozent sind davon überzeugt, dass in zwei Jahren Daten von großer Bedeutung sein werden.

Die Umfrage des Lobbyverbandes der hiesigen ITK-Branche fördert allerdings auch zutage, dass die Datennutzung ausbaufähig ist. Denn Daten werden aktuell vornehmlich zur Unterstützung im Personaleinsatz (74%) oder in der Finanzplanung und Liquiditätssteuerung (64%) genutzt. Nur eine Minderheit (27%) zieht sie bereits zur vorbeugenden Wartung heran.

18 Prozent gaben an, Daten zur Entwicklung neuer Produkte und Services heranzuziehen. 12 Prozent nutzen sie, um neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Um den Umgang mit den Informationen in der eigenen Organisation zu vereinfachen, wären nach Ansicht von knapp der Hälfte der Befragten Unternehmenskooperationen förderlich. Für 42 Prozent wäre eine Ausweitung von Open-Data-Ansätzen hilfreich, bei denen die öffentliche Hand beispielsweise vorhandene Wetter- oder Verkehrsdaten zur Verfügung stellt. (jd@ix.de)

Qualtrics soll an die Börse

SAP gab bekannt, Qualtrics in den USA an die Börse bringen zu wollen. Der Walldorfer Konzern will Mehrheitsaktionär bleiben. Vorrangiges Ziel ist, das Marktpotenzial des Befragungs- und Feedbacktool-Anbieters besser auszuschöpfen. Die angestrebte größere Unabhängigkeit soll Qualtrics in die Lage versetzen, jenseits des SAP-Kundenstamms zu wachsen. Eine endgültige Entscheidung über den Börsengang steht noch aus.

Kurios an der Geschichte: SAP stoppte unter Führung des damaligen Chefs Bill McDermott mit der Übernahme im November 2018 den bereits vorbereiteten Börsengang des US-amerikanischen Softwarehauses selbst. Der Kaufpreis von 8 Mrd. Dollar für ein Unternehmen, das in neun Monaten 2018 gerade einmal 372 Mio. Dollar Umsatz erzielt hatte, sorgte intern und extern für Irritationen. Inzwischen setzt SAP unter dem neuen CEO Christian Klein wieder verstärkt auf das traditionelle Geschäft rund um die ERP-Software. (jd@ix.de)

Hoffnungsträger Auftragseingang

Trotz Corona legte die Software AG für das zweite Jahresquartal solide Ergebnisse vor. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn musste das älteste Softwarehaus Deutschlands allerdings Rückgänge hinnehmen. Die Gesamteinnahmen verschlechterten sich um 0,9 Prozent auf 204,6 Mio. Euro. Sie übertrafen damit leicht die Erwartungen. Das gilt gleichfalls für das operative Ergebnis (EBITA), das mit 41,4 Mio. Euro gut 26% unter dem Vorjahreswert lag. Der Nettogewinn sackte auf nunmehr 28,2 Millionen Euro ab. Auslöser für die Rückgänge auf der Erlösseite sind die Ausgaben für den strategischen Umbau des Produktangebots Richtung Cloud und IoT.

Für das zweite Quartal weist die Sparte einen deutlichen Umsatzrückgang von 19% auf 10,4 Mio. Euro aus. Das Management erklärt diese Entwicklung mit dem Bestellrhythmus großer Aufträge. Als Beleg werden die zweistelligen Wachstumsraten bei den Halbjahreszahlen und dem annualisierten Auftragswert – also dem Auftragswert der am Ende des Quartals aktiven Verträge – angeführt. Mit -1 Prozent auf 96,3 Mio. Euro blieb der Umsatz der Middleware-Sparte DBP (Digital Business Platform) in etwa auf dem Vorjahresniveau.

Das gilt gleichfalls für das klassische Datenbankgeschäft (Adabas und Natural), das unter anderem von zwei vorgezogenen größeren Aufträgen profitierte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich besser arbeitete indes der Vertrieb. Jedenfalls stiegen die Auftragseingänge mit hohen zweistelligen Zuwachsraten – und zwar in allen Produktsparten. Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar wertete dies als Indikator für gute künftige Geschäfte. Die Analysten an der Börse sehen das anscheinend ähnlich und belohnten den Ausblick mit einem Plus von 7 Prozent beim Aktienkurs. (jd@ix.de)

Software AG: Hoffnungsträger Auftragseingang
	Q2/2020*	Veränderung (%)	1. Halbjahr 2020*	Veränderung (%)
Digital Business Platform
Lizenzen	26,6	-6	45,2	-10
Wartung	69,7	+1	137,9	+1
Gesamtumsatz	96,3	-1	184,3	-2
Cloud und IoT
Lizenzen	1,1	-81	7,6	-13
Wartung	2,0	+11	4,0	+19
SaaS/nutzungsbasiert	7,3	+36	14,2	+39
Gesamtumsatz	10,4	-19	25,8	+15
Adabas und Natural
Lizenzen	16,7	+3	38,3	+13
Wartung	35,6	-3	73,4	-3
sonstige	0,1	0	0,2	-33
Gesamtumsatz	52,4	-1	110,0	+2
*in Millionen Euro

Kurz notiert

Behörden und staatliche Organisationen werden laut Gartner in diesem Jahr voraussichtlich 438 Mrd. Dollar (-0,6%) für IT ausgeben. Zum Vergleich: Der IT-Gesamtmarkt soll um acht Prozent auf 2,7 Bio. Dollar schrumpfen.

Amazon erzielte mit seiner Cloud-Service-Sparte AWS im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz von 21,027 Mrd. Dollar (+30,7%). Das Betriebsergebnis belief sich auf 6,432 Mrd. Dollar (+48,1%).

Fortinet übernimmt OPAQ Networks. Damit erhält der Cloud-Sicherheitsspezialist Zugriff auf Techniken zum Schutz verteilter Netzwerke, die nach dem Zero Trust Network Access arbeiten.

Die weltweiten Tablet-Verkaufszahlen stiegen laut IDC im zweiten Jahresquartal um 18,6% auf 38,6 Mio. Geräte. Unangefochtene Nummer eins ist Apple (12,4 Mio. iPads, +1,3 %). Samsung verharrt trotz kräftigem Zuwachs (7 Mio., +42,5%) auf Rang zwei.

Alle Meldungen: Achim Born