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Unterwegs im Fiat Strada Adventure Lumberjack

Auf Laubsägekurs

Fahrberichte Florian Pillau

Der Fiat Strada Adventure Lumberjack trägt einen verheißungsvollen Namen, vereint in beeindruckender Weise die Nachteile von Nutzfahrzeug und Limousine und eignet sich mit seinem Frontantrieb immerhin für die Fahrt zum Laubsäge-Kurs der Volkshochschule

München, 28. März 2013 – Adventure und Lumberjack, das riecht ja geradezu nach frisch gesägtem Holz und bärigen kanadischen Holzfällern, die "TIMBEEEEEER " rufen – doch wird es der Italiener wohl kaum bis in den Wald schaffen. Mit seinem Frontantrieb eignet er sich allenfalls für die Fahrt zum Laubsäge-Kurs der Volkshochschule. Sogar ein ESP fehlt. Immerhin eine "elektronische" Differenzial"sperre" ist an Bord.

Kompass statt Navi

Der in der Adventure-Ausführung mittig auf dem Armaturenbrett platzierte Kompass wirkt aufgrund der fehlenden Geländefähigkeit zunächst unfreiwillig komisch. Es sei denn, man verirrt sich mangels Navigationssystem (nein, so etwas steht nicht einmal in der Aufpreisliste) im Großstadtdschungel. Die Daseinsberechtigung der neben dem Kompass platzierten Quer-und Längsneigungsmesser bleibt aber rätselhaft.

Werbung für ein Outdoor-Label

Ein Blechkleid mit Geländeoptik inklusive Rammschutz, Kotflügelverbreiterungen und Kunststoffverkleidungen geben ihm ein robustes Aussehen. Trittstufen an den Seiten und am Heck erleichtern Einstieg und Beladung. Wer jetzt noch daran zweifelt, dass der Strada ein echter Naturbursche sein will, der wird schriftlich darauf hingewiesen. Die Heckklappe und die seitliche Plastikverkleidung verkünden "adventure", die Seitentüren tragen einen Lumberjack-Schriftzug, auf den Flanken steht ein spielerisch-leichtes "Natural story". Zu verdanken hat der Pick-up diese Bemalung, genauso wie den roten Lack, der 1273 Euro teuren Lumberjack-Ausstattung, die Fiat gemeinsam mit dem gleichnamigen Outdoor-Label entwickelt hat. Neben Lackierung und Schrift beinhaltet das Paket auch ein Lederlenkrad und Ledersitze, elektrisch verstellbare Außenspiegel sowie Fußmatten mit Lumberjack-Logo.

Überraschend wertig für ein Arbeitstier sind die Materialien und deren Verarbeitung im Innenraum. Die Sitze bieten ordentlichen Seitenhalt, das Lenkrad und der Schaltknüppel liegen gut in der Hand. Auch wenn sie etwas in die Jahre gekommen wirkt, die Mittelkonsole ist übersichtlich, die Knopfanzahl angenehm reduziert. Das Platzangebot im Cockpit ist ausreichend, in der zweiten Reihe der Doppelkabine geht es dafür kuschelig zu und auch der Einstieg zur Rückbank ist eher beengt. Dafür bringt ein manuell verstellbares Glasdach Licht ins Dunkel.

Wenig praxistauglich

Die Sicht nach vorne ist dank schmaler A-Säulen gut, nach hinten eher eingeschränkt. Vier Längs- und zwei Querstreben lassen die Welt durch die Rückscheibe kariert erscheinen. Die Ladefläche streckt sich hinter der Doppelkabine 1,08 Meter in die Länge und misst an der schmalsten Stelle zwischen den Radkästen 1,09 in der Breite.

Eine 1,20 x 0,80 Meter messende Europalette lässt sich darauf also nicht transportieren. Die gebremste Anhängelast beträgt respektable 1000 Kilogramm, schade nur, dass eine Anhängekupplung auch gegen Aufpreis ab Werk nicht zu haben ist. Wer dennoch eine wünscht, muss sich bei Zubehör-Lieferanten umsehen und sollte für Kupplung und Montage laut Fiat mit Mehrkosten von um die 1000 Euro rechnen.

Elastisches Dieselchen

Beim Anlassen brummelt der 1,3-Liter-Diesel gut hörbar vor sich hin und tuckert dann gemütlich los. Die Kraftentwicklung im unteren Drehzahlbereich ist gut. 30 km/h sind im dritten Gang möglich, lästiges Dauerschalten im Innenstadtverkehr entfällt. Etwas schneller unterwegs sein kann man mit dem Fiat zwar auch, die flottere Geschwindigkeit macht sich aber am Geräuschpegel des Motors bemerkbar. Ab 100 km/h wird er laut, spätestens bei 120 km/h wünscht man sich sehnlichst einen sechsten Gang.

Wobei das mit den km/h so eine Sache ist. Mit zunehmendem Tempo entfernen sich die Tachoanzeige und die satellitengestützte Geschwindigkeitsangabe des portablen Navigationssystems immer weiter voneinander. 140-Tacho-km/h entsprechen 124-Navi-km/h. Damit liegt die Abweichung gerade noch im zulässigen Toleranzbereich. Überzeugend erweist sich hingegen die Lenkung und das Fahrwerk. Bodenwellen werden ordentlich abgefedert, in rasanten Kurven bleibt der Strada lange neutral.

Günstig nur im Verbrauch

Ebenfalls positiv überraschte der Spritdurst des Pick-ups. Im Datenblatt wird der kombinierte Normverbrauch mit 5,3 Liter auf hundert Kilometer angegeben, im zweiwöchigen Test brauchte er im Schnitt moderate sechs Liter. Trotz seiner Unzulänglichkeiten ist der Italiener wahrlich kein Billigauto. Der von uns getestete Fiat Strada Adventure mit Doppelkabine und Lumberjack-Paket kostet stolze 22.396 Euro.


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