Make Magazin 5/2022
S. 80
Make
Report
Eigentlich ist viel Platz in Josef Hesses Halle – eigentlich. Denn viel Platz für weitere restaurierungsbedürftige elektromechanische und elektronische Arcade-Automaten ist auch dort nicht mehr.
Eigentlich ist viel Platz in Josef Hesses Halle – eigentlich. Denn viel Platz für weitere restaurierungsbedürftige elektromechanische und elektronische Arcade-Automaten ist auch dort nicht mehr.

Spiele ohne Logik(-Gatter)

Josef Hesse restauriert alte Spielautomaten. Die interessantesten davon kommen ohne digitale ICs aus, denn sie sind rein elektromechanisch implementiert. Viele dieser alten Ideen verblüffen bis heute und können Anregungen für eigene Projekte geben. Ein Werkstatt-Besuch der ganz eigenen Art.

von Clemens Gleich

Die Stimme kommt aus einem Sperrholzschränkchen, auf dem SEGA Monaco GP steht: „Ich hab‘s dir ja gesagt: 90 Prozent der Wiederherstellung besteht meist darin, einfach einmal richtig sauberzumachen.“ Wir haben den Automaten eben mit dem Gabelstapler vom Hänger abgeladen. „Und der zweite Punkt ist: Immer vor dem Anschalten reinschauen, weil sich beim Herumstehen ja Kurzschlussmöglichkeiten gebildet haben können.“

Die Technik drinnen muss originalgetreu funktionieren, draußen dürfen die Gebrauchsspuren sichtbar bleiben, das ist Josef Hesses Credo bei der Restauration.
Die Technik drinnen muss originalgetreu funktionieren, draußen dürfen die Gebrauchsspuren sichtbar bleiben, das ist Josef Hesses Credo bei der Restauration.
In vor-digitalen Zeiten hatten die Automatenbauer weder Mikrocontroller noch Farbdisplays zur Verfügung, da war elektromechanische Kreativität gefragt.
In vor-digitalen Zeiten hatten die Automatenbauer weder Mikrocontroller noch Farbdisplays zur Verfügung, da war elektromechanische Kreativität gefragt.

Josef Hesse zieht den Kopf heraus, schließt die Stromversorgung an und siehe da: Es tut sich bereits etwas auf dem Bildschirm 1. Segas Rennspielautomat von 1979 steht als Zeitzeuge für jene Arcade-Ära, in der Spiele noch ohne integrierte Rechenwerke wie CPUs gebaut wurden, damals rein aus Logikgatter-ICs 2. Die Platine nimmt deshalb viel Platz ein, sieht entsprechend uniform aus 3. Die Autos fahren, die Steuerung funktioniert, Geräusche erklingen, doch die Dioden-Segment-Zählwerke funktionieren nicht. „Das muss ich mir noch in Ruhe mal genau anschauen“, sagt Josef.