Test Toyota Yaris Cross: Hybrid-SUV mit geringem Realverbrauch

Toyotas Hybridansatz zielt nicht auf eine elektrische Reichweite ab, sondern auf geringe Verbrauchswerte in der Praxis. Wie gut klappt das im neuen Yaris Cross?

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Toyota Yaris Cross

Toyotas Hybridansatz verspricht vergleichsweise geringe Verbrauchswerte in der Praxis auch in einem SUV. Im Test bestätigte sich das.

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 11 Min.
Inhaltsverzeichnis

Tankstellen steuere ich seit ein paar Monaten nur noch für Sie an. Mein vermutlich letztes Auto mit Verbrennungsmotor ist verkauft, ich kann dem, was sich an den Zapfsäulen finanziell abspielt, also vergleichsweise entspannt zusehen. Dieses Privileg hat nicht jeder. Für Menschen, die nicht rein elektrisch fahren können oder wollen, müssten Autos mit tatsächlich geringem Spritverbrauch bei den aktuellen Kraftstoffpreisen eigentlich ganz oben auf der Wunschliste stehen. Der Toyota Yaris Cross mit Hybridantrieb fügt dem noch das gefragte Format SUV hinzu. Der Test klärt, wie sich diese Kombination im Alltag schlägt.

Toyota verfolgt seit vielen Jahren einen anderen Ansatz als viele Konkurrenten. Deren Plug-in-Hybride sind darauf ausgelegt, ein paar Kilometer ganz ohne Kraftstoff fahren zu können – meist zum Preis eines vergleichsweise hohen Stromverbrauchs. Toyota geht einen anderen Weg: Der leistungsverzweigte Hybridantrieb soll den realen Benzinverbrauch möglichst gering halten. Dafür wird der Verbrennungsmotor, so oft es eben geht, im Bereich seines maximalen Wirkungsgrades betrieben. Er ist nur ein Baustein in der Leistungsverzweigung, die unter anderem auch deshalb schlau durchdacht ist, weil sie mit wenigen Bauteilen zurechtkommt. Kupplung, Turbolader, große Batterien, aufwendige Abgasnachbehandlung – all das gibt es hier nicht.

Für die von Toyota perfektionierte Lastpunktverschiebung braucht es keine große Batterie. Verbaut ist nicht mehr wie früher ein Metall-Hydrid-Speicher, sondern eine Lithium-Ionen-Batterie mit 4,3 Ah. Die Spannung liegt bei 177,6 Volt, daraus ergibt sich ein Energiegehalt von 0,76 kWh. Die werden beim Bremsen oder über die Verschiebung des Lastpunktes nachgeladen. Liegt die Lastanforderung leicht unter dem optimalen Wirkungsgrad des Verbrenners, arbeitet er etwas mehr und befüllt den Speicher – und umgedreht. Der Benziner ist nur im Ausnahmefall allein ohne Einbeziehung des E-Motors aktiv. Der E-Motor ist ständig als Antrieb oder Generator eingebunden. Angesichts der kleinen Batterie ist der Yaris Cross erstaunlich oft rein elektrisch unterwegs.

Für den Fahrer bedeutet das Konzept: Er sollte sich darauf einlassen. Wer am liebsten "digital" fährt, wird häufig erleben, dass die Drehzahl des Verbrennungsmotors und die Beschleunigung nicht direkt zusammenhängen. Das ist gewöhnungsbedürftig, zumal der 1,5-Liter-Benziner sich akustisch recht erfolgreich durch die dünne Schalldämmung arbeitet. Wer eher gemächlich fährt, wird sich an diesem Umstand kaum stören.

Drei unterschiedliche Fahrmodi bietet Toyota im Yaris Cross an, doch der erlebbare Unterschied bleibt überschaubar: Weder wird es im Eco-Modus zäher, noch wird der Antrieb im Powermodus zum Sportler. Der Antriebsstrang ist für Fahrer gedacht, die mit möglichst geringem Verbrauch ankommen wollen. Wer ihn zur Eile treibt, erntet eher Lärm als mehr Fahrdynamik.

Toyota Yaris Cross (8 Bilder)

Der Toyota Yaris Cross basiert auf dem Kleinwagen Yaris, ist mit 4,18 m allerdings deutlich länger.
(Bild: Florian Pillau)

Der 1,5-Liter-Dreizylinder steuert 68 kW bei, der E-Motor 59, in Summe kann der Fahrer bestenfalls auf 85 kW zurückgreifen. 11,2 Sekunden im Sprint auf Tempo 100 und 170 km/h Spitze nennt das Werk. Auf der Autobahn erlahmt aber spätestens oberhalb von 130 km/h das Engagement des Autos, flink weiter an Tempo zuzulegen. Ganz klar: Wer Fahrspaß auf Rasanz reduziert, ist hier grundlegend falsch. Längere Strecken mit hohem Tempo auf der Autobahn stressen auch durch wahrnehmbar erhöhte Motor- und Windgeräusche. Der Yaris Cross basiert auf einem Kleinwagen, und nirgendwo wird das so deutlich wie in dieser Hinsicht.

Andererseits muss man dem Antrieb Respekt zollen für die möglichen Verbrauchswerte. Im WLTP nennt Toyota 4,4 bis 5 Liter, was wir sogar noch unterboten haben: Gemächlich über Land bewegt kamen wir auf Werte knapp über vier Liter, im Schnitt waren es 4,7 Liter/100 km. Wer auf der Autobahn einen Verbrauch von mehr als 6 Litern erzielt, ist schon ziemlich zügig unterwegs – im Rahmen dessen, was der Antrieb hergibt.

Während des Tests herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt, im Sommer dürfte der Verbrauch noch etwas geringer sein. Bei Spritmonitor liegen die momentan noch recht wenigen Yaris Cross deutlich über dem Yaris Hybrid mit gleichem Antrieb. Das dürfte aber hauptsächlich nicht am Format SUV liegen, sondern vielmehr daran, dass all diese Verbrauchswerte aus dem Winter stammen – der Yaris Cross wird ja in Deutschland erst seit dem Spätherbst ausgeliefert.

Um das einmal ins Verhältnis ähnlich kleiner SUVs zu setzen: Der Opel Mokka mit 96-kW-Benziner liegt bei Spritmonitor bei knapp 7 Litern, VW T-Roc mit 81 kW, Hyundai Kona (88 kW) bei 6,5 Litern, ein Ford Puma Mildhybrid (Test) mit 92 kW bei 6,3. Je nach Fahrweise und Profil sind im Alltag mit all diesen Autos zwischen 6 und 7 Liter pro 100 km einzuplanen. Der Yaris Cross wird in der Regel mindestens einen Liter darunter liegen, bietet trotz nominell ähnlicher Leistung allerdings auch etwas weniger Temperament.

Der Yaris Cross ist brandneu auf dem Markt, dennoch wirkt vieles ziemlich vertraut. Die Verarbeitung ist routiniert, nichts klappert oder erscheint übertrieben billig. Hochwertige Materialien oder spannende Designansätze gibt es nicht, werden von der Zielgruppe wohl aber auch nicht erwartet. Das Platzangebot ist im Schnitt dieser Klasse und im Rahmen dessen, was 4,18 m Länge und 2,56 m Radstand erwarten lassen. Der Kofferraum ist mit 397 Liter sogar noch etwas größer als im VW Golf (Test) – zumindest in der von uns gefahrenen Version mit Frontantrieb. Mit dem optionalen Allradantrieb, der eine elektrische Sekundärachse hat, sinkt das Volumen auf 320 Liter.

Routiniert wirkt auch die Fahrwerksabstimmung. Der Testwagen war mit einer 215/50 R18-Winterbereifung von Continental ausgestattet – allzu viel Flankenhöhe gibt es also nicht, die beim Dämpfen helfen würde. Trotzdem ist der Restkomfort passabel. Das kleine SUV mit Schmackes um die Ecken zu treiben, bringt keinen erhöhten Lustgewinn, passt so gesehen also zum zurückhaltenden Antrieb. Auch die zwar nicht indirekte, aber etwas gefühlsarme Lenkung reiht sich in diese Auslegung ein.

An ein paar Kleinigkeiten könnte Toyota noch arbeiten: Warum ist eine Verkehrsschild-Erkennung eingebaut, die ihrer Aufgabe nur rudimentär nachkommt? Assistenten mit solch einer Fehlsichtigkeit sollten es nicht durch eine Endabnahme schaffen. Das optionale Glasdach lässt sich nicht öffnen, was ich ausgesprochen schade finde. Die Lenkradheizung erwärmt das Steuer ziemlich ungleichmäßig. Für Menschen mit langen Beinen sollten sich die Sitze weiter nach hinten rücken lassen. Und der Schalterblock vor dem linken Knie ist funktional betrachtet erstaunlich gedankenlos eingepflanzt. Erstaunlich deshalb, weil der Yaris Cross ansonsten ziemlich durchdacht ist, sieht man einmal davon ab, dass die Klimaautomatik widersprüchlich illuminiert wird: Links bedeutet "LED an" auch "Funktion an" – rechts ist es umgedreht.

Toyota Yaris Cross (17 Bilder)

Der Innenraum setzt nirgendwo Akzente, ist aber weitgehend intuitiv zu bedienen.

Andererseits gibt es eine Reihe von Dingen, die sich die Entwickler schlau überlegt haben. Der zweiteilige Ladeboden gehört fraglos dazu. Geärgert habe ich mich bei Toyota lange Jahre über die schlecht zugänglichen Isofix-Haken zur Befestigung von Kindersitzen. Im Yaris Cross sind die geradezu vorbildlich einfach zu erreichen. Auch an eine Taste, mit der sich gleichzeitig die Heckklappe schließen und das ganze Auto verriegeln lässt, hat Toyota gedacht – Audi hat sich das im mehr als doppelt so teuren Q4 e-tron (Test) gespart.

Die kabellose Ladestation für das Smartphone lässt sich ganz einfach abschalten, was beispielsweise Menschen freut, die ihre Handy-Batterie nur auf 80 Prozent laden, um den Akku zu schonen. Sehr bequem auch die Lösung, für Updates das Auto einfach ins Wlan einbinden zu können. Das habe ich im Citroën C5 Aircross (Test) wesentlich umständlicher erlebt. Und schließlich: Toyota erspart dem Nutzer zögerlich reagierende Touchflächen zur Bedienung von zentralen Funktionen. Das mag weniger modisch aussehen, funktioniert aber stets wie erwartet.

Der Chipmangel hat weitreichende Folgen für die Autoindustrie, und eine davon – so ist zu vermuten – ist im Yaris Cross zu besichtigen. Das serienmäßige Infotainmentsystem im Testwagen wirkt wie aus der Zeit gefallen: Grafik, Auflösung des Displays, Rechentempo, Sprachsteuerung, Klang der Freisprecheinrichtung und Funktionsumfang insgesamt sind im Vergleich zu dem, was die Konkurrenz – für zum Teil abenteuerliche Aufpreise – offeriert, nicht von gestern, sondern von vorgestern.

Die Ansprüche an die Unterhaltungselektronik müssen schon ziemlich niedrig sein, um damit glücklich zu werden. Das Beste an diesem System ist, dass es sich intuitiv bedienen lässt. Anders als im Toyota Corolla Hybrid, den wir 2019 in der Redaktion hatten, kann der Fahrer inzwischen in jedem Toyota Android Auto und Apple CarPlay einbinden.

Natürlich ist Toyota die Misere vollumfänglich bewusst. Es gibt im Yaris Cross ein modernes System mit Routenberechnung in der Cloud und kabelloser Smartphone-Integration. Doch es ist derzeit nicht für alle Ausstattungslinien zu haben, was eigentlich nur mit dem Mangel an Chips zu erklären ist. Andernfalls hätte Toyota die veraltete Unterhaltungselektronik in dieser Form vermutlich schon entsorgt. Wer in dieser Hinsicht Ansprüche oberhalb eines absoluten Minimums hat, muss eine der entsprechend besser ausgestatteten Versionen wählen.

Sieben Ausstattungslinien bietet Toyota für den Yaris Cross derzeit an, wobei nicht alle frei mit Front- und Allradantrieb zu kombinieren sind. Das Basismodell für 22.690 Euro erscheint fair kalkuliert, doch einzelne Extras gibt es nicht. Wer mehr Ausstattung haben will, muss zu den teuren Linien greifen. Im Falle des Testwagens waren das dann schon knapp 32.000 Euro. Dafür fehlte es dann an fast nichts mehr, was im Yaris Cross möglich ist.

Bitter für Toyota ist, dass die überreichlichen Subventionen, die der deutsche Gesetzgeber über Plug-in-Hybriden ausschüttet, an diesem vergleichsweise sparsamen Auto vorbeirauschen. Der Yaris Cross Hybrid unterbietet bei gesamtheitlich betrachtetem Verbrauch im Alltag vermutlich fast jeden Plug-in-Hybriden – und geht bei den staatlichen Zuwendungen leer aus. Es mag im Vergleich zu batterieelektrischen Konkurrenten wie Hyundai Kona Elektro (Test) oder Opel Mokka-e (Test) noch irgendwie zu verargumentieren sein. Warum aber Plug-in-Hybride gefördert werden, der sparsame Toyota-Ansatz aber nichts bekommt, ist nur mit erfolgreicher Lobbyarbeit zu erklären. Doch mit weiter steigendem Spritpreis wird der Toyota-Ansatz vielleicht für noch mehr Autofahrer interessant – sofern sie nicht schon in Richtung Elektroauto entschwunden sind.

Der Yaris Cross punktet mit der für Toyota typisch guten Verarbeitung, weitgehend einfacher Bedienung und vor allem einem vergleichsweise sparsamen Antrieb. Er unterbietet in dieser Hinsicht praktisch alle direkten Konkurrenten. Der Fahrer muss bereit sein, sich auf den Antriebsstrang einzulassen, denn der Fahreindruck ist eben anders als bei anderen Autos.

Allerdings sollte Toyota bei der Dämmung nachbessern, gerade auf der Autobahn ist der Yaris Cross zu laut. Das vollkommen veraltete Infotainmentsystem schicken die Japaner vermutlich mit dem Ende des Chipmangels in Rente. Vielleicht finden sich bei einer Überarbeitung noch ein paar längere Sitzschienen. Menschen mit sehr langen Beinen hocken mehr in dem kleinen SUV als das sie drin sitzen.

Der Hersteller hat die Kosten für die Überführung übernommen, der Autor jene für Sprit.

Hersteller Toyota
Modell Yaris Cross Hybrid
Motor und Antrieb
Motorart Hybridantrieb
Zylinder 3
Ventile pro Zylinder 4
Hubraum in ccm 1490
Bohrung x Hub 80,5 x 97,6
Leistung in kW (PS) Benziner 68 (92)
bei U/min 5500
Drehmoment in Nm 120
bei U/min 3600 bis 4800
Leistung in kW E-Motor 59
Drehmoment in Nm E-Motor 141
Systemleistung in kW (PS) 85 (116)
Antrieb vorn
Getriebe eCVT
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1517
Spurweite hinten in mm 1517
Reifengröße 215/50 R18
Maße und Gewichte
Länge in mm 4180
Breite in mm 1765
Höhe in mm 1595
Radstand in mm 2560
Kofferraumvolumen in Litern 397 bis 1097
Leergewicht in kg nach EU inklusive 68 kg Fahrer und 7 kg Gepäck 1170 bis 1360
Tankinhalt in Litern 36
Batterie in kWh netto 0,76
Fahrleistungen
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in Sekunden 11,2
Höchstgeschwindigkeit in km/h 170
Verbrauch
Verbrauch WLTP in Litern/100 km 4,4 bis 5
CO2-Emission WLTP in g/km 100 bis 114
Testverbrauch 4,7
Daten Stand Januar 2022
Modell Toyota Yaris Cross
Ausstattungslinie Elegant
Preis für diese Ausstattungslinie 29.990
Infotainment
USB-Anschluss Serie
Soundsystem -
Navigationssystem Serie
Verkehrsdaten in Echtzeit -
Freisprecheinrichtung Serie
Head-up-Display 790 (im Paket)
Android Auto/Apple CarPlay Serie
kabelloses Laden von Handys Serie
Assistenz
Abstandstempomat Serie
Einparksensoren vorn Serie
Einparksensoren hinten Serie
Einparkassistent Serie
Rückfahrkamera Serie
Müdigkeitserkennung -
Spurhalteassistent Serie
Matrix-Licht Serie
Nachtsicht-Assistent -
Funktion
LED-Scheinwerfer Serie
elektrische Heckklappe Serie
Alarmanlage -
schlüsselloser Zugang Serie
Fahrwerksoption -
Komfort
Sitzheizung Serie
Sitzbelüftung -
Massage -
Ledersitze -
beheizbares Lenkrad Serie
Lederlenkrad Serie
Klimaautomatik Serie
festes Glasdach 790 (im Paket)
Schiebedach -
Akustikverglasung -
Sonstiges
Metalliclack ab 650
Leichtmetallfelgen Serie
Preisliste Stand September 2021

(mfz)