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El Niño gestartet: Warum das nichts Gutes für die Welt bedeutet

Bild: Fanny Schertzer / CC BY-SA 3.0

Energie und Klima – kompakt: Wichtige Wind- und Meeresströmungen ändern sich. Die Meteorologen warnen vor extremen Temperaturen, aber auch Unwettern. Warum ist das so?

Das verspricht, ein besonders heißes Jahr zu werden. Nun hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), der Dachverband der nationalen Wetterdienste, offiziell den Start eines bereits seit Längerem erwarteten sogenannten El Niños bekannt gegeben [1]. Dabei handelt es sich um eine alle zwei bis sieben Jahre auftretende natürliche Schwankung in der atmosphärischen Zirkulation der Tropen und Subtropen sowie veränderten Meeresströmungen vor allem vor der Küste Perus, das heißt, im östlichen tropischen Pazifik.

Das Problem: Der Klimawandel lässt diese Schwankungen von Mal zu Mal stärker ausfallen, und die El-Niño-Jahre sind im globalen Maßstab besonders warme Jahre.

Der Beginn des El Niños wird die Wahrscheinlichkeit neuer Temperaturrekorde deutlich erhöhen und extremere Hitzewellen in vielen Teilen der Welt und in den Ozeanen anstoßen

… meinte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas am gestrigen Dienstag am Sitz seiner Organisation in Genf.

Die Regierungen in aller Welt sollten nun Vorbereitungen treffen, um die Auswirkungen der zu erwartenden extremen Wetterlagen zu begrenzen, die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sowie die Ökosysteme und die Wirtschaft zu schützen. EL-Niño-Ereignisse bringen für gewöhnlich starke Niederschläge an der sonst extrem trockenen Küste Perus, am Horn von Afrika und im Süden der USA. Im dortigen Texas könnten diese derzeit auch gut gebraucht werden, wie der US-Dürremonitor [2] zeigt.

Auch Uruguay darf eventuell auf Regen hoffen. In dem südamerikanischen Land herrscht seit zwei Jahren Dürre. Mancherorts hat es seit einem Jahr so gut wie gar nicht mehr geregnet, wie an den Niederschlagsdaten [3] der dortigen Wetterstationen abzulesen ist.

In der Hauptstadt Montevideo gibt es inzwischen erhebliche Probleme mit der Trinkwasserversorgung. Aus den Hähnen komme nur noch salziges Wasser, schreibt [4] die Plattform Infobae von der anderen Seite des Rio Plata. Die Regierung versuche zu beschwichtigen und der staatliche Wasserversorger beliefere Schulen und Krankenhäuser mit Tankwagen.

Auch in Teilen des benachbarten Argentiniens herrscht eine schwere Dürre, die die Wirtschaftskrise des Landes dramatisch verschärft. Der Grund: Ernteausfälle bedeuten einen erheblich verminderten Export und damit weniger Deviseneinnahmen.

Störungen weltweit zu spüren

Da die Zentralbank nicht mehr genug Dollar zur Verfügung hat, zahlte sie Ende Juni einen Teil der fälligen Kreditrate beim Internationalen Währungsfonds in chinesischen Yuan, wie Buenos Aires Times berichtet [5].

Aber zurück zu El Niño. Seine Auswirkungen werden bis nach Afrika zu spüren sein. In der Region um den Ausgang des Roten Meeres könnte es in den nächsten Monaten zu extremen Niederschlägen kommen. In Australien, Indonesien, Teile Südasiens, Zentralamerika und der Norden Südamerikas müssen hingegen mit großer Trockenheit rechnen. Nicht zuletzt der ohnehin sehr gebeutelte Amazonasregenwald wird vermutlich zu leiden haben.

Ein wesentliches Merkmal eines El-Niño-Ereignisses sind zu hohe Wassertemperaturen [6] (gemessen im vieljährigen Mittelwert) im äquatorialen östlichen Pazifik. Für gewöhnlich wehen beiderseits des Äquators beständige Passatwinde von Nordost auf der Nordhalbkugel und Südost auf der Südhalbkugel und drücken das Oberflächenwasser nach Westen. Dadurch kann vor der Küste Perus kaltes, nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe aufsteigen, in dem Fische reichlich Nahrung finden.

Alle paar Jahre kommen diese Winde zum Erliegen oder kehren sich sogar um. Dadurch kommt das Aufwallen des kalten Wassers zum Erliegen, das Oberflächenwasser erwärmt sich, die Erträge des Fischfangs gehen deutlich zurück, weil es an Nährstoffen mangelt und vielen Fischen die Wassertemperatur zu hoch wird. Das führt zudem dazu, dass mehr Wasser verdunstet, sich lokale Tiefdruckgebiete bilden und auf die peruanischen Küstenregionen oft zerstörerische Regenfälle niedergehen.

Da das Phänomen in früheren Jahrzehnten oft besonders in der Vorweihnachtszeit spürbar wurde, haben peruanische Fischer es einst El Niño (das Christkind) getauft. Typischerweise dauert ein El-Niño-Ereignis neun bis zwölf Monate.

Für gewöhnlich, heißt es bei der WMO, ist vor allem das zweite Jahr besonders warm, in diesem Fall 2024. In der Vergangenheit erreichte die globale Durchschnittstemperatur wiederholt in derartigen Jahren neue Rekordwerte. Die bereits jetzt überdurchschnittlich warmen Ozeane deuten darauf hin, dass es auch diesmal so sein könnte.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-9207700

Links in diesem Artikel:
[1] https://public.wmo.int/en/media/press-release/world-meteorological-organization-declares-onset-of-el-ni%C3%B1o-conditions
[2] https://droughtmonitor.unl.edu/
[3] https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/timeseries/
[4] https://www.infobae.com/america/america-latina/2023/07/03/sequia-en-uruguay-en-montevideo-solo-sale-agua-salada-de-los-grifos-y-el-gobierno-apura-medidas-paliativas/
[5] https://www.batimes.com.ar/news/economy/argentina-to-make-us27-billion-as-imf-negotiations-continue.phtml
[6] https://climatereanalyzer.org/wx/todays-weather/?var_id=sstanom&ortho=3&wt=1