iX 8/2019
S. 45
Markt + Trends
Retrospektive

Vor 10 Jahren: Neuer Wein, neue Monopole

Vor 10 Jahren kündigte Google an, nach Android ein weiteres offenes Betriebssystem namens Chrome OS für Netbooks zu entwickeln.

Netbooks, das waren billige Notebooks, die in Schulen und Universitäten zum Einsatz kommen und – bestückt mit einem Browser und den Web-­Angeboten der Google-­Welt wie Gmail und G-Suite – alle Bedürfnisse im Unterricht abdecken sollten. Nur einen Tag, nachdem Google diese Absichtserklärung veröffentlichte, kündigten mehrere Unternehmen an, Chrome OS auf Netbooks anbieten zu wollen. Billige Netbooks mit Chrome OS, das war im Jahre 2009 vor allem eine Kampfansage an Microsoft, wo man für Win­dows-Lizenzen auf Notebooks rund 100 Dollar verlangte.

Die iX 8/2009 berichtete über das neue Netbook-Betriebssystem und merkte an, dass Microsofts amtierender Cheftechniker Bill Gates das Chrome OS als „weiteres Linux“ unter vielen anderen Distributionen abgekanzelt hatte. Chefredakteur Jürgen Seeger kommentierte im Editorial Chrome OS als „Neuer Wein im Schlauch“, wobei er offen ließ, wie neu oder alt der Schlauch eigentlich ist: Die Ankündigung von Chrome OS erinnerte ihn an viele vergebliche Versuche, Microsofts Monopol bei den Betriebssystemen zu brechen. Für Chrome OS sah er durchaus Chancen. Obwohl – damals – nur ein Drittel des Umsatzes von Microsoft machend, habe Google mit seiner Internet-Erfahrung das Potenzial, ein Gegner für Microsoft zu sein. Aber er sah auch Gefahren: „Dass dadurch ein neuer Monopolist in einer neu geordneten IT-Welt heranwachsen könnte, steht auf einem anderen Blatt.“

Kommentieren