Markt + Trends | Cloud-Computing | iX

Kommt eine europäische Cloud?

Auch in der Bundesregierung scheint sich die Bedeutung der Datensouveränität im digitalen Zeitalter herumzusprechen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Innenminister Horst Seehofer haben im Handelsblatt angeregt, eine europäische Alternative zu den etablierten Cloud-Anbietern zu initiieren, und stellten ein Förderprogramm in Aussicht. Laut Altmaier benötige die europäische Wirtschaft dringend eine verlässliche Datensouveränität und eine breite Datenverfügbarkeit. Man könne nur mit Anbietern zusammenarbeiten, die unsere Sicherheitsvorgaben einhalten und damit unsere digitale Souveränität gewährleisten, so Seehofer dazu. Auch wenn die Marktführer mit ausschließlich in Europa gehosteten Daten werben, seien zumindest die US-Anbieter durch den CLOUD Act verpflichtet, US-Strafverfolgungsbehörden Zugriff zu gewähren.

Kritiker bemängeln, dass es trotz großzügiger Förderung Jahre dauern werde, den technischen Vorsprung aufzuholen. Andere wiederum bemühten DE-Mail als vergleichbares Negativbeispiel und befürchten nach dem Ende der Subventionsphase keine reelle wirtschaftliche Perspektive. Laut Andrea Pfundmeier, CEO der Secomba GmbH (Produkt Boxcryptor), verlagere eine europäische Cloud das Grundproblem nur von einem amerikanischen zu einem europäischen Anbieter – auch wenn dieser an die strengeren Gesetze gebunden sei. Sie plädiert – wenig überraschend – für eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der niemand außer dem Eigentümer selbst Zugriff auf die Daten hat, egal wo sie gespeichert sind. (avr@ix.de)