50 Sommerreifen im Test​: Drastische Unterschiede beim Bremsweg

Die aktuelle Ausgabe des ADAC-Reifentests mit 50 Pneus der Größe 205/55 R16 für den Sommer zeigt enorme Unterschiede bei Sicherheit und Umweltbilanz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Reifentest VW Golf

(Bild: ADAC)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Seit 50 Jahren testet der ADAC Reifen und hat seitdem mehrfach seine Prüfungskriterien modernisiert. Die aktuelle Ausgabe des Tests ist die erste mit einem überarbeiteten und erweiterten Prüfverfahren. Nach wie vor steht das Thema „Fahrsicherheit“ im Vordergrund und geht mit 70 Prozent in die Endnote ein. 30 Prozent machen ab sofort Umweltkriterien aus. Dazu zählt der Club Dinge wie die Umweltbelastung über den gesamten Lebenszyklus des Reifens, also von der Produktion bis hin zur Entsorgung. Neu ist auch eine Erfassung des Reifenabriebs, immerhin ist der einer der großen Emittenten von Mikroplastik in der Umwelt. Wie bisher fließen auch weiterhin Geräusch und Rollwiderstand mit in die Benotung der Umwelteigenschaften ein.

Die Ergebnisse des Tests zeigen eine sehr große Bandbreite in beiden Kriterien. Am Ende sind es bekannte Markennamen, denen der beste Kompromiss gelingt. Goodyear, Continental, Michelin, Bridgestone und Nokian liegen vorn. Dafür muss der Kunde zwischen 87 und 120 Euro pro Reifen der Dimension 205/55 R16 einplanen. Das Testresultat zeigt auch, dass es für diese Summe nicht in jedem Fall einen empfehlenswerten Pneu gibt, für deutlich weniger dagegen ganz sicher nicht.

So sind die Kandidaten von Lassa, Evergreen, Cooper oder Avon kaum nennenswert günstiger als die Konkurrenz aus der Spitze, fallen aber bei der Fahrsicherheit in der Bewertung massiv ab. Der ADAC selbst hat ein Beispiel herausgegriffen und plakativ beschrieben. Wenn man aus 80 km/h eine Vollbremsung einleitet, steht ein mit dem Testsieger bereiftes Auto schon, während der Kandidat mit DoubleCoin-Pneus noch 52 km/h schnell ist. Der Unterschied zwischen „gerade noch einmal gut gegangen“ und einem heftigen Unfall dürfte einleuchten. Dabei liegen zwischen DoubleCoin und Nokian nur 80 Euro für einen kompletten Reifensatz – ganz sicher gut angelegtes Geld.

Sommerreifen im Test 2023 (5 Bilder)

Die zehn besten Reifen im Test sind durchweg empfehlenswert.
(Bild: ADAC)

Bemerkenswert sind auch die Unterschiede beim Reifenabrieb. Der ADAC erfasst diesen mit Milligramm pro Kilometer pro Tonne Fahrzeuggewicht. Bester in dieser Hinsicht war der Michelin e.Primacy mit 35 mg/km/t, der schlechteste Reifen von Avon kommt auf 126 mg/km/t. Ein solch drastischer Unterschied bleibt auch nicht ohne Auswirkungen auf die errechnete Laufleistung. Der Michelin soll mehr als 71.000 km schaffen, der Avon gerade einmal 24.000. Anders ausgedrückt: Der Markenreifen hält fast dreimal so lang und ist für die Umwelt in jeder Hinsicht die bessere Wahl. Der Avon ZV7 rollt laut ab, hat einen hohen Rollwiderstand, verschleißt rasch – und ist dabei mit 90 Euro je Reifen auch noch einer der teuren Testkandidaten. Erstaunlich, dass sich ein derart übler Pneus auf dem Markt platzieren lässt.

Einige Markenhersteller liefern Reifen mit einem guten Gesamtergebnis ab, doch inzwischen gibt es auch weniger bekannte Hersteller, die empfehlenswerte Pneus verkaufen. Kumho und Nexen gehören zu den 10 besten von 50 getesteten Reifen. Kenda, Debica und Sava platzieren sich immerhin im oberen Mittelfeld. Sie fallen nirgendwo mit drastisch schlechten Ergebnissen auf und unterbieten zumindest die Reifen von Conti, Michelin und Goodyear zum Teil um mehr als 100 Euro pro Satz. Die vom ADAC ermittelten Preise sind zwangsläufig nur eine Momentaufnahme. Gerade zu den klassischen Wechselzeiten um Ostern und im Herbst schwanken die Preise für einen Satz innerhalb kurzer Zeit mitunter stark. Eine stets aktuelle Übersicht liefert unser Vergleich:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Schlusslichter im Test fallen vor allem mit katastrophalen Bremswegen auf nasser Fahrbahn auf. Dabei sind sie keineswegs alle mit einem geringen Preis versehen. Es eint sie allerdings, dass keiner von ihnen günstig ist. Vielmehr kann man nur raten, von solchen Produkten Abstand zu nehmen.

(mfz)