IAA Mobility 2021 in München - der erste Eindruck aus den Messehallen

Mit dem Umzug nach München hat der VDA der IAA ein neues Konzept gegeben. Einiges ist neu und wirkt noch ungewohnt und viele Hersteller fremdeln offenbar noch.

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IAA München 2021

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
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Nachdem sich das bisherige Konzept 2019 als nicht mehr zeitgemäß erwiesen hat, findet die Internationale Autoausstellung in diesem Jahr erstmals in München statt. Aus der automobilen Leitmesse ist eine ökologische Leistungsschau rund um die Mobilität geworden. Offenbar warten viele große Hersteller erst einmal ab. Viele von ihnen fehlen, sei es aus Zweifel am neuen Konzept, sei es wegen der durch Covid-19 erschwerten Bedingungen.

Die Hoffnung ist, dass das neue Konzept mit dem Dreiklang aus Innenstadtevents, Messehallen und die Veranstaltungsorte verbindende Blue Lane bei den Besuchern ankommt. Dabei kann dem Veranstalter VDA kaum unterstellen, dass er bei der Neuauflage der IAA 2021 nicht mutig gewesen sei. Die echten Produktneuheiten halten sich allerdings in Grenzen. Der Großteil der Fahrzeuge ist bereits – real oder virtuell – in den vergangenen Monaten vorgestellt worden.

Premiere in Deutschland für den chinesischen Hersteller Wey

(Bild: Florian Pillau)

Größer ist jedoch das Problem, dass viele Autohersteller auf der IAA 2021 gar nicht mehr vertreten sind. So fehlen nicht nur die japanischen Hersteller mit Marken wie Mazda, Toyota, Subaru, Daihatsu, Nissan, Lexus oder Mitsubishi, sondern auch der komplette Stellantis-Konzern. Somit sind weder Opel, noch Citroën, DS, Fiat, Alfa Romeo, Jeep oder Peugeot auf der Messe vertreten. Ohnehin längst abgewunken haben im Vorfeld Edel- und Sportwagenmarken Maserati, Lamborghini, Aston Martin, Ferrari, Rolls-Royce, Bentley oder Bugatti und Rimac.

Während Jaguar Land Rover, Volvo oder die Amerikaner mit ihren zahlreichen Herstellern ebenfalls einen Bogen um die Messe in München machen, sind mit Marken wie Xpeng, Ora, Great Wall oder Wey einige Chinesen erstmals nach München gekommen.

Ora Cat, ein Elektroauto aus China in Golf-Größe, versprochen für 2022

(Bild: Florian Pillau)

Eine Reihe von Herstellern ist nicht auf dem Messegelände, sondern in der Innenstadt mit eigenen Markenwelten vertreten. Hier zeigen zum Beispiel auch Audi oder Porsche ihre Neuigkeiten.

Daimler stellt alle Modelle seiner Marken mit Elektroantrieb vor. Im Bild der Mercedes EQE.

(Bild: Florian Pillau)

Mercedes zeigt auf der IAA mehr als anderen Firmen. Dass die neuen Modelle Mercedes EQE, Maybach EQS, Mercedes G-Klasse oder Mercedes-AMG GT allesamt zumindest teilelektrisch angetrieben werden, verwundert kaum.

Eine Neuheit ohne Elektroantrieb? Nicht vorstellbar. BMW setzt ganz auf seine neuen Elektromodelle BMW i4 und BMW iX (Test) und will mit der Studie des I Vision Circular nahelegen, dass ein Auto auch im Einklang mit Natur und Recycling stehen kann.

Studie BMW Vision Circular

(Bild: Florian Pillau)

„Der Umgang mit CO2-Emissionen ist zu einem zentralen Bewertungsfaktor für unternehmerisches Handeln geworden. Dabei ist die entscheidende Währung für den Klimaschutz: Wie stark können wir den CO2-Abdruck von Fahrzeugen über ihren gesamten Lebenszyklus verringern?“, sagt BMW-CEO Oliver Zipse.

Volkswagen spielt die Autoshow an der Isar ebenfalls auf Sparflamme. Die Studie VW ID. Life als Einsteiger-Crossover des Jahres 2025 – das war es. Skoda oder Cupra – Fehlanzeige.

Volkswagen hat nur VW mitgebracht und setzt auf "Zero" (lokale Emission), wie es ganz oben über dem Stand schwebt.

(Bild: Florian Pillau)

Auf Drängen von CEO Luca de Meo sind Renault und Dacia doch noch auf den Messezug aufgesprungen und präsentieren als Neuheiten den elektrischen Renault Megane und den praktischen Dacia Jogger als günstiges Einstiegsmodell. Gefühlt das einzig neue Auto ohne Stecker.

Renault Megane electric - mit 60 kWh und Frontantrieb

(Bild: Florian Pillau)

Mit dem Jogger bietet Dacia wieder viel Auto fürs Geld - und wirft die Dieselmotoren von Bord. Als Alternative muss der bivalente Autogasantrieb herhalten.

(Bild: Florian Pillau)

Hyundai setzt als einer der wenigen asiatischen Hersteller auf die IAA 2021 und zwar mit dem Thema Nachhaltigkeit. „Im Rahmen der Unternehmensvision ‘Progress for Humanity‘ ist Hyundai Motor entschlossen, das Richtige für die Umwelt zu tun“, so Jaehoon Chang, Präsident der Hyundai Motor Company.

Man hört viele Bekenntnisse zu einer neuen Nachhaltigkeit. Passend dazu sind Stände oft vegetarisch dekoriert.

(Bild: Florian Pillau)

„Hyundai Motor verpflichtet sich, bis 2045 seine Produkte und Betriebe weltweit klimaneutral zu stellen. Zugleich investieren wir in sauberere Transportmittel und umweltfreundlichere Energielösungen, um eine bessere und nachhaltigere Zukunft für alle zu erreichen.“ Ab 2035 wollen die Koreaner keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr in Europa verkaufen.

Nachdem Messen wie die Internationale Automobilausstellung ihre mediale Relevanz als Taktgeber für Innovationen gerade in Europa weitgehend verloren haben, schauen nunmehr alle gespannt auf die Publikumstage.

Der Hallenplan zeigt eine eher übersichtlich belegte Fläche. Das liegt auch daran, dass es außerhalb der Hallen weitere Veranstaltungsorte im Stadtgebiet gibt.

(Bild: Stefan Grundhoff)

Bis zum 12. September öffnen die Open Spaces in der Münchner City und hier wird sich die Zukunft der IAA wohl entscheiden, denn hier stimmen die Bürger mit den Füßen ab und können sich die Neuheiten der jeweiligen Hersteller anschauen, ohne ein Messeticket lösen zu müssen. Wer dann noch tiefer eintauchen will, kann dies bei Probefahrten auf und abseits der Blue Lane tun, die Messezentrum an der Autobahn A94 im Osten der Stadt und den anderen Veranstaltungsorten in der City verbindet.

Motto von Bosch zum Thema "Technologieoffenheit"

(Bild: Florian Pillau)

Nachdem die Pandemie Planung und Umsetzung der IAA 2021 deutlich erschwert hat, spielt nun zumindest das Wetter mit. Bleiben als Unsicherheitsfaktor nur die zahlreichen Störaktionen, die konsumkritische Gruppierungen planen, um gegen die IAA zu demonstrieren. Von den mehr als 4500 zusätzlich nach München beorderten Polizisten zum Schutz von Messe und Veranstaltungsorten ist immer ein gut gepolstertes Grüppchen in der Nähe zu sehen.

Man fühlt sich gut bewacht - und leicht irritiert angesichts des Polizeiaufgebots.

(Bild: Florian Pillau)

Auf den meisten Messeständen geht es um Nachhaltigkeit, ökologisch korrektes Verhalten, alternative Antriebe oder intelligente Mobilitätskonzepte.

Ob sich jedoch die mehr als 70 Fahrradhersteller in einer der Hallen beim Publikum einer großen Nachfrage erfreuen und die Anbieter von Pedelecs oder Carsharing mit der IAA 2021 zufrieden sein werden, wird sich zeigen.

Ein vergleichsweise riesiges Thema auf viel Hallenfläche: Elektroräder in jeder Erscheinungsform. Dort blieben die Aussteller aber eher unter sich.

(Bild: Florian Pillau)

Zumindest eine zweite Auflage der IAA in München soll es 2023 auf jeden Fall geben. Dann hoffentlich ohne Pandemie, Mundschutz und Abständen zu Produkten und anderen Besuchern.

(fpi)