Elektroautos: Probefahrt in einem Vorserienmodell des Genesis GV60​

Hyundai setzt seine Edelmarke Genesis mit dem GV60 unter Strom. Technisch verwandt mit Kia EV6 und Hyundai Ioniq 5 überzeugt er bei der ersten Probefahrt.

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Genesis GV60 Vorserienmodell

(Bild: Hyundai)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Hyundai bringt unter seiner Edelmarke Genesis mit dem GV60 ein Elektroauto, das technisch verwandt ist mit Kia EV6 und Hyundai Ioniq 5. Als direkter Wettbewerber des kommenden elektrischen Porsche Macan macht das Crossover-Modell von Genesis bereits eine gute Figur. Ebenfalls mit 800-Volt-Technik ausgestattet, verspricht er – entsprechend milde Temperaturen vorausgesetzt – ähnlich kurze Ladestopps wie schon Kia EV6 und Hyundai Ioniq 5. Immerhin verspricht der Hersteller eine Ladeleistung von bis zu 350 kW und soll es unter idealen Bedingungen nur 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent SoC bringen. Wir konnten ein Vorserienauto aus Korea ausprobieren.

Ausländische Premiummarken haben es traditionell schwer im Land von Mercedes, BMW und Audi. So bemüht sich Nissan seit Jahrzehnten, mit seiner Marke Infiniti Fuß zu fassen, Hyundai kam mit Genesis relativ spät. Die Koreaner bauen vernünftige Autos, tun sich aber noch schwer mit "Nobel".

Genesis GV60 (9 Bilder)

Nur noch wenig getarnt gab uns ein Vorserienmodell des Genesis GV60 eine Möglichkeit zu ersten Fahreindrücken.

Das soll sich bald ändern. Jetzt eröffnet die Elektromobilität aber eine neue Chance, in die Phalanx der deutschen Edelmarken einzubrechen. Zumal die E-GMP (Electric Global Modular Platform) Architektur der Hyundai Motor Corporation mit technischen Details wie der 800-Volt-Ladetechnik, die kurze Ladezeiten ermöglicht, ganz vorn dabei ist. Ab 2025 will die Edelmarke nur noch elektrische Fahrzeuge bauen. Den Anfang macht der E-Crossover GV60.

Hyundais Technik überzeugte mit ihren fahrdynamischen Qualitäten bereits in Kia EV6 und Hyundai Ioniq 5, gute Voraussetzungen also für den Genesis GV60, der ebenfalls auf dieser Architektur basiert. Genesis bietet den GV60 in zwei Versionen mit Allradantrieb an. Die schwächere hat einen 74 kW leistenden Motor vorn und einen mit 160 kW an der Hinterachse. Bei der Topversion haben beide E-Maschinen je 160 kW und bieten ein maximales Drehmoment von 700 Nm, im Boost-Modus stehen für zehn Sekunden je 180 kW zur Verfügung. Trotz des Gewichts von über zwei Tonnen sind so deutlich mehr als nur ordentliche Fahrleistungen drin: Nach vier Sekunden überschreitet dieser GV60 die 100-km/h-Marke und beschleunigt weiter bis auf abgeregelte 235 km/h.

Die 479 Kilogramm schwere Batterie hat einen Energiegehalt von 77,4 kWh und versorgt den E-Crossover mit Strom für eine Reichweite von maximal 466 km. Zu unserer Probefahrt waren die Akkus zu 89 Prozent geladen und der Bordcomputer zeigte eine Reichweite von 251 km an.

Raum ist in dem E-SUV genug. Auch im Fond finden Erwachsene genug Platz. Das Cockpit errichtet auch unerfahrenen Benutzern keine Bedien-Barrieren. Mit zwei großen Monitoren bietet das Cockpit die aus dem Konzern gewohnte Funktionalität, ist aber durch Chromelemente und eine verspielte Bedienkugel für die Automatik in der Mittelkonsole aufgelockert. Infotainment und Bedienung funktionieren schon ziemlich gut. Nur die Kamera zur Gesichtsüberwachung, die es in den europäischen Modellen nicht geben wird, erinnert daran, dass dies ein Vorserienmodell aus Korea ist.

Genesis GV60 (9 Bilder)

Nur noch wenig getarnt gab uns ein Vorserienmodell des Genesis GV60 eine Möglichkeit zu ersten Fahreindrücken.

Anstelle von Außenspiegeln hat der GV60 Kameras, wie man sie vom Audi e-tron kennt. Die Tatsache, dass man auf Monitore, die innen an den Türen angebracht sind, schaut, anstelle von klassischen Spiegeln irritiert nur kurzzeitig, dann kommt man mit dem System klar. Vor allem, weil man sich schnell an die Kombination von Totwinkel-Warner und die eingeblendeten Linien gewöhnt.

Die vier Fahrmodi Eco, Comfort, Sport und Snow unterscheiden sich spürbar, aber selbst im zurückhaltenden Eco-Modus ist man mit dem Crossover noch bestens motorisiert. Für die koreanischen Entwickler sind Begriffe wie "Comfort" offenbar Arbeitsaufträge, die sie pflichtbewusst umsetzen. Sie machen neugierig auf die Anpassung dieser Charakteristika für die europäischen Märkte. Im Sport-Programm reagiert der Genesis schnell auf Lenk- und Fahrwünsche des Piloten, ohne übernervös zu agieren. Auch die Dämpfung wird in dieser Einstellung nicht über Gebühr verhärtet, sodass die fahrdynamische Einstellung nicht auf Kosten der Bandscheiben geht. Der Genesis GV60 soll in Europa Mitte des Jahres ("noch vor den Sommerferien") ab 56.370 Euro in den Handel kommen.

(fpi)