iX 10/2019
S. 34
Markt + Trends
Digitales Marketing

DMEXCO: Branche übt sich in Demut

Schöner Schein

Achim Born

Die Online-Werber gaben sich auf ihrem Branchentreff erstmals selbstkritisch. Sie bitten um Vertrauen und versprechen mehr Transparenz.

Als die DMEXCO in Köln nach zwei Tagen die Tore schloss, war vieles wie immer und doch etwas anders. Mit rund 1000 Ausstellern aus 40 Ländern, einem prall gefüllten Konferenzprogramm mit mehr als 600 Referenten und rund 40000 Besuchern musste die Messe den Vergleich zu den Vorjahren nicht scheuen, auch wenn es in einigen Hallen ein wenig luftiger zuging. Gleichzeitig konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich die einst chronisch überhitzte Online-Werbebranche derzeit in Demut und Selbstreflexion übt. Die digitale Wirtschaft, wie sich die Branche mit einer gewissen Hybris selbst nennt, habe gezeigt, „dass sie gewillt ist, die ethisch motivierten Herausforderungen ernsthaft anzugehen und die Bedürfnisse der Nutzer künftig stärker in den Mittelpunkt zu stellen“, lässt sich der Koelnmesse-Chef nach Veranstaltungsschluss zitieren.

Fast wirkte es so, als ob sich das diesjährige Motto „Trust In You“ auf das erste Wort konzentrierte und nicht das Vertrauen in sich selbst meinte. Bei den Vorträgen und Diskussionen überwogen Beiträge zu Wertschätzung und Vertrauen. Salesforce-Managerin Stephanie Buscemi referierte über „The Trust Revolution“ und LinkedIn-Marketingfrau Bian Salins über „Currency of Trust“. Selbst Googles EMEA-Präsident Matt Brittin sprach über eine „Privacy First World“ und Tino Krause, DACH-Chef bei Facebook, sinnierte auf der Bühne darüber, warum Kunden heute besonders vertrauenswürdige, personalisierte Erfahrungen wünschen. Dass das Ganze mitunter einen seltsamen Beigeschmack hatte, war zumindest in diesem Fall offensichtlich. Denn mit dem früheren Facebook-Investor Roger McNamee trat in Köln auch einer der prominentesten Social-Media-Kritiker auf.

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