MIT Technology Review 7/2023
S. 80
Report
Künstliche Intelligenz

90 000 Minuten pünklicher

Mithilfe von KI gelingt es der Bahn, Verspätungen in S-Bahn-Netzen drastisch zu reduzieren. Wie das funktioniert und wie es sich sogar auf das gesamte Bahnnetz übertragen ließe.

Wolfgang Stieler

58 000 Minuten, das sind 966 Stunden oder 40 Tage. So viel Verspätungszeit konnten die S-Bahnen in Stuttgart, im Rhein-Main-Verbund und in München im vergangenen Jahr in Summe einsparen, weil Künstliche Intelligenz ihnen geholfen hat, den Verkehr zu optimieren. Bis Ende 2023 sollen es 90 000 Minuten werden. In der zweiten Jahreshälfte will die Bahn das Tool auch bei der S-Bahn Berlin einsetzen. Dann in Hamburg, und irgendwann vielleicht sogar bundesweit.

Jahrzehntelang galt die Bahn quasi als Auslaufmodell. Doch in Zeiten von Klimawandel und Verkehrswende steigen sowohl die Erwartungen als auch die Anforderungen an die Schiene rasant: Bis 2030 soll die Bahn die Zahl ihrer Passagiere im Personenverkehr verdoppeln und den Marktanteil im Frachtverkehr auf 25 Prozent steigern. Und das mit einer seit Langem vernachlässigten und überlasteten Infrastruktur und in Zeiten des Fachkräftemangels. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch die Deutsche Bahn ein Mittel einsetzt, das als Allheilmittel für Effizienzsteigerungen gilt: Künstliche Intelligenz.