iX 8/2023
S. 39
Markt + Trends
Retrospektive

Vor 10 Jahren: Von der Nichtnennung zur verdeckten Nutzung

In der Vergangenheit machte Fotografen das falsche Nutzen von Creative-Commons-Lizenzen ohne Namensnennung Probleme. Zehn Jahre später reißen sich Konzerne alle auffindbaren Bilddaten unter den Nagel, um damit KI zu trainieren. Können Initiativen den Bezug zu Urhebern retten?

Es ist eine kleine, unscheinbare Meldung in der Rubrik Recht in der iX 8/2013: Ein Fotograf hatte dagegen geklagt, dass eines seiner Bilder von einem Unternehmen in mehreren Pressemitteilungen genutzt, sein Name als Urheber jedoch nicht genannt wurde. Das Bild stand unter einer Creative-Commons-Lizenz, die bei der Verwendung eines Bildes die Nennung des Fotografen und andere Angaben verlangt, wenn der Fotograf diese vorgibt: „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 (CC BY-SA 3.0)“. Man einigte sich außergerichtlich und der Fotograf erhielt 14 000 Euro Schadensersatz, eine vergleichsweise hohe Summe. Sein Anwalt hatte 20 000 Euro gefordert, weil das Unternehmen das Bild für eine Pressekampagne veränderte und die Creative-Commons-Weitergabe mit derselben Lizenz ignorierte, sodass Zeitschriften das Bild zur Meldung einfach mit Nennung des Unternehmens abdruckten.

Zehn Jahre später sind die Fotografen alarmiert: KI-Systeme nutzen und verändern ihre Bilder als Trainingsdaten für neue Bilder und Pressemeldungen, natürlich ohne Namensnennung der beteiligten Originale. Die Bilder von Dall-E, Midjourney, Stable Diffusion und anderen Systemen verblüffen und werden auch von Verlagen gern genutzt. Aus Hollywood kommen zudem Nachrichten, dass die Filmstudios den Statisten mit neuen Werkverträgen zu Leibe rücken, in denen sie einwilligen sollen, dass ihre Aufnahmen künftig von einer KI synthetisiert werden dürfen. Auch prominente Schauspielerinnen und Schauspieler könnte Hollywood nach ihrem Tode synthetisiert vermarkten. Von einigen wie Whoopie Goldberg ist bekannt, dass sie testamentarisch die KI-Nutzung ihrer Bilder nach ihrem Tode untersagen.

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