iX 4/2022
S. 108
Wissen
Internetrouting

Überblick zum Routingprotokoll BGP4

Päckchenschieber

Christoph Karger, Benjamin Pfister

Weitreichende Serviceausfälle wie im Herbst 2021 bei Facebook oder OVH verdeutlichen, dass trotz Cloud und Netzwerkautomatisierung immer noch teils uralte Protokolle den Kern der öffentlichen Netze bilden. Im Fehlerfall bedarf es der Internetveteranen, die den Laden wieder zum Laufen bringen. Und die können vor einer komplexen Herausforderung stehen, wie sich am Beispiel des Routingprotokolls BGP zeigt.

Das Border Gateway Protocol (BGP) ist das einzige Exterior Gateway Protocol (EGP), das im praktischen Einsatz ist. Somit ist es im gesamten Internet dafür verantwortlich, Routinginformationen zwischen Organisationen und Carriern auszutauschen und aktuell zu halten und damit dynamisches Routing zu ermöglichen. Innerhalb der Organisationen kommen dafür mehrere Interior-Gateway-Protokolle (IGP) wie OSPF, EIGRP, IS-IS und RIP zum Einsatz. BGP ist ein komplexes Protokoll, Konfigurationsfehler können dazu führen, dass große Teile des Internets nicht erreichbar sind. Die Fehlersuche und -behebung nimmt, wie die Ausfälle von Facebook und OVH im Jahr 2021 gezeigt haben, oft längere Zeit in Anspruch.

Dieser Artikel erklärt, wie BGP funktioniert und wie Netzwerkadministratoren vorgehen müssen, um die Netze ihrer Organisation an Carrier anzubinden. Als Path-Vector-Protocol hat BGP bis zu einem gewissen Grad Ähnlichkeiten mit Distance-Vector-Protokollen. Bei BGP geht es darum, den Weg von Paketen durch sogenannte autonome Systeme zu optimieren. Unter einem autonomen System (AS) ist die Gesamtheit der Netzwerke einer Organisation oder eines Carriers zu verstehen, selbst wenn hierfür keine Registrierung einer offiziellen AS-Nummer (ASN) besteht. Auch andere Organisationen fassen ihre Netzwerke zu einem AS zusammen. Jeder Carrier verfügt über mindestens eines, manchmal sogar mehrere ASNs. Der Austausch über die Netzwerke innerhalb eines AS erfolgt über Interior-Gateway-Protokolle (IGP) wie OSPF, EIGRP, IS-IS und RIP (siehe Kasten „Nichts geht ohne Routing“).

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