iX 3/2021
S. 41
Markt + Trends
Retrospektive

Vor 10 Jahren: Schlaue Kleidung

Vernetzte Kleidung mit Sensoren sollte mal das große Ding werden. Davon geblieben sind Smartwatches und Fitnessarmbänder.

Vor 10 Jahren fragte ein Artikel der iX 3/2011, wie sich neue Benutzerschnittstellen entwickeln könnten: „Was kommt nach Maus, Stift und Multitouch?“ Ein Bericht von der Konferenz „Tangible, Embedded, and Embodied Interaction“ (TEI) gab die Antwort: Die natürliche Interaktion mit physischen Objekten in unserer Umgebung wird das nächste große Ding. In die Kleidung eingewebte Sensoren sollten in Zukunft „gestische Benutzeroberflächen“ möglich machen. Ähnlich wie RFID- und NFC-Chips sollten sie via Bluetooth Low Energy mit Funk­baken und anderen Systemen agieren. Noch heute kann man auf YouTube die lustige Präsentation von studentischen Forschungsprojekten mit intelligenter Kleidung auf der damaligen TEI-Konferenz abrufen, man suche nur nach dem „Super Hero Fashion Contest“.

Sucht man allerdings danach, ob sich die interaktive Kleidung im Alltag durchgesetzt hat, wird es still. So findet man Berichte, dass der Fußballverein TSV Hoffenheim bereits im Jahre 2014 mit vernetzter Funktionskleidung und ebenfalls vernetzten Fußbällen den Trainingsbetrieb optimierte. Heute ist man von der Methode aber wieder abgerückt, wie eine Nachfrage ergab. Geblieben sind smarte Laufschuhe für das Ausdauertraining und Brustbänder für Belastungstests von Rekonvaleszenten. Die intelligente Jeansjacke von Levis mit dem „Tangible, Embedded, and Embodied Interac­tion“-­Anschluss, die seinerzeit mit großem Tamtam vorgestellt wurde, wird heute als Trucker Jacket vermarktet: Lkw-Fahrer, die draußen mit Spiegel und Plane kämpfen, können so Anrufe entgegennehmen, ohne die Arbeitshandschuhe ausziehen zu müssen. Andere tippen lieber auf eine Smartwatch, wenn ein Anruf einläuft.

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