Cisco Live: CEO John Chambers übergibt seinen Hof

Zum letzten Mal hat Cisco-CEO John Chambers die Hausmesse Cisco Live eröffnet. Noch einmal warb er für fortlaufende Veränderungen bei Cisco und seinen Kunden. Noch einmal gab er IT-Sicherheit als oberste Priorität aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Cisco Live mit Hofübergabe eröffnet

(Bild: Cisco)

Lesezeit: 4 Min.

"Das ist meine Lieblingsveranstaltung", gestand Cisco-Chef John Chambers zur Eröffnung der 26. Cisco Live US am Montag (Ortszeit) in San Diego. Für ihn ist es die letzte Hausmesse, denn Ende Juli übergibt er
nach 20 Jahren an der Spitze die Konzernführung an seinen Mitarbeiter Chuck Robbins. Die Cisco Live markiert die symbolische Übergabe des Zepters. Chambers ist bei Mitarbeitern, Kunden und Partnern sehr
beliebt. Mehrmals spendete ihm die prall gefüllte Halle stehende Ovationen. Am Ende der Eröffnungsshow umarmten sich die beiden Männer herzlich.

"Wir haben gesagt, dass wir die Welt verändern werden. Und die Leute haben gedacht 'Das sind nur Techies'", blickte Chambers zu Beginn seiner gewohnt schwungvollen Rede zurück. Die Zeit von 1990 bis 2010 bezeichnet er als Informationszeitalter. Seither laufe das Digitale Zeitalter, welches seiner Meinung nach bis 2030 dauern wird. "Nur weil Sie im vorigen (Zeitalter) erfolgreich waren, heißt das nicht, dass Sie auch in diesem erfolgreich sein werden", rief er seinen Kunden und Partnern zu.

"Sie müssen sich dramatisch verändern, um zu gewinnen. Und Veränderungen machen uns unwohl, auch uns bei Cisco", gab er zu. Fortlaufende Veränderung, und das immer schneller werdend, ist Chambers
Überlebensrezept. "Beobachten Sie, wie schnell wir uns in den nächsten sechs Monaten bewegen werden. Dafür haben wir früher drei Jahre gebraucht." Und bis zum Schluss hat er etwas zu verkaufen: "Der Zugang
(zur Veränderung) muss von der Netzwerktechnik getrieben sein."

Der Mann der
schneller spricht als sein Schatten.

Cisco selbst habe sich von einem Verkäufer von Schachteln zu einem Anbieter von Ergebnissen gewandelt: "Wir konnten (nicht länger) Router und Switches verkaufen", sagte Chambers, "wir mussten Protokolle,
Dienste und Ergebnisse verkaufen".

Anhand mehrerer Beispielszenen stellte er auch sein zweites Lieblingsthema, das Internet of Everything (IoE), ins Rampenlicht. IoE darf man sich ungefähr als Internet of Things unter Einbeziehung von
Menschen vorstellen. Alle Lebensbereiche veränderten sich durch IoE, darunter das Einkaufen, die medizinische Versorgung und die öffentliche Verwaltung ohnehin.

Für Cisco gab Chambers erneut IT-Security als oberste Devise aus: "Tatsächlich beginnt und endet Informationstechnik im 21. Jahrhundert mit der Sicherheit. Es nützt der schönste Service und das beste Internet of Whatever nichts, wenn der Profit kriminellen Banden in den Schoß fällt."

Für den Manager geht es aber auch ganz unmittelbar um das Ergebnis seines eigenen Konzerns: "Cisco geht in keinen Markt, in dem es nicht mehr als 40 Prozent Marktanteil erreichen kann." Und das hat Cisco im
Security-Bereich noch lange nicht erreicht. Mit ein Grund ist die vergleichsweise kleinteilige Struktur des Marktes: "Die durchschnittliche Person in diesem Raum hat 40 bis 70 Security-Lieferanten", merkte Chambers an.

Chambers' Beliebtheitsgrad wird Robbins nicht so bald erreichen können.

Schließlich stellte Chambers seinen Nachfolger Robbins vor und beschrieb ihn als einen Mann, der zu seinem Wort steht. "Chuck spricht sehr langsam", was im Vergleich zu Chambers aber für die meisten Menschen
gilt, "das vermittelt Ihnen den Eindruck, dass er nicht die smarteste Person im Raum ist." Davon dürfe man sich aber nicht in die Irre führen lassen.

Chambers bleibt Cisco als Vorsitzender des Verwaltungsrates erhalten. Er verglich diese Position mit der Rolle von Großeltern, die mit den Enkeln nette Dinge unternehmen und deren Eltern gut gemeinte Ratschläge geben, nicht ohne hinzuzufügen: "Aber es ist Deine Entscheidung."

"Viele Übergaben scheitern, weil der CEO versucht, aktiv zu bleiben. Das wird hier nicht passieren", versprach der scheidende Manager dem neuen Firmenleiter, "ich werde Dein Ratgeber sein, aber nicht mehr." Zum Schluss durfte auch Robbins, der gelernter Mathematiker ist, lobende Worte sprechen: "John hat die Welt verändert." Robbins würdigte das soziale Engagement seines Vorgängers und betonte die vielen
"lächerlichen" Vorhersagen Chambers', die sich als korrekt herausgestellt hätten: "Es ist nicht gut, gegen ihn zu wetten."

Siehe dazu auch:

Cisco hat einen Teil der Reisekosten des Autors übernommen. (dz)