iX 9/2021
S. 6
Leserbriefe
September 2021

Leserbriefe September 2021

Fieber der Digitalisierung

(Recht: IT-Sicherheitsgesetz 2.0 in Kraft getreten; iX 7/2021, S. 74)

Vielen Dank für die prägnante Zusammenfassung. Eine Erwähnung sollten insbesondere die Unternehmen im besonderen öffentlichen Interesse (UNBÖFI) beachten: „Zusätzlich sind die KRITIS-Anlagen zu definieren und alles, was dazugehört („Scope“) – zum Beispiel Teile der kritischen Dienstleistung, auch diejenigen Teile, die von externen Dienstleistern erbracht werden, das Zusammenspiel mit anderen Systemen sowie die Schnittstellen und Abhängigkeiten.“

Im aktuellen Fieber der Digitalisierung wird ein Konvolut von IIoT-Geräten an Infrastrukturen, Anlagen und Einrichtungen angebunden und mit Cloud-Service-Providern genutzt, ohne dass einem der Verantwortlichen bewusst ist, welche Multiplikation der Risiken und welche Verpflichtungen mit diesem Zusammenspiel einhergehen. Fremdfirmen entwickeln in weitgehend unbekannten Containern neue Mikrodienste, die zumindest für den Kunden ohne Kenntnis der Codebasis zum SaaS-Provider geladen werden. Hauptsache, es läuft erst einmal.

Experten in PowerPoint und SteerCo-Meetings sowie Halbtagsstellen von Sicherheitsarchitekten sollen in Windeseile – oft über E-Mail – darüber befinden, welche Konstrukte sicher sind (ich bevorzuge „risikoakzeptabel“) oder bei welchen man gegebenenfalls an den Policies vorbeitricksen muss, um sie möglichst schnell in Betrieb zu nehmen. Der Erfolgsdruck, irgendetwas mit den neuen strategischen US-Partnern zu digitalisieren, ist oft größer als der gesunde Menschenverstand.

Von einem Abtragen der seit den 90ern angehäuften Technologieschulden bei Steigerung der Gesamtreife in der Cybersicherheit kann meines Erachtens aktuell nicht die Rede sein. Inwieweit ein weitestgehend ohne Einfluss der zwar angehörten, aber ignorierten Experten durchgepeitschtes Gesetz Abhilfe schafft, wird sich noch zeigen. Aktuell deucht mir eine düstere Zukunft in IT/OT und IIoT.

OJ Bender, Rheinland-Pfalz

Blockchain als Luftnummer

(Markt + Trends: E-Government; iX 8/2021, S. 27)

Zeugnisprüfsummen in einer Blockchain: ein weiteres krampfhaft erdachtes Einsatzgebiet für die tolle Blockchain. Ich möchte nicht wissen, wie viele Steuergelder hier in private Taschen geflossen sind. Für eine Luftnummer, die mit herkömmlicher Technik mit hoher Wahrscheinlichkeit ressourcenschonender abzubilden gewesen wäre – mit gleich hoher Vertraulichkeit in nachträgliche Fälschungen.

Patrik Schindler, via E-Mail

Fast perfekt

(iX Special 2021 – Quantencomputer)

Zunächst einmal gratuliere ich Ihnen zu Ihrem vielfältigen und detaillierten Sonderheft. Ich finde, besonders die Experten-Artikel sind wirklich sehr gelungen, und ich kann mir gut vorstellen, dass ich auf den einen oder anderen Artikel in Zukunft verweisen werde.

Wenn ich Verbesserungsvorschläge hätte, dann höchstens nur über die Themen, die Sie nicht behandelt haben: Zum Beispiel erwähnen Sie den Hardwarestack und das Cloud-Angebot der kanadischen Firma Xanadu fast gar nicht. Was ich aber wirklich vermisst habe, ist ein Übersichtsartikel über den zu erwartenden Mehrwert der Quantencomputer und über die erfolgversprechendsten QC-Algorithmen und deren Anwendungen – also quasi über die „Gretchenfrage“ für Quantencomputer.

Jens Marre, via E-Mail

Vielen Dank für das Lob und den Vorschlag! Ein entsprechender Übersichtsartikel ist bereits in Arbeit. (d. Red.)

Nicht nur Copilot

(Codesynthese: Künstliche Intelligenz in der Softwareentwicklung; iX 8/2021, S. 40)

Im Artikel wird ein ganz wichtiges Tool nicht erwähnt: Kite ist eine intelligente Autovervollständigung, die schon ausgesprochen gut funktioniert und in jeder IDE, jedem Framework und jeder Sprache einsetzbar ist. Sie ist auch für jedermann gratis zu haben. Der Ansatz begeistert mich mehr als Copilot, das zudem erst in einer Testphase ist.

Stefan Schubert, via E-Mail

Es fehlt am Willen

(Digitalpolitik: Digitale Souveränität durch Open Source; iX 8/2021, S. 76)

Aus meiner Sicht beginnt das Problem mit der digitalen Souveränität bereits in der Schule. Amerikanische IT-Konzerne haben sich dort mit diversen Angeboten an die Politik günstig eingenistet. Viele Schulen schaffen es nicht, die Schülerinnen und Schüler über den proprietären Tellerrand blicken zu lassen. Es werden hauptsächlich Produktschulungen durchgeführt und nicht die Konzepte von Textverarbeitung, Tabellenkalkulation etc. vermittelt.

Die Schülerinnen haben dann 4, 6, 8 oder mehr Jahre mit diesen Produkten gearbeitet und kennen später als Entscheidungsträger kaum Alternativen und deren Vorteile. Dass die Schülerinnen bereits im Kindesalter „angefixt“ werden und mit ihren Daten den Konzernen und deren Aktionären dienen, ist der Politik ziemlich egal. Die Politik könnte diesen Kreislauf einfach durchbrechen, indem sie Open Source an Schulen zur Pflicht macht. Es gibt ja doch einige Schulen, die das bereits sehr erfolgreich umgesetzt haben.

Ich gehe davon aus, dass das langfristig positive Auswirkungen auf die digitale Unabhängigkeit der Schulen und folglich auch auf die Verwaltung haben könnte. Es fehlt nur am politischen Willen.

Thomas Krupa, via E-Mail

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