Fahrbericht Mercedes GLC Coupé 300 de: SUV-Coupé mit Diesel-PHEV

Ein Diesel-Plug-in-Hybrid ist theoretisch keine schlechte Idee: Auf Kurzstrecken elektrisch, auf Reisen sparsam. Wie fährt sich das Mercedes GLC Coupé damit?

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Mercedes GLC 300de

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Es ist fraglos eine eigenwillige Kombination, die Mercedes im GLC 300de zusammenführt. Das SUV-Coupé hat einen Plug-in-Hybrid eingebaut, dessen Verbrenner ein Dieselmotor ist. Die Batterie ist üppig dimensioniert und lässt sich optional auch vergleichsweise schnell laden. Elektrisch auf der Kurzstrecke, sparsam auf Reisen – geht diese Rechnung auf? Eine erste Ausfahrt.

Auf deutschen Straßen sieht man die Gattung SUV-Coupé recht selten, global muss es aber eine relevante Nachfrage geben, denn solche Modelle ziehen zunehmend in die Sortimente der Hersteller. Ob das etwas pummelige GLC Coupé nun eine optische Bereicherung des Straßenbildes ist, wird sicher unterschiedlich bewertet. Nachteile bringt diese Art der Gestaltung bei der Kopffreiheit hinten und dem maximalen Ladevolumen. Im GLC Coupé können hinten Personen bis ca. 1,85 m bequem sitzen, sofern sie keine ausgesprochenen Sitzriesen sind. Beim Ladevolumen muss der Fan dieser Form allerdings deutliche Einbußen hinnehmen. Mercedes nennt für den Diesel-PHEV 390 bis 1335 Liter, was erheblich weniger als im gewöhnlichen GLC ist. Dort passen bei identischer Motorisierung 470 bis 1530 Liter rein.

Weiter vorn ist nicht nur das Raumangebot identisch, sondern auch die Inneneinrichtung. Die große Ausbaustufe des Infotainmentsystems ist inklusive und leistet hervorragende Arbeit. Sprachsteuerung, Funktionsumfang und Arbeitstempo gehören zur Spitzenklasse dessen, was derzeit im Auto ab Werk geboten wird. Den Komforteindruck heben sehr bequeme Sitze und eine gute Schallisolierung wirkungsvoll an. Keine Frage, auch mit dem GLC Coupé lassen sich lange Strecken komfortabel zurücklegen.

In dem Auto, was uns für diese kurze Ausfahrt zur Verfügung stand, war das mehr als 3000 Euro teure Technik-Paket eingebaut, das eine Hinterachslenkung und ein adaptives Fahrwerk enthält. Der Aufpreis erscheint heftig, allerdings bietet das Fahrwerk eine spürbare Spreizung zwischen Comfort und Sport, ohne jeweils in Extreme zu verfallen. Im Comfort-Modus werden Unebenheiten weitreichend herausgefiltert, was in dieser Güte selten ist. In "Sport" wird spürbar mehr durchgereicht, bretthart wird dieser GLC so allerdings nicht. Die Lenkung arbeitet präzise, ohne aus der Mittelstellung heraus nervös zu agieren. Das entspannt die Fahrt merklich, weil man das immerhin 4,76 Meter lange Mercedes GLC Coupé fast schon intuitiv mit leichter Hand dirigieren kann. Mit der Hinterachslenkung, die die Räder mit maximal 4,5 Grad einschlägt, reduziert sich der Wendekreis um 0,9 auf 10,90 Meter.

Volvo und Peugeot haben sich schon vor vielen Jahren von der Kombination aus Plug-in-Hybrid und Dieselmotor verabschiedet, Mercedes hält daran fest. Im GLC 300de arbeiten ein Zweiliter-Vierzylinder-Diesel mit 145 kW und ein E-Motor mit 100 kW zusammen. Die Batterie hat einen Energiegehalt von 31,2 kWh, was unter den Bedingungen des WLTP für Reichweiten zwischen 113 und 130 km ausreichen soll. In der Praxis besteht für ruhige Fahrer durchaus die Chance, den 100 km nahezukommen. Sie werden es auch schaffen, den Spritverbrauch ohne vorherige Aufladung auf unter 6 Liter zu drücken. Wer ein schon leer mindestens 2345 kg schweres SUV zur Eile treibt, wird diese Werte selbstverständlich erheblich nach oben treiben.

Im Alltag ist der GLC 300de ein bei Bedarf sehr flottes Auto, allerdings vor allem objektiv. Subjektiv bleibt der Antrieb hinter den Erwartungen, die eine Systemleistung von 245 kW wecken, ein wenig zurück. Brutaler Durchzug wird hier nicht geboten. Beim Beschleunigen knurrt der Vierzylinder vernehmlich, was trotz der sorgsamen Dämmung deutlich zu hören ist. Fairerweise muss allerdings angemerkt werden, dass die Leistungsentfaltung zum Charakter des gesamten Fahrzeugs passt und man natürlich ziemlich zügig vorankommt. Klagen auf sehr hohem Niveau also.

Mercedes GLC 300de (9 Bilder)

Der Mercedes GLC ist als SUV schon länger auf dem Markt. Als Coupé steht er ab Juli bei den Händlern.
(Bild: Mercedes)

Serienmäßig kann die Batterie mit bis zu 11 kW an Wechselstrom geladen werden. Für 595 Euro Aufpreis bietet Mercedes auch die Möglichkeit, an DC zu laden – mit bis zu 60 kW. Beides ist für einen Plug-in-Hybriden ungewöhnlich, eröffnet aber die Chance, die elektrischen Möglichkeiten umfangreich zu nutzen. Das hat – hoffentlich – Vorbildcharakter.

Keine Überraschung präsentiert Mercedes bei den Preisen. Der GLC 300de kostet ohne weitere Extras 77.469 Euro, und ihn auf deutlich mehr als 85.000 Euro anzuheben ist eine recht einfache Sache. Es bedarf nicht vieler Haken im Konfigurator, um diese Marke zu überschreiten. Damit ist das Coupé nochmals etwas teurer als das normale GLC SUV. Allerdings darf man wohl davon ausgehen, dass rund 2000 Euro Differenz in dieser Preisklasse kaum den Ausschlag geben werden.

(mfz)