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Driver's Ceed

Fahrbericht Kia Ceed 1.4 T-GDI

Fahrberichte Sebastian Bauer
Kia Ceed

Den Kia Ceed gibt es nun auch ohne Apostroph, von dem wir bis heute nicht genau wissen, warum er überhaupt jemals seinen Platz im Namen fand. Kia setzt beim neuen Ceed auf aktuelle Technologien, moderne Motoren und lebhafte Fahrdynamik

Den Kia Ceed gibt es nun auch ohne Apostroph, von dem wir bis heute nicht genau wissen, warum er überhaupt jemals seinen Platz im Namen fand. Kia setzt beim neuen Ceed auf aktuelle Technologien, moderne Motoren und lebhafte Fahrdynamik. Tatsächlich fährt sich der Kompakte im VW-Golf-Format ohne Apostroph nun wie befreit – willkommen im Driver's Ceed.

Kias „europäischstes“ Modell wird als Dreitürer nicht mehr angeboten, fortan gibt es den Ceed nur noch als Fünftürer und als „SW“ (also als Kombi). Ein Shooting Brake – also das, was modernerweise so bezeichnet wird – soll Ende des Jahres, Anfang 2019 folgen. Über eine weitere Karosserieform darf bisher dagegen nur spekuliert werden, ein Cabrio hat es in der Vorgängergeneration immerhin zur Studie geschafft.

Otto mit Partikelfilter, Diesel mit SCR-Kat

Fünf Euro 6d Temp Motoren stehen zur Wahl, für 100 PS aus dem nicht aufgeladenen 1,4-Liter-Benziner mit Saugrohreinspritzung, 120 PS aus dem Ein-Liter-Dreizylinder sowie 140 PS aus einem 1,4-Liter-Vierzylinder – letztere beide mit Direkteinspritzung und Turboaufladung. Ein 1,6-Liter-Dieselmotor ist in den Leistungsstufen mit 115 und 136 PS erhältlich. Der 1,6-Liter-Turbobenziner ist (vorerst) nicht mehr im Programm. Die direkt einspritzenden Benziner sind mit Otto-Partikelfilter ausgestattet, die Dieselmotoren mit SCR-Katalysatoren. Später im Modellzyklus, voraussichtlich 2019, soll zusätzlich noch eine Diesel-Mildhybrid-Motorvariante mit 48V-Bordnetz folgen. Das fanden wir erst kürzlich eine eigene Geschichte [1] wert.

Außen wie Innen ist der Ceed sehr viel geradliniger geworden – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Keilform des Vorgängers ist glücklicherweise passé, was ihm eine erwachsenere und geräumigere Erscheinung verleiht. 395 Liter Kofferraumvolumen stehen zur Verfügung – 15 Liter mehr, als beim Vorgänger, obwohl Radstand und Fahrzeuglänge gleich geblieben sind.

Zur empfundenen Raumvergrößerung (obwohl Bein- und Kopffreiheit tatsächlich sogar leicht reduziert wurden) trägt im Cockpit die saubere Struktur und das nicht groß auftragende Armaturenbrett bei. Alle – in ihrer Anzahl sehr überschaubaren – Schalter sind nun in horizontale Cluster angeordet, darüber sitzt das Infotainment-Display, wahlweise in 7 (Audiosystem) oder 8 Zoll Größe (Navigationssystem). Die Temperaturanzeige der Klimaeinheit ist wie bei vielen Konkurrenten nun ebenfalls in die Temperaturregler gewandert, leider wurden dabei die schon im Vorgänger bei Tageslicht schlecht ablesbaren LED-Segmentanzeigen übernommen.

Die Verarbeitung und Haptik sind auf einem erstaunlich hohen Niveau, scharfe Kanten findet man im Innenraum keine und die Übergänge zwischen unterschiedlichen Materialflächen sitzen alle perfekt. Im Vergleich zum Vorgänger wurde hier vor allem in Details nachgebessert und gerade die Haptik aller Bedienelemente hat einen deutlichen Fortschritt gemacht.

Lebhafte Fahrdynamik mit Reserven ...

Die komfortablen Sitze, deren Rückenlehne nun auch endlich per Rändelrad verstellbar ist und sehr guten Seitenhalt bieten, passen optimal zum dynamischeren Fahreindruck. Die Technik teilt sich der Ceed bekanntermaßen mit dem Hyundai i30, der als i30 N ein echter Spaßbringer ist. Das Fahrwerk bietet also einige Reserven, die beim Ceed klar spürbar sind. Im kurvigen Geläuf ist der Ceed ein durchaus sehr unterhaltsamer Kollege, der mit wenig Seitenneigung und sehr neutralem Fahrverhalten überzeugt. Aus der Ruhe zu bringen ist er kaum und wenn, dann macht es sich durch ein recht spät einsetzendes, sanftes Untersteuern bemerkbar. Die Lenkung ist dabei im Vergleich zum Vorgänger ein großer Sprung nach vorne: direktes Ansprechverhalten und gute Rückmeldung ohne störende Lenkeinflüsse helfen dabei, dass man den Ceed durchaus auch sportlich bewegen kann.

Der 1,4-Liter-Turbobenziner ist dafür ein passender Partner. Er spricht in jedem Drehzahlbereich gut an und bringt seine 242 Nm Drehmoment zwischen 1500 und 3200 Umdrehungen ins Spiel, ohne jemals angrestrengt dröhnend akustisch in Erscheinung zu treten. Alle Motoren sind als Handschalter verfügbar, der 1,4-Liter-Turbobenziner und die beiden Dieselmotoren auch mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Mit diesem ist die Anwahl eines Sportmodus möglich, welcher Schaltstrategie, Gaspedalkennlinie und die Lenkunterstützung anpasst.

... aber eher ausgewogen als sportlich

Kia hat den Komfort nicht dem dynamischeren Auftritt untergeordnet. Dazu trägt eine in der Klasse seltene hintere Mehrlenker-Einzelradaufhängung bei. Das Fahrwerk filtert Stöße nicht gänzlich weg und spielt nicht auf dem Komfort-Niveau eines VW Golf mit hinterer Einzelradaufhängung und adaptiver Dämpfung. Dafür überzeugt der Geräuschkomfort und das allgemeine Komfortempfinden. Dazu tragen nicht nur die bereits erwähnten guten Sitze bei, sondern auch die komfortable und umfangreiche Ausstattung.

Serienmäßig gibt es ab 15.990 Euro bereits einen Notbremsassistenten für die Stadt, Spurhalteassistent, Fernlichtassistent, Müdigkeitserkennung und Bluetooth. In den höheren Ausstattungspaketen – oder beim Abarbeiten der umfangreichen Liste – findet man Optionen, wie beheiz- und belüftbare Frontsitze, induktives Laden des Smartphones, JBL Audiosystem, Voll-LED-Scheinwerfer, Parkassistent, Tote-Winkel-Warner mit Querverkehrswarnung, adaptiven Tempomat, optional auch mit Stauassistent. Die Konnektivität wird durch Unterstützung von Android Auto und Apple CarPlay abgerundet – beides irrsinnigerweise allerdings nur bei Auswahl des „großen“ 8-Zoll-Infotainmentsystems, welches bereits eine Navigationslösung beinhaltet. Ein volldigitales Instrumentencluster im Stile des Audi Virtual Cockpit soll später im Modellzyklus folgen.

Die neuen Assistenzsysteme konnten bei der Probefahrt überzeugen. Gerade die Lenkunterstützung des Spurhalteassistenten ist im Vergleich zur Version in den aktuellen Kia-Modellen ein großer Sprung und fühlt sich nicht mehr so störend und ruppig an. Vibrieren im Lenkrad warnt nun nicht nur beim Verlassen der Fahrspur, sondern auch bei anderen Gefahren, etwa Fußgängern. Interessant sind auch die neuen LED-Tagfahrrücklichter. Sie leuchten permanent und sollen so für einen Zugewinn an Sicherheit sorgen.

Teurer – aber klar besser

Mit Preisen ab 15.990 Euro geht der neue Kia Ceed ab Juni in den Verkauf. Damit ist er zwar 1000 Euro teurer als sein Vorgänger. Dafür ist allerdings nicht nur die Basisausstattung, sondern insbesondere die Fahrdynamik und das Handling besser, auch Komfort- und Qualitätsniveau sind gestiegen.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4088550

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[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Kia-hybridisiert-Sportage-und-Ceed-Diesel-4049587.html