Plug-in-Hybrid-Fahreindruck: Dynamisch gleiten mit dem BMW 750e xDrive

Mit dem 7er der Baureihe G70, insbesondere dem elektrischen i7, hat BMW einen großen Auftritt in der Luxusklasse. Wie aber fährt der Plug-in BMW 750e xDrive?

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(Bild: Stefan Grundhoff)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Seit Anfang des Jahres wird der BMW 7er in siebter Generation verkauft. Seiner traditionellen Rolle als Technologieträger bleibt er treu, indem er ein Auto für alle Antriebsarten bleibt. Als Elektroauto, mit Dieselmotor oder als Plug-in-Hybrid. Wie sich diese Kombination fährt und ob die weniger opulent motorisierte Variante genügt, lesen Sie hier.

Die Leistung des BMW 750e – obligatorisch ein Allradler – liegt auf dem Niveau der früheren V8-Topmodelle, der elektrisch unterstützte Vierzylinder wie anfangs der Vorgängergeneration G11 ist auch in der intern G70 genannten Baureihe keine Option mehr. Während der drei Liter große Reihensechszylinder 230 kW und 450 Nm zur Verfügung stellt, steuert das Elektromodul an der Achtstufenautomatik weitere 145 kW und noch einmal 450 Nm bei. Bei vollem Leistungsabruf lässt BMW davon zusammen 360 kW und 700 Nm zu. Der Normverbrauch beträgt dabei 1,0 Liter auf 100 Kilometer nach der bei Plug-in-Hybriden nicht unumstrittenen Messmethode mit vollem Akku. Realistisch ist ein zweistelliger Verbrauch.

Der noch kräftigere BMW 760e Plug-in mit dem gleichen Elektromotor und Allradantrieb holt aus dem Sechszylinder 380 kW und 520 Nm Drehmoment sowie eine Gesamtleistung von 420 kW und eine Drehkraft von 800 Nm. Das erreicht das Niveau des ehemaligen V12-Topmodells. Braucht es das oder genügt der 750e?

Der Schub, den bereits die schwächere Version bietet, ist mehr als imposant, trotz des Leergewichts von knapp 2,5 Tonnen. In Zahlen bedeutet das in 4,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und einem Zwischenspurt 80 auf 120 km/h in spektakulären 2,7 Sekunden. Es ist vor allem der jederzeit abrufbare Boost, den nur ein Elektromotor bieten kann, der keinen Gedanken an noch mehr Kraft aufkommen lässt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h abgeregelt. Doch als Luxusauto ist der BMW eher fürs dynamische Gleiten gedacht als für neue Rundenzeiten.

Fahrbericht BMW 750e xDrive PHEV (6 Bilder)

Die Antriebsart sieht man BMWs Spitzenmodell nur beim genauen Hinsehen an. Grundsätzlich will der Konzern technologieoffen bleiben.
(Bild: Stefan Grundhoff)

Dabei spielt das Luxusmodell jene Stärken aus, mit denen auch die anderen Antriebsvarianten bis hin zum BMW i7 60 glänzen. Er ist lässig, dabei unglaublich souverän und bietet ein Fahrwerk, das mit Luftfederung, adaptiven Dämpfern und einem exzellenten Komfortniveau keinerlei Wünsche offenlässt. Eine Klasse für sich bleibt die präzise und überaus anpassungsfähige Lenkung, die einen nennenswerten Anteil am Fahrspaß hat, den der BMW 750e xDrive trotz seines heftigen Übergewichts gerade auf Landstraßen verbreiten kann.

Die vorn wie hinten ergonomisch perfekten und klimatisierten Sitze und ein Komfortniveau, bei dem allenfalls noch die aktuelle Mercedes S-Klasse mithalten kann, machen jeden Kilometer zur Erholung. Anders als die Konkurrenz gibt es den BMW 7er auch als PHEV nur noch in der Version mit langem Radstand und 5,39 Meter Gesamtlänge. Das Panoramadach mit ausklappbarem Großbildschirm für die zweite Reihe ersetzt das bei offenbar zu wenigen Kunden beliebte elektrische Schiebedach.

Für ein Auto, das so jung auf dem Markt noch einen ganzen Modellzyklus mit weiteren sechs Jahren überstehen muss, könnten die gestochen scharfen Displays größer sein. Ein Beifahrerdisplay, in dieser Liga längst etabliert, fehlt etwas überraschend völlig. Auch die verschiedenen Fahrmodi, mitunter gekoppelt an Themenwelten mit unterschiedlichen Ambientefarben, bleiben ebenso Geschmacksache wie die kunterbunt zu illuminierende Lichtleiste, die sich bis in die Türen zieht. Das ändert nichts daran, dass der BMW 7er für den Aufenthaltswert vorn und hinten unabhängig von seiner Antriebsart eine glatte Eins verdient. Bein-, Kopf- und Schulterfreiheit sind eine Klasse für sich und mit seinem 525 Liter großer Laderaum muss kaum etwas zu Hause bleiben.

Fahrbericht BMW 750e xDrive PHEV (9 Bilder)

Der Reihensechser ist gut verschalt und vom Hybridantrieb sieht man wenig, weil dessen Motor im Getriebe steckt.
(Bild: Stefan Grundhoff)

Dabei ist der BMW 750e xDrive gerade für die Kunden interessant, die nicht nur schnell Strecke machen wollen, sondern mit mäßigem Tempo in Großräumen oder gar der Innenstadt unterwegs sind. Denn mit einem gefüllten 18,7-kWh-Akku liegt die rein elektrische Reichweite bei über 80 Kilometern. Da böte sich eine Schnellladefunktion an, wie diese beispielsweise Mercedes anbietet. BMW hingegen offeriert die mindestens 123.500 Euro teure Luxuslimousine mit einer maximalen Ladeleistung von lediglich 7,4 kW – unzeitgemäß angesichts des Mehraufwands für einen leistungsfähigeren Lader, selbst wenn es nur wenige Wettbewerber anbieten. Denjenigen, die solche Autos als Steuersparmodell sehen, kann das im Prinzip egal sein: Die private Nutzung eines gewerblich zugelassenen BMW 750 xDrive ist günstig, denn als Plug-in-Hybrid wird der Wagen mit einem halben Prozent des Listenpreises als geldwerter Vorteil versteuert. Bei einem für 150.000 Euro erworbenen BMW-Plugin-Hybrid müssten nur 750 Euro zusätzlich versteuert werden.

Der Spitzen-BMW ist teuer. Wer die immer noch überraschend lange Aufpreisliste bemüht, hat keine Probleme, den Kaufpreis des Plug-in-Hybriden bereits in der Basisversion des 750ers auf weit über 150.000 Euro zu bringen. Der Grundpreis für den BMW 760e xDrive, dessen Mehrleistung man im 750 nicht wirklich vermisst, liegt bei 144.000 Euro.

(fpi)