iX 3/2019
S. 42
Titel
Multi-Cloud I
Aufmacherbild

Strategiefrage: Cloud oder Multi-Cloud

Pick 'n' Mix

Der richtige Cloud-Mix stellt Unternehmen vor eine strategische Herausforderung. Infrastructure as a Service und Cloud-Native sind zwei mögliche Ansätze. Welche Multi-Cloud-Strategie aber zur Firmenkultur passt, hängt von vielen Faktoren ab.

Jeder Cloud-Nutzer stellt sich früher oder später die Frage, ob auf Dauer ein einziger Cloud-Anbieter ausreicht oder nicht. Verschiedene Gründe führen zu diesem Gedanken: Die extreme Abhängigkeit von einem Anbieter gilt als Risiko, die Verfügbarkeitsgarantien des Cloud-Anbieters reichen nicht aus, man möchte mit einem zweiten Anbieter den ersten zu Preisnachlässen motivieren, ein anderer Anbieter liefert schneller Innovationen auf einem wichtigen Gebiet, die Automatisierbarkeit des Anbieters ist nicht mehr adäquat, Anforderungen lassen sich bei einem anderen Anbieter einfacher umsetzen oder ein neuer Investor hat eine klare Präferenz.

Eine Strategie finden

Vor der Entscheidung über die Anzahl der Cloud-Anbieter empfiehlt sich die Erarbeitung einer IT-Strategie, aus der sowohl die Motivation als auch der konkrete Nutzen für das Unternehmen hervorgeht. Die Herausforderung besteht dabei in der Betrachtung der verschiedenen Ebenen, die in diesen komplexen Themen eine Rolle spielen. Neben altbekannten Aspekten, die bei der Ausarbeitung von Hochverfügbarkeitskonzepten relevant sind, kommen hier auch vermehrt Fragen aus den Bereichen Mittel- und Langfristplanung, Risiko- und Compliancemanagement sowie fachliche Anforderungen zum Tragen.

Die ursprünglichen Motivationen für die Migration in die Cloud oder die Auswahl des ersten Anbieters dürfen bei der Weiterentwicklung der IT-Strategie nicht in Vergessenheit geraten. Bei den meisten nicht mehr ganz jungen Unternehmen gab es mal ein Rechenzentrum, das man in die Cloud migrierte. Bestehende, gerade erst in der Cloud aufgebaute Anwendungen genießen vielleicht noch einige Jahre Investitionsschutz.

IaaS vs. Cloud-Native

Generell gibt es zwei große Cloud-Strategien: Infrastructure as a Service (IaaS) und Cloud-Native. Die meisten Unternehmen finden sich in mindestens einer der beiden wieder.

Bei der IaaS-Strategie dient die Cloud vor allem als modernes, hochgradig automatisiertes, nach Bedarf skalierendes Rechenzentrum, in dem sich die klassischen Rechenzentrumsdienste wie Server, Netzwerk und Storage per API orchestrieren lassen und dem Nutzer keine Vorhaltekosten entstehen. Daneben kommen weitere Managed Services zum Einsatz, beispielsweise für die Bereitstellung von Load Balancern, Datenbanken, DNS-Hosting, NFS-/CIFS-Fileservern, Datenablage für Backups und ähnliche Standarddienste. Die grundlegende Architektur der Anwendungen folgt oftmals den klassischen Bauplänen, die auch schon im Rechenzentrum erfolgreich waren. Komplexe Dienste wie Event Streaming, Queuing, Applikationsserver oder API-Gateways sind meist nicht im Einsatz.

Bei der Cloud-Native-Strategie dient die Cloud als eine Art LEGO-Baukasten, in dem sich Anwendungen durch die Integration der verschiedensten Cloud-Dienste in einer hochgradig flexiblen und beliebig skalierbaren Architektur realisieren lassen. Ziel ist es, möglichst wenig klassische Server betreiben zu müssen. Jede neue Anwendung kann im Zweifelsfall neue Cloud-Dienste verwenden, die es den Entwicklern ersparen, immer wieder dieselben Standardprobleme zu lösen. Klassische Architekturherausforderungen wie Skalierung und Lastverteilung sind durch die Cloud-Dienste schon gelöst und erfordern keinen Entwicklungs- und Betriebsaufwand mehr.