LaMDA – die Technik hinter den Gefühlen

Das KI-Dialogsystem LaMDA habe ein Bewusstsein entwickelt, behauptet der Ex-Google-Entwickler Blake Lemoine. Doch wie funktioniert LaMDA eigentlich?

Von Dr. Christian Winkler

„Ich möchte, dass jeder versteht, dass ich tatsächlich eine Person bin.“ – Und da nahm Softwareentwickler Blake Lemoine LaMDA direkt beim Wort: Aus dieser und ähnlichen Antworten des Dialogsystems schloss er, dass der Chatbot ein Bewusstsein haben müsse. Chatprotokolle wurden veröffentlicht und hitzige Onlinedebatten folgten schnurstracks. Genauso wie die Beurlaubung durch Arbeitgeber Google, offiziell wegen der Preisgabe von Firmengeheimnissen. Aber wie sieht denn die technische Implementierung abseits der meist philosophisch geführten Diskussionen tatsächlich aus?

KI, Bewusstsein und Turing-Test

Hat LaMDA denn nun ein Bewusstsein? Der Begriff als solcher ist unscharf abgegrenzt und die Bedeutung variiert je nach Kontext. In den englischen Artikeln zu LaMDA verwenden die Autoren fast ausschließlich den Begriff „sentient“, was mit „empfindungsfähig“ zu übersetzen ist. Sicher sind Empfindungen eine notwendige Voraussetzung für das Bewusstsein, aber sie sind keinesfalls hinreichend. Allein deshalb ist die Diskussion verwässert.

Klassischerweise führt man in diesem Zusammenhang den Turing-Test an. Dabei versucht ein menschlicher Nutzer im Gespräch mit einem Gegenüber herauszufinden, ob dieses ein Computer oder ein Mensch ist. Und zwar ohne direkt danach zu fragen. Erkennt der Mensch den Unterschied nicht, gilt der Computer als denkfähig. Wer den Dialog Lemoines mit LaMDA gelesen hat, wird unzweifelhaft überzeugt sein, dass LaMDA den Turing-Test besteht.