Cluster-Hardware für Wolfpack

Was sich bereits 1997 andeutete, war auf der diesjährigen Computex in Taipei kaum noch zu übersehen: immer mehr taiwanische Firmen setzen auf den Netzwerkmarkt, in der ganzen Bandbreite von der Low-Cost-Adapterkarte über SOHO-Equipment bis zur High-End-Bridge.

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Von
  • Jürgen Seeger
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Die alljährlich im Frühsommer stattfindende Computex in der taiwanischen Hauptstadt Taipei ist zwar nicht, wie die Veranstalter vermelden, die drittgrößte Computermesse der Welt. Aber immerhin konnten CETRA und TCA 892 Aussteller verbuchen; die Mehrheit von ihnen (805) beheimatet auf der Insel 100 km vor dem chinesischen Festland, die von der Fläche her kaum größer als Nordrhein-Westfalen ist, aber mit über 21 Millionen Menschen rund 20 % mehr Einwohner als das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland beherbergt. Über 76 000 Besucher zählten die Veranstalter in diesem Jahr, davon 16 225 aus dem Ausland.

Zwar ist die Computex traditionell PC- beziehungsweise peripherieorientiert, aber in diesem Jahr waren schon fast 100 Aussteller unter dem Begriff "Communications" zusammengefaßt. Nach 1997er Zahlen beträgt der Anteil der Netzwerk- und Tk-Firmen an der Gesamtproduktion der IT-Industrie Taiwans noch weniger als 5 %; unter den Ausstellern waren denn auch viele sehr kleine Firmen.

Auffällig ist aber der Wandel in der Angebotsstruktur, es geht nicht mehr nur um Modems und ISDN-Adapter für den einzelnen PC. Zyxel beispielsweise, bekannt und groß geworden als Modem-Company, hat mittlerweile auch Router sowie Hubs im Programm und zielt damit auf den ROBO-("Remote Office/ Branch Office"-) und SMB-("Small/Medium Business"-) Markt. PC-Hersteller Acer, der kürzlich in Deutschland Furore machte durch den Aufkauf der PC-Fabrikation von SNI, produziert in seiner Tochterfirma Acer Netxus neben Modems und Ethernet-Karten 100-Mbps-rack-mounted-Switching-Hubs und Carrier-Hardware wie den SDH-basierten AXS-3000. Und mit D-Link und Accton konnten gleich zwei Firmen Gigabit-Ethernet-fähige Switches präsentieren.

Ziel ist, so der gleichlautende Tenor in den Gesprächen auf den Messeständen, in naher Zukunft die gesamte Palette an Netzwerk- und Telekommunikationsprodukten anbieten zu können. Ausnutzen will man dabei die landestypischen Kostenvorteile. Wegen der im Vergleich zu PC-Komponenten geringen Stückzahlen steckt in höherwertigen Netzwerkprodukten viel Handarbeit. Die Lohnkosten liegen in Taiwan selbst zwar nur noch wenig unter denen in den USA oder Europa, aber bis zum Jahr 2000 soll fast die Hälfte der Produktion des weltweit drittgrößten IT-Hersteller-Landes ins Ausland verlagert worden sein, insbesondere in die VR China.

So sieht man in Taiwan gute Chancen, eine signifikante Rolle im Netzwerkmarkt spielen zu können. "Networking will be, after the computer and semiconductor industry, the third hi-tech industrial wave from Taiwan", so Paul Huang, Manager der Abteilung für Hochgeschwindigkeitsnetze des staatlichen Forschungsinstituts ITRI. Allerdings wird man vorerst auf die Rolle des Produzenten beschränkt sein, wobei Wert auf die Tatsache gelegt wird, daß nicht nur Bausteine montiert, sondern auch komplexe ASICs selbst hergestellt werden. Eine eigene Entwicklungstätigkeit und die damit verbundene Mitarbeit etwa in internationalen Standardisierungsgremien wird zwar für die nächsten Jahre angedacht, dürfte aber auf politische Hürden stoßen. Seit dem Rausschmiß des Inselstaates aus der UN zugunsten der Volksrepublik unterhalten die meisten Staaten keine offiziellen Beziehungen zu Taiwan.