Leserbriefe März 2022

Anmerkungen aus der Praxis

(Videokonferenzsoftware: Meetingsoftware im Vergleich; iX 2/2022, S. 52)

BigBlueButton ist eine reine Browserlösung, die auf WebRTC basiert. Da bekommt man andere Systeme schwer bis gar nicht rein. Der Fokus der Anwendung sind auch Schulen und Unis, das soll zuverlässig funktionieren.

Mit Poly haben wir sehr leidvolle Erfahrungen mit dem On-Premises-Set-up gemacht. Der Support war grottig, das Set-up extrem komplex und störanfällig. Die Raum-Hardware war auch nicht sehr zuverlässig.

Webex dagegen funktioniert einfach – allerdings haben wir keine On-Premises-Lösung, die wäre exorbitant teuer gewesen, teurer als Poly, und vermutlich auch aufwendig zu konfigurieren. Mit dem richtigen Vertrag und bei entsprechender Größe zahlt man unter 8 Euro pro User im Monat. Die Einrichtung war auch nicht übermäßig kompliziert – jedenfalls im Vergleich zu Poly war es nahezu trivial. Die Raumgeräte sind sehr spannend, allerdings auch sehr teuer. Was mir bei Webex fehlt, ist guter Multi-Monitor-Support am normalen PC-Client. Die Raumsysteme sind da super. Speaker Tracking/Fokus (Video und Audio) funktioniert hervorragend, dasselbe gilt für die Kopplung mit dem PC-Client (man kann die App auf dem PC sehr leicht mit dem Roomkit koppeln).

Bei Teams müsste man das Azure-Set-up noch dazurechnen – je nach Unternehmensgröße ist das auch ein ordentlicher Aufwand. Dito Google. So einen Workspace einzurichten ist sicher auch nicht trivial.

Allgemein muss man zum Thema Interoperabilität sagen: Solange es SIP/H.323 ist, geht es einigermaßen – aber spätestens beim Content Sharing wirds sehr schwierig.

Tino Schwarze, aus dem iX-Forum

Wichtig beim Industrieeinsatz

(Verkabelung: Kurz erklärt: M12-Steckverbinder mit Push-Pull-Schnellverriegelung; iX 3/2022, S. 110)

Für den Industrieeinsatz insbesondere von Vorteil: Die M12-Steckverbindungen können mit Dichtungen auch bis zu wasserdicht (IP68) realisiert werden. Einen RJ45-Stecker kann man im Industrieumfeld nur in einem geschlossenen, dichten Gehäuse mit Kabeldurchführungen verwenden, ein M12-Anschluss kann selbst unter widrigen Umständen außen liegen.

Udo Richter, aus dem iX-Forum

Fazit: NPU taugt nicht für Machine *Learning*

(Machine Learning: TensorFlow-Benchmarks auf MacBooks mit M1 Pro und M1 Max; iX 2/2022, S. 64)

Ich weiß nicht, woher dieser Irrtum immer wieder rührt. Möglicherweise daher, dass im Bullshit-Bingo hinsichtlich Deep Learning nicht zwischen Deep Neuronal Network, dessen Training und schließlich dem Inferencing als effektiver KI unterschieden wird. Wobei ich mir lediglich nicht sicher bin, wieweit TensorFlow auch für selbstlernende neuronale Netze taugt, nur dass Selbstlernen im Bullshit-Bingo eher unter „Enfant Terrible“ liefe …

Die einzige mir bekannte Äußerung seitens Apple, dass die NPU für was anderes denn als Inferencing-Beschleuniger gedacht wäre, ist die Bereitstellung des „Pluggable Device“. Effektiv ist dessen Aufgabe dann vielleicht, Google eins auszuwischen, weil man das Coding samt sozusagen einem Test, ob der Code auch sozusagen kompiliert, auf dem Webterminal namens iMac selbst erledigen kann und nicht auf einen Cloud-Dienst wie am prominentesten eben von Google angewiesen ist.

Für eine echte Vergleichbarkeit fehlt allerdings noch die Kostennote, also wo im Feld der Vergleichs-PC bei Anschaffungs- und unmittelbaren Betriebskosten (Stromverbrauch für einen Benchmark-Durchlauf) liegt. Außerdem ist nicht klar ersichtlich, ob beziehungsweise wie beziehungsweise warum irgendeiner der Benchmarks die vermarktungsgemäß gefragte Inferencing-Leistung abschätzt.

Nach der sehr gründlichen Einleitung waren da die eigentlich spannenden Punkte etwas zu knapp gefasst.

Björn Kulms, Heidelberg

Falsche Versprechen

(Cloud-Computing: Ausfall bei AWS: Wenn Managementclients Produktivsysteme lahmlegen; iX 2/2022, S. 82)

Vielen Dank für den Artikel. Ich kann nicht anders, als über die Schafherdenmentalität – die im gleichen Heft mit einer Anleitung zur Cloud-Migration noch weiter befeuert wird – ganz plakativ den Kopf zu schütteln. Kommt in die Cloud, haben sie gesagt! Das ist viel billiger, haben sie gesagt! Da muss man sich um nichts mehr kümmern, haben sie gesagt!

Alle stürmen los und meinen tatsächlich, dass mit einer Migration der gesamten IT alle Probleme gelöst sind. Ich beobachte aber immer wieder aus Publikationen und aus Schilderungen im Bekanntenkreis, wie Cloud immer wieder als Selbstzweck dient, um innovativ und hip zu wirken. Einen nachvollziehbaren Vorteil oder geschäftsrelevanten Grund gibt es nicht. Kommt in die Cloud! Wir ziehen euch dann auf noch undurchsichtigere Weise das Geld aus der Tasche!

Meine Daten, auf meinen Datenträgern, in meinem Serverraum, unter meiner Verantwortung. Vor Wind, Wetter und Wolken geschützt. Oder zumindest bei einem lokalen Dienstleister statt einem anonymen US-Unternehmen mit undurchdringlicher Level-1-Support Barriere. Wolken sehen manchmal aus wie andere Dinge. Wolken können sich auflösen. Und manchmal gibt es Datenregen …

Patrik Schindler, Offenburg

Ergänzungen und Berichtigungen

Videokonferenzsoftware: Meetingsoftware im Vergleich; iX 2/2022, S. 52

Teilnehmer einer Konferenz mit edudipNext schalten sich vom Mobilgerät nicht über eine App, sondern über den Browser zu. Ferner hat Zoom, während der Artikel entstand, mehrere neue Features für hybride Meetings eingeführt, darunter eine Optimierung der Kamera und des Mikrofons per KI sowie eine spezielle Hybridansicht. Außerdem hat sich in die Tabelle ein Fehler eingeschlichen: Microsoft Teams erscheint ausschließlich als Cloud- und nicht auch als Hybrid-Paket.

Die iX-Redaktion behält sich Kürzungen und auszugsweise Wiedergabe der Leserbriefe vor. Die abgedruckten Zuschriften geben ausschließlich die Meinung des Einsenders wieder, nicht die der Redaktion.