Vor 10 Jahren: Green IT beginnt zu keimen

Der Stromhunger der Rechenzentren sank in Deutschland eine Zeit lang leicht. Das weckte die Hoffnung auf einen dauerhaften Rückgang mithilfe von Effizienzsteigerungen.

Im Juni 2012 berichtete die iX von einem „Richtungswechsel“: Der Energiebedarf von Rechenzentren in Deutschland war zwischen 2008 und 2011 um vier Prozent von 10,11 auf 9,7 TWh gesunken. Die Zahlen basierten auf Berechnungen des Borderstep-Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit in Berlin, das den Stromverbrauch von Rechenzentren im Auftrag des IT-Verbandes Bitkom regelmäßig unter die Lupe nimmt. Entsprechend freute sich der Bitkom, dass die RZ-Technik einem „moderaten Trend zur Energieeffizienz“ gefolgt sei, auch wenn das ehrgeizige Ziel einer Green IT weit verfehlt wurde. Für 2012 und 2013 rechnete das Borderstep-Institut mit drei Szenarien: einem „Business as usual“ mit 14,85 TWh RZ-Strombedarf, einer erneuten „moderate[n] Effizienzsteigerung“ (9,14 TWh) und einem konsequenten Umstieg auf Green IT mit 6,65 TWh. Laut Bitkom bestand Anlass zur Hoffnung, dass die RZ-Technik irgendwo zwischen Effizienzsteigerung und Green IT landen könnte.

Die vom Bitkom behauptete Trendwende fand vor dem Hintergrund einer Studie von Greenpeace statt: Unter dem Titel „How Clean is Your Cloud?“ hatte die Organisation 2012 den weltweiten Energiebedarf aller Clouds auf 600 TWh taxiert. Damit rangierte die Cloud im Vergleich mit Nationalstaaten auf Platz fünf hinter den USA, China, Russland und Japan – und noch vor Deutschland, Indien und Frankreich. Beim Thema Green IT differenzierte Greenpeace zwischen Firmen wie Facebook oder Google, die massiv in erneuerbare Energien beim Bau ihrer Rechenzentren investierten, und Firmen wie Amazon oder Apple, die sich nicht darum kümmerten. 10 Jahre später zeigt sich: Die Rechenzentren haben ihre Effizienz weiterhin moderat gesteigert. Sie benötigten 2021 nach Berechnungen von Borderstep 12,4 TWh und erreichten damit einen Anteil von 2,3 Prozent am Stromverbrauch in Deutschland.