Fahrbericht VW ID.4 GTX: Mehr Zugkraft für das Elektroauto

Mit Allradantrieb und Torque Vectoring ist der VW ID.4 GTX viel mehr als nur eine besonders fahrdynamische Variante des Elektro-SUV von Volkswagen.

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VW ID.4 GTX

Mit 1400 kg Anhängelast ist der ID.GTX nicht nur fix, sondern auch zugkräftig.

(Bild: VW)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Schon eine erste Probefahrt zeigt, dass die kräftige Allradvariante des ID.4 nicht nur mit mehr Fahrdynamik, sondern auch deutlich höherer Anhängelast gleich für zwei Zielgruppen eine Alternative ist. Sie macht den ID.4 nicht nur schneller, sondern lässt auch eine deutlich höhere Anhängelast zu.

Gleich beim Einsteigen wird sichtbar: Beim ID.4 GTX hat VW den Lederanteil im Innenraum deutlich erhöht. Gegenüber den Plastiklandschaften im "normalen" ID.4 eine Verbesserung, solange es nicht stört, dass Armaturenbrett und Türverkleidungen immer blau sind. Das Cockpit des Kraft-ID. entspricht eigentlich dem anderer ID.-Modelle: Kleines 5,3-Zoll-Kombi-Instrument, 12-Zoll-Zentral-Touchscreen und großes Head-up-Display mit Navi-Pfeilen, die auch bei hellem Gegenlicht noch gut zu erkennen sind. Das Infotainment ist fast selbsterklärend, der Rest der Bedienung nicht immer ganz schlüssig. Mit den Touchslidern muss man sich auch im VW ID.4 GTX anfreunden. Die USB-C-Anschlüsse erfordern Adapter oder passende Ladekabel für ältere Geräte.

Angenehm bequem sind die AGR-Sitze des Testwagens, der mit seinem Sportpaket 15 Millimeter tiefergelegt und mit Progressivlenkung unterwegs ist. Trotz der dynamischeren Abstimmung wird der GTX nie unkomfortabel und lässt sich auch durch holprige Straßen nicht aus der Ruhe bringen. Die Spreizung der Haupt-Fahrmodi Eco, Komfort und Sport ist allerdings nicht besonders ausgeprägt. In "Sport" ist das Fahrwerk straffer und die Rückstellkräfte der Lenkung stärker. Im Individualmodus ermöglicht der ID.4, den Antrieb auf "Sport" in den Attacke-Modus zu schalten und den Rest auf Komfort zu belassen. Die adaptiven Dämpfer kann man immer noch in 15 Stufen an Geschmack und Fahrbahn anpassen. Wichtiger fürs elektrische Fahren ist die hohe Rekuperationsstufe "B", in der man das linke Pedal nur noch selten benötigt.

VW ID.4 GTX (5 Bilder)

Alles wie vom ID.4 gewohnt, aber mit Leder

Im Hintergrund arbeitet, wie schon im VW Golf GTI, ein Fahrdynamik-Manager, der die vorhandenen Regelsysteme koordiniert und bei jeder gewählten Einstellung so aufeinander abstimmt, dass sich das Fahrzeug möglichst dynamisch anfühlt. Einbezogen sind dabei beide Maschinen, die zum Torque Vectoring genutzt werden, um dem ID.4 GTX ein handlicheres Fahrgefühl zu geben. Für seine 2149 Kilogramm fühlt sich der E-Cross-over fast immer erstaunlich flott an. Im Elektroauto setzt der Fahrdynamik-Manager die dafür nötigen Bremseingriffe zunächst nur rekuperierend ein.

Hinten ist, wie in allen ID.4-Modellen, eine Synchron-E-Maschine eingebaut, im GTX kommt ein Asynchronmotor an der Vorderachse hinzu. Die schaltet sich unmerklich hinzu, trägt ebenso wie die Mischbereifung (235er vorne und 255er hinten) zum guten Grip und dem neutralen Fahrverhalten bei. Es geht aber auch anders: im Fahrprogramm "Traction" steht bis 20 km/h permanenter Allradantrieb mit paritätischer Verteilung der Antriebskräfte zur Verfügung und bringt den ID.4 GTX auch mit einem bis zu 1200 Kilogramm wiegenden Anhänger (12%, gebremst und 1400 bei 8%) von der zu Recht so berüchtigten "nassen Wiese". Der einmotorige VW ID.4 darf übrigens nur 1000 kg ziehen, der GTX ist also nicht unbedingt nur für dynamikbegeisterte Elektroautofahrer eine Alternative.

VW ID.4 GTX (4 Bilder)

Der Testwagen gab sich alle Mühe, mit Tieferlegung, Progressivlenkung und Torque Vectoring über die beiden Motoren möglichst dynamisch zu wirken ...

Dank 220 kW erreicht das E-SUV aus dem Stand nach 6,2 Sekunden die 100 km/h-Marke und darf 180 km/h fahren. VW gibt als Durchschnittsverbrauch 16,3 kWh/100 km an, das Display zeigte beim Start eine Reichweite von 330 Kilometern. Bei unserer Testfahrt flossen 23,7 kWh/100 km durch die Leitungen und die 77-kWh-Batterie hätte uns 327 Kilometer weit gebracht.

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Der ID.4 GTX hat noch kein Anhänger-Hilfsprogramm wie den VW Trailer-Assist, also muss man beim Rangieren des Gespanns umdenken. Das Andocken und Bewegen eines Pferdeanhängers mithilfe der Rückfahrkamera und den Linien lässt ein bisschen Playstation-Feeling aufkommen. Dass sich das Gespann auch bei voller Beladung federleicht anfühlt, ist ein Verdienst des sofort zur Verfügung stehenden Gesamt-Drehmoments von etwa 460 Nm. Nicht ganz so leicht fühlt sich der Preis des VW ID.4 GTX von mindestens 50.415 Euro an. Eine kostendämpfende Alternative bietet der fast baugleiche Skoda Enyaq iV 80 für mindestens 47.000 Euro.

(fpi)