iX 4/2024
S. 49
Markt + Trends
Retrospektive

Vor 10 Jahren: Wolkige Aussichten

Um den internen Austausch zu verbessern und Wissen gut auffindbar zu sichern, ließ man sich bei der Groupware vor zehn Jahren von den Kommunikationswerkzeugen aus sozialen Medien inspirieren. Doch die gewonnene Bequemlichkeit schlägt ab und an die aufwendigere Sicherheit, wie der aktuelle Taurus-Leak der Bundeswehr zeigt.

Vor 10 Jahren wanderten Funktionen aus dem Umfeld der sozialen Medien in die Unternehmenssoftware. Groupware-Systeme wurden um soziale Funktionen erweitert, soziale Medien mit kollaborativen Angeboten ausgestattet. Der Artikel „Wolkig mit Zusammenarbeit“ in iX 4/2014 befasste sich mit der Groupware der Zukunft. Ausführlich besprachen die Autoren Systeme wie das russische Bitrix oder Kune aus der spanischen Open-Source-Szene. Auf der anderen Seite wurde im erweiterten Umfeld Groupware wie Notes von IBM oder auch Webex von Cisco behandelt. „Unternehmen, die ihre interne Kommunikation beschleunigen, aber nicht preisgeben wollen, sind daher auf Alternativen angewiesen, die vertrauenswürdige Angebote wie private Clouds oder gleich Vor-Ort-Installationen ermöglichen“, so der Beitrag.

Die Bundeswehr ist ein solches Unternehmen. Vor 10 Jahren arbeitete man mit KVLNBw, dem „Kommunikationsverbund Lotus Notes der Bundeswehr“. Nach der US Navy und der US Army war dies die drittgrößte Notes-Installation der Welt. Heute arbeitet man mit dem Videokonferenzsystem Webex bis zur Schutzklasse VS-NfD. Alles ganz unspektakulär, bis russische Medien im März Einzelheiten aus einem internen Gespräch über Waffenlieferungen an die Ukraine veröffentlichten, an dem mit dem Inspekteur der Luftwaffe der ranghöchste Flieger der Truppe teilnahm. Angeblich wurde dabei ein Telefon ohne Verschlüsselung benutzt. Die Einwahl erfolgte zudem von einem Hotelzimmer in Singapur aus, weil in dem Stadtstaat eine Militärmesse stattfand. Das Zimmer war möglicherweise verwanzt. Besonders pikant wird die Sache auch dadurch, dass einer der Beteiligten ein Diplom-Informatiker ist. Ist die Bundeswehr doch kein Unternehmen, das sich um eine sichere interne Kommunikation sorgt?

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