MIT Technology Review 2/2024
S. 102
Review
Meinung

Wer hat’s erfunden?

In den USA werden Plagiatsvorwürfe wieder als politische Waffen verwendet. Eine Diskussion um Sinn und Unsinn dieser Praxis ist überfällig – auch in Deutschland.

Dass die Präsidentin der renommierten Harvard University, Claudine Gay, am 3. Januar nach Plagiatsvorwürfen zurückgetreten ist, hat hierzulande nur wenig Aufsehen erregt. Das ist zwar durchaus verständlich, aber ein Fehler, denn die Bedeutung dieses Vorfalls geht weit über die USA hinaus.

Warum? Plagiatsvorwürfe gegen Prominente, die im Licht der Öffentlichkeit stehen und deshalb mehr als andere kritisch untersucht werden, sind natürlich nicht neu. Auch hier in Deutschland hatten wir davon reichlich: Erinnert sei nur an Karl-Theodor zu Guttenberg, Annette Schavan oder zuletzt Franziska Giffey. Dass Plagiatsvorwürfe erhoben werden, um politische Gegner aus dem Amt zu kegeln, weiß zwar jeder – man spricht nur nicht darüber.