iX 3/2020
S. 114
Wissen
RINA

Die Recursive InterNetwork Architecture RINA

Ein neues Netz muss her

Wolfgang Schulte

TCP/IP ist krank und leidet unter massiven Hacks, die als notwendige Erweiterungen daherkommen. RINA will hier einen grundlegenden Paradigmenwechsel erreichen.

Die Recursive InterNetwork Architecture (RINA) ist eine Erneuerung der Transportprotokolle im Internet. Als neue Architektur für Computernetze wird sie derzeit als Alternative zum gängigen TCP/IP-Modell von der ISO/IEC SC6 spezifiziert. Sie ermöglicht einen neuen Blick, wie sich das virtuelle Netz, also die Abstraktion einzelner Netzfunktionen, in rekursiven Schichten als Inter-­Process-Communication-Prozesse (IPC) verwalten und steuern lässt.

Die meisten Netzprotokolle folgen heute der Schichtenstruktur des TCP/IP-Prototokollstapels, basierend auf dem Referenzmodell der Open Systems Interconnection (OSI). Die organisiert Protokolle in einer festen Anzahl von Schichten, im OSI-Modell sieben, bei TCP/IP fünf, wobei jede Schicht andere Aufgaben übernimmt als die darüber- und darunterliegenden. Die Einschränkungen dieser Struktur haben auf jeder Schicht zu einer stetig zunehmenden Anzahl von individuellen, unabhängigen Protokollen mit geringer oder keiner Gemeinsamkeit geführt. Passte die Architektur nicht zur Struktur der realen Netze, ergaben sich Schichtverletzungen und Ad-hoc-Erweiterungen, sogar in der Anzahl der Schichten. Man modellierte Zwischenschichten wie 2,5 oder 3,5, aber auch virtuelle Netze wie VPNs hatten ihren Anteil an der Aushöhlung des Standards. Organisationen, die mit der Weiterentwicklung von Standards befasst sind, brachten eigenständig Protokolle für verschiedene Schichten der Protokollarchitektur ins Spiel, die oft nur die Arbeit Dritter replizierten und Ineffizienzen auf Systemebene verursachen.

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