iX 1/2021
S. 3
Editorial
Januar 2021

Die Digitalisierung in Zeiten von Corona

2020 war ein besonderes Jahr. Die weltweite Coronapandemie hat uns alle gezwungen, Neues auszuprobieren – „raus aus der Komfortzone“, würde ein Managementberater dazu sagen. Viele Arbeitnehmer und Selbstständige sind zu Videokonferenz-Spe­zialisten geworden, haben sich mit den Vor- und Nachteilen des erzwungenen Homeoffice auseinandergesetzt oder sind komplett neue Wege gegangen – einfach, weil Corona die alte Routine gründlich durchkreuzt hat.

Nun wird in Deutschland ja gerne geschimpft. Beispielsweise über den lau­sigen Stand der Digitalisierung in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft oder über einen Mangel an Flexibilität und Agilität. Deutschland sei digital abgehängt, las und hörte man immer wieder. Corona hat hier ganz unverhofft für einen Realitätscheck gesorgt.

Und der fällt gar nicht so schlecht aus: Als Ende März Millionen Büroarbeiter von jetzt auf gleich ins Homeoffice wechselten, hat das erstaunlich gut geklappt. Ja, in vielen Firmen mussten die ITler Überstunden schieben, um VPN-Server einzurichten oder so zu dimensionieren, dass sie den unerwarteten Ansturm wegstecken konnten. Mitarbeiter mussten mit dem nötigen Homeoffice-­Equipment ausgestattet werden (wer hätte gedacht, dass Notebooks, Headsets und Webcams zur Mangelware werden können?). Remote-Desktop-Zugänge waren ein­zurichten und eine Infrastruktur zum verteilten Arbeiten musste auf- oder ausgebaut werden.

Natürlich gab es dabei Pannen, Ausfälle und auch Sicherheitsprobleme, aber insgesamt scheint der Umstieg auf die Zusammenarbeit übers Netz bei den meisten Firmen recht gut geklappt zu haben. Offenbar sind die deutschen Unternehmen in Sachen Digitalisierung besser aufgestellt, als viele vermutet haben. Und es scheint, als seien auch die meisten privaten Internetanschlüsse ausreichend dimensioniert für Remote-Arbeit und Videokonferenzen. Reicht ja auch für Netflix. ;-)

Oder die Corona-App: Viele Fachleute waren skeptisch, dass die beiden Dickschiffe SAP und Telekom vor dem Hintergrund kontroverser politischer Diskussionen in überschaubarer Zeit eine ordentliche Lösung hinkriegen würden. Und das auch noch unter geradezu vorbildlicher Berücksichtigung des Datenschutzes. Gut, ging nicht ganz so schnell wie gewünscht, die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern und Testlaboren klappt noch nicht überall und die App ist (auch technisch bedingt) nicht perfekt. Aber: Es geht doch, wenn man will.

Apropos nicht perfekt: Die meisten Schulen haben sich während des Lockdowns nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Routinemäßiger Onlineunterricht per Video? Eher die Ausnahme als die Regel. Elektronische Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern? Schwierig, wenn nicht mal jede Lehrkraft per Mail erreichbar ist. Ganz zu schweigen davon, dass nicht jeder Schüler und jede Schülerin die passende Ausstattung zu Hause hat. An den Schulen gäbe es noch eine Menge zu tun, wenn man Deutschland fit für die digitale Zukunft machen will.

Wie sind Sie durch das Corona-Jahr gekommen? Welche digitalen Herausforderungen mussten Sie bewältigen? Schreiben Sie mir, gerne per Mail an post@ix.de.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr 2021 und bleiben Sie gesund.

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