MIT Technology Review 6/2023
S. 36
Titel
Soziale Gerechtigkeit

Programmieren lernen funktioniert nicht für alle

Informatik-Kenntnisse gelten seit Jahrzehnten als Garant für einen guten Job. Doch dieses Versprechen erfüllte sich stets nur für eine kleine, privilegierte Minderheit. Neue Ansätze wollen die Informatik offener und inklusiver machen.

Joy Lisi Rankin (Übersetzung: Gregor Honsel)

Schon vor zehn Jahren unterstützten Technologiekonzerne wie Microsoft, Google und Amazon die gemeinnützige Organisation Code.org. Deren „Learn to code“-Programm sollte es jedem Schüler auf jeder Schule ermöglichen, Informatik als Teil der Basisausbildung zu belegen. Es folgte eine Welle von Non-Profit-Organisationen und kommerziellen Unternehmen mit ähnlichen Zielen: Codecademy, Treehouse, Girl Develop It, Hackbright Academy und natürlich Girls Who Code, die schon ein Jahr vor Code.org gegründet wurde.

Der Informatiker Seymour Papert schuf die Logo-Schildkröte, um „Mathephobie“ entgegenzuwirken. , Foto: MIT Museum
Der Informatiker Seymour Papert schuf die Logo-Schildkröte, um „Mathephobie“ entgegenzuwirken.
Foto: MIT Museum

Inzwischen können Eltern Top-10-Listen von Programmier-Sommercamps für ihre Kinder konsultieren. Oder sogar noch früher anfangen, etwa mit der Baby-Code!-Bilderbuchreihe. Auf dieser Welle des Enthusiasmus rief US-Präsident Barack Obama 2016 die mit mehreren Milliarden Dollar ausgestattete Initiative „Computer Science for All“ ins Leben. Sie soll Schüler mit den „nötigen Fähigkeiten ausstatten, um in einer digitalen Wirtschaft erfolgreich zu sein“.