iX 4/2023
S. 94
Report
Verschlüsselung

Aktenzeichen Krypto ungelöst

Verschlüsselungsprogramme sind beliebt – auch bei Mördern, Terroristen, Kinderpornohändlern und Cyberkriminellen. Die Polizei hat es schwer, wenn sie bei ihren Ermittlungen auf kryptografisch gesicherte Daten stößt. Ihre einzige Chance besteht meist darin, an das Passwort zu kommen, aus dem der Schlüssel abgeleitet wurde.

Von Klaus Schmeh

Die Beweislast war erdrückend: Nach Jahren intensiver Fahndung konnte die Polizei im April 2011 endlich einen Kindermörder festnehmen, der als „Maskenmann“ für Angst und Schrecken gesorgt hatte. Man konnte Martin N., so sein Name, drei Morde und 20 weitere Straftaten nachweisen, für die er ein Jahr später zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Doch damit war der Fall noch nicht vollständig gelöst, denn die Polizei hielt es für möglich, dass N. für weitere Taten verantwortlich war. Mehrere Datenträger, die man im Besitz des Kindermörders fand, hätten möglicherweise darüber Auskunft geben können – doch sie waren verschlüsselt, und N. rückte die Passwörter nicht heraus. Die Polizei war erst einmal machtlos.

Der Maskenmann (hier ein Phantombild) verschlüsselte seine Daten und stellte die Polizei damit vor erhebliche Probleme (Abb. 1)., Wikimedia Commons, Public Domain
Der Maskenmann (hier ein Phantombild) verschlüsselte seine Daten und stellte die Polizei damit vor erhebliche Probleme (Abb. 1).
Wikimedia Commons, Public Domain

Schwierig für die Polizei

Der Fall des Maskenmanns ist alles andere als ungewöhnlich. In den letzten Jahren sind mindestens 100 Fälle durch die Presse gegangen, in denen die Polizei bei ihren Ermittlungen auf verschlüsselte Daten stieß und diese oft nicht entschlüsseln konnte. Unnötig zu erwähnen, dass es hierbei eine riesige Dunkelziffer gibt, denn die Ermittlungsbehörden reden ungern über Fälle, in denen sie von Tatverdächtigen düpiert werden. Wenn dennoch ein solcher Fall in die Medien gelangt, erfährt die Öffentlichkeit meist keine Details.

Kommentieren