Alltag im Opel Ampera-e

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Auf der Langstrecke, die einen beträchtlichen Anteil an meiner jährlichen Fahrleistung ausmacht, passt das nicht in jedem Fall. Zumindest nicht, wenn man gewohnte Maßstäbe anlegt. Dafür müsste nicht nur die Dichte an Lademöglichkeiten noch etwas steigen, sondern vor allem die Zuverlässigkeit. Für meinen Geschmack lese ich unterwegs auf Raststätten noch zu viel „Ladesäule außer Betrieb“, die versprochene, theoretische Ladeleistung wird vielfach nicht erreicht. Im Ampera-e sollen es bis zu 50 kW sein, in unserem Praxistest waren es bestenfalls 23 kW. An der heimischen Steckdose brachte eine 40-Minuten-Zwischenladung ein Reichweitenplus von zwei Kilometern. Da bringt es mehr, sich auf der Landstraße in Ortschaften reinrollen zu lassen und dabei zu rekuperieren.

Passt das?

In Foren zu solchen Artikeln wird oftmals erbittert gestritten. Eine Seite argumentiert, dass sich ein E-Auto im Alltag ohne Einschränkungen nutzen lässt. Lademöglichkeiten gäbe es zuhauf, die Reichweite genüge im Prinzip immer. Protest lässt dann nicht lange auf sich warten, der dann allerlei Einwände liefert, warum das E-Auto auf gar keinen Fall ein Ersatz für einen Verbrenner sein könne. Nach ein paar Tagen im Ampera-e bin ich etwas unentschlossen: Für mein Alltagsszenario ist ein E-Auto der nächste logische Schritt. Ich habe zu Hause eine Garage, die ich problemlos aufrüsten kann. Wenn in ein paar Jahren der nächste Fahrzeugkauf ansteht, wird ein E-Auto höchstwahrscheinlich in meiner finanziellen Reichweite liegen. Bis dahin wird es eine Lösung geben, beispielsweise die knapp 700 km in meine alte Heimat individuell zu fahren, ohne auf eine lückenhafte, langsame und wacklige Ladeinfrastruktur zurückgreifen zu müssen.

Doch meine Verhältnisse passen natürlich nicht in jedes Raster. Es gibt Anwendungsfälle, in denen ein batterieelektrisches Auto nicht erste Wahl ist und vermutlich auch nicht so schnell sein wird. Der vielzitierte Handelsvertreter kann nicht alle zwei Stunden ein Päuschen von mindestens einer Stunde einlegen. Wer sich, sei es aus finanziellen Gründen, sei es aufgrund begrenzter Parkmöglichkeiten, auf ein Auto beschränken muss oder will, braucht eines für alle Fälle. Und dann erscheint vielen vermutlich 90 Prozent Abdeckung des persönlichen Einsatzprofils zu wenig.

Leiser Tod

Der Opel Ampera-e ist ein Exot, und er wird es bleiben. Der Antrieb bereitet große Freude. Der geringe Verbrauch, die rasanten Fahrleistungen und vor allem die Geräuscharmut sind verführerisch – der Rest des Autos leider nicht. Das bekommt die Konkurrenz von Hyundai und Co viel besser hin, teilweise sogar für weniger Geld. Ab dem kommenden Jahr wird zudem Volkswagen mit Macht in diesen Markt drängen. Der Marktführer hat so viel Geld in die Hand genommen, dass er sich ein Scheitern im Prinzip nicht leisten kann. PSA wird mit eigenen Modellen wie dem Peugeot 208-e und dem Opel Corsa-e kontern, und der Ampera-e einem leisen Tod entgegenstürmen. (mfz)